ernstlich zusammengerathen; es wird daher nöthig, jetzt die frühere Geschichte
dieser Länder nachzuholen. Der Ausgangspunkt der Bewegungen
war Natal.
Entwickelung der Zulu - Herrschaft und ihre Folgen.
Die Eingeborenen Natals kamen zuerst im Jahre 1686 bei der Expedition
zur Aufsuchung der Mannschaft des Schiffes Stavenisse in nähere
Berührung mit den Colonisten. Diese machten damals sogar mit einem der
kleinen Häuptlinge einen Vertrag, die Bay und das umliegende Land ihnen
abzutreten, doch als sie einige Jahre später zurückkehrten, fanden sie den
alten Häuptling gestorben, sein Sohn und Nachfolger gab ihnen folgende,
ungemein charakteristische Antwort: »Mein Vater ist todt, seine Felle sind
mit ihm begraben in seiner Hütte, welche über ihm verbrannt wurde, die
Stelle ist eingezäunt und es ist Niemandem erlaübt, sie zu betreten: Was
er aber abgemacht hat, es galt für ihn, ich habe Nichts dazu zu sagen.«
Das Land blieb auch noch lange im Besitz der zersplitterten Clan-
schaften, welche in ähnlicher Weise wie in Kaffraria sich unter einander
drängten und bekriegten, ohne dass ein Stamm eine besonders Hervorragende
Stellung erlangt hätte. Die Ama-Zulu konnten dies gewiss nicht beanspruchen,
sondern sie waren ein kleiner, herumziehender Stamm, der sich
keinen Kriegsruhm erworben hatte, aber durch den Handel mit Taback und
ändern Bedürfnissen der Eingeborenen bekannt war.
Das einzige Volk, welches seinem Namen schon in früherer Zeit einen
gewissen Klang verliehen hatte, waren die TJ'mtetwa, diese bewahrten noch
die Ueberlieferung ihres Herabrückens aus nördlicheren Gegenden, und man
darf mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die in alten Schriftstellern vorkommende
Bezeichnung Vatwah oder Batwa auf sie zu beziehen ist; sie
wurden unter diesem Namen auch anfangs und zwar nicht ganz mit Unrecht
in den Nachbargebieten (Delagoa-Bay) als die Erreger der beginnenden
grossen Kriege betrachtet1). Doch lag der eigentliche Ausgangspunkt für
die hereinbrechende neue Zeit in einem einzigen Manne, nämlich Chaka.
Dieser Mann wurde geboren im Jahre 1787 im Stamme der Ama-Zulu, doch
rettete ihn seine Mutter U’mnandi aus Furcht, sein Vater U'senzangacona2)
möchte ihn umbringen, zu den U ’mtetwa unter U°dingiswayo, wo die
Flüchtigen freundlich aufgenommen, und das Kind von seinem Beschützer
als zukünftiger Häuptling erzogen wurde.
!) Vergl. T h r e l f a l l ’s Brief 1823, abgedruckt in T h om p s o n ’s Travels a. Advent, etc.
I. p. 356.
2) Vergl. Stammbaum der Zulu - Häuptlinge p. 119.
Nach dem Tode seines Vaters kehrte der aufstrebende, etwa 30 jährige
Mann, welcher in der Fremde sich Kriegstüchtigkeit, sowie das Bewusstsein
eines gewissen Anhanges verschafft hatte, in die Heimath zurück, stürzte
seinen Bruder U ’sigujana, welcher den kurzen Besitz des Thrones mit dem
Leben bezahlte, und ergriff mit eiserner Faust die Zügel der Regierung
(1818). Ein Theil der U'mtetwa schloss sich an ihn an, der andere wurde
besiegt, und es begann so jene blutige Laufbahn, deren Wirkungen sich
durch ganz Süd-Afrika fühlbar machten. Jeder unabhängige Stamm galt
als feindlich, und wurde, sobald Chaka sich ihm gewachsen fühlte, mit Krieg
überzogen, worauf die Reste sich der Militairmacht des Zuluhäuptlings einordneten
oder flüchtig wurden. Wie diese Kriegszüge hauptsächlich in drei
Richtungen vor sich gingen, nördlich, westlich und südlich, so entstanden
auch drei Volksströmungen, weiche sich zwar mit einander vielfach verwickelten,
die aber nach ihrem Ursprünge verschieden waren und auseinander
gehalten werden müssen.
Die interessanteste, zugleich aber immer noch räthselhafteste ist diejenige,
welche unter dem Namen der Mantati (Ba-mantatisi) in den Berichten
erscheint, über deren Züge wir M o f f a t und T h o m p s o n die beste Auskunft
verdanken, wenn auch manche von den Schlussfolgerungen des
Letzteren unhaltbar erscheinen dürften. T h o m p s o n verlegt die Heimath der
Mantati in die Gegend von Harrismith, während dieser Landstrich im Anfang
des neunzehnten Jahrhunderts noch besetzt war von den Makololo, die auch
erst durch die Unruhen veranlasst wurden, nach Norden zu auszuweichen1).
Ferner geht aus ihrem Aeusseren, ihrer Kleidung und Bewaffnung unzweifelhaft
hervor, dass die Mantati überhaupt nicht aus so südlichen Gegenden
stammten und jedenfalls den Be-chuana näher standen als den Ama-zulu.
Als Beweis für diese Behauptung wird, was die Gesichtsbildung anbelangt,
auf die Portraits der Tafel XIII, XV und XVI im Vergleich mit den Abbildungen
der Zulu verwiesen, über die anderen Punkte hat T h o m p s o n
selbst die Daten gegeben. Aus diesen geht hervor, dass die Mantati sich
der Streitaxt bedienten, was die Ama-zulu oder ihre Verwandten nie thaten,
wohl aber die Be-chuana; ausserdem aber benutzten die Ersteren eine Waffe,
welche sonst in Süd-Afrika ganz unbekannt, im centralen Afrika aber von
regelmässigem Vorkommen ist, das Wurfeisen; dies hatte allerdings nicht
die charakteristische Gestalt des Trumbatsch der Njam-njam, sondern war
ein Mittelding zwischen der Streitaxt der Be-chuana und der erwähnten
Waffe, indem es ein stark sichelförmig gebogenes Eisen mit äusserer Schneide
an keulenförmigem Stiel darstellte, welches zum Wurf und zum Schlag
diente2). Ausserdem hatten die M an ta ti-Krieger den Fellschurz (.Pukoli)
*) Diese Angabe stütze ich auf die Autorität des Herrn S c h u l t h e i s s , früherer
Superintendent der Berliner Mission, der lange Jahre im Harrismith - District wohnhaft
war.
2) Vergl. T h om p s o n a. a . O. I . p . 307.