artige Haut, angenehme Gesichtszüge, in denen sich Frohsinn und Zufriedenheit
ausspricht etc. etc.«
Im Vergleich mit solchen Angaben, bei üenen man sich nur schwer
überzeugen kann, dass der Autor selbst geglaubt hat, was er - schrieb,
drücken sich die Neueren doch vorsichtiger aus, selbst wenn ,sie eine so
offene Partheisteilung zu Gunsten der Eingeborenen einnehmen, wie L iv in g -
s t o n e . Auch dieser hält, beinflusst durch biblische Vorurtheile, streng an
der Trennung der Kaffem von den Negern fest und behauptet das Vorkommen
von europäischer Gesichtsbildung, es fehlen aber wenigstens so
sanguinische Ausdrücke wie die obenerwähnten, er nennt sie »prächtige
Wilde«, was Jeder gern zugeben wird, und es ist ihm nicht eingefallen,
ihre Hautfarbe eher hell- als dunkelbraun zu bezeichnen. Noch mehr
dürfte man sich indessen mit der Beschreibung befreunden, wie sie ein
Missionar, der 15 Jahre unter den Zulu gelebt hat, mit Namen G r o u t ,
giebt *), welcher dieselben wohlgebildet, von guter Figur, meist aufgerichtet,
aber fast zu schlank nennt; an Grösse hält er sie den Engländern oder
Amerikanern im Durchschnitt für schwerlich gleich, — ihre Glieder zart, aber
wohl proportionirt, der ganze Bau mehr auf Beweglichkeit, als auf Kraft
berechnet, die vorherrschende Schattirung ist ein dunkeles Braun, welches
in ihren Augen die schönste von allen Farben ist/ etc.
Ein anderer Autor, ebenfalls ein Missionar und also auch unter dem
Einfluss gewisser biblischey Tendenzen, Ca l d e r woon 2), ist durch dieselben
doch nicht verhindert worden zu bemerken,* dass die Kaffern das wollige
Haar und viele auch die aufgeworfenen Lippen sowie die abgeplattete Nase
des Negers haben; nicht wenige von ihnen seien sehr dunkel. Da aber
viele nach seiner Angabe ausser dem wolligen Haar keine charakteristischen
Merkmale des Negers haben und siè oft auch hell gefärbt sind hei ziemlich,
wenn auch nicht völlig asiatischer Gesichtsbildung, so sieht er sich veranlasst,
ihnen eine Mittelstellung zwischen dem Neger und den asiatischen
oder malayischen Racen zu geben. Es ist traurig genug, dass einer der
nettesten Schriftsteller über diesen Gegenstand, W o o d , der sein Werk die
»Natural History o f Man a nennt (!), noch grasser, • wie irgend einer der
Alten, in die beliebten Lobgesänge verfallen ist. Er nennt die Kaffem
schlichtweg »lebendig gewordene Statuen«, die sich jeder Künstler gern als
Modell für sein Studium klassischer Formen wählen würde. Als Beweis
dafür, dass diese Behauptung richtig sei, führt W ood an, es hätte ein
amerikanischer Quäker, West, die Statue des Apollo vom Belvedére für die
Darstellung eines Mohawk — Indianers gehalten,3). Ein Buch, wo solche
Logik geübt wird, sollte man doch nicht »Natural History« nennen, wenn
*) Gr o u t , Zw/w-Land p . 94, 95.
2) Ca ld e rw o o d , Caffres and Caffre-Missions p. 32.
3) W. Natural History of Man Africa p. 12.
mir auch die Höflichkeit verbietet einen anderen, passenderen Titel dafür
vorzu schlagen.
Diese kurze Blumenlese, aus den Autoren, welche über den fraglichen
Gegenstand geschrieben haben, wird zur Genüge darthun, dass die Ansichten
nicht so übereinstimmend sind, um nicht, gestützt auf reiches Material, eine
eigene Darstellung geben und manche der früher aufgestellten Behauptungen
mit aller Entschiedenheit angreifen zu können.
Finden sich doch selbst über ein so äusserliches und leicht zu überblickendes
Merkmal, wie die Farbe der Haut, die ärgsten Widersprüche in
denselben. Dass dabei bald von Kaffern, bald von Zulu’s gesprochen wird,
kaiin Nichts dazu beitragen, den Zwiespalt zu heben; denn in den wesentlichsten
Grundzügen stimmen beide Abtheilungen überein, und die allgemeinen
Angaben, welche über eine gemacht werden, gelten daher cum grano
salis auch von der ändern. Aus diesem Grunde ist es nur erforderlich die
genaue Beschreibung eines Stammes zu geben und dann bei den folgenden
die Unterschiede namhaft zu machen, worin sie von dem vorher beschriebenen
etwa abweichen.
In der vorliegenden Arbeit wird von den Ama-xosa ausgegangen, weil sie
sehr charakteristische Repräsentanten der' A-bantu sind, für welche Gruppe
die nachstehenden Angaben ohne Weiteres gelten, in sofern nicht durch spe-
cielle Beifügung eines Stammnamens eine Unterscheidung gegeben ist. Um
bei dem einmal angeregten Gegenstände, der Hautfarbe, stehen zu bleiben, so
wurde es gegenüber den sich widersprechenden Ansichten der Autoren für
passend erachtet, die am häufigsten vorkommende Schattirung, um welche
bei dem grössten Theil der Individuen unvermischten Blutes die Pigmen-
tirung nur in engen Gränzen schwankt, direct beizufügen und es dem
Farbensinn des Lesers zu überlassen, ob er dieselbe hell- oder dunkelbraun
nennen will (Farbentafel Feld Nr. I ) 1). Sie ist in der Weise gewonnen, dass
ein Streifen Papier, auf dem naheliegende Töne felderweise aufgetragen
wären, unmittelbar über die Haut gespannt und der am genauesten damit
übereinstimmende bezeichnet wurde. Die Mehrzahl der Leser dürfte wohl
mehr für das Prädicat dunkelbraun sein, jedenfalls würde man sie nicht mit
der Hautfarbe eines von der Sonne gebräunten Europäers oder selbst eines
Arabers verwechseln.
Es kommen nun allerdings auch Färbungen vor, welche einer wesentlich
anderen Reihe angehören, und als Mittelton etwa den des Feldes Nr. 2
zeigen; diese sind indessen, wenn auch von regelmässigem Vorkommen,
doch keineswegs an Häufigkeit mit dem vorher erwähnten dunkleren zu vergleichen
und betragen nur wenige Procente der Bevölkerung, soweit sie
Individuen angehören, bei denen Vermischung wenigstens nicht nachweisbar
ist. Ob solche nicht dennoch dabei vorhanden ist, lässt sich mit
Feld 41 und 27 der BROCA’sc h e n Farbentafel (Mem. de 1. Soc. d’Anthr. II.) kommen
ihr am nächsten. Feld 28 entspricht etwa der helleren Varietät.