haltes nicht so leicht in Aussicht nahmen, sollen die Wohnungen innen
durch Bestreichen mit Lehm noch dichter gemacht worden sein j . doch scheint
dies jetzt ganz abgekommen zu sein; anstatt der Matten nimmt man zuweilen
auch alte Thierfelle und das Aussehen der Hütten wird dadurch noch malerischer,
ohne wesentlich an Sauberkeit zu gewinnen.
In den meisten Fällen haben die Nachkommen mit der nationalen
Kleidung heutigen Tages auch ihre altväterliche Hütte verlassen und wohnen
in kleinen Lehmhäusern, welche nach europäischem Muster gebaut sind;
die Mattenhütte hat indessen/ unter afrikanischem Himmel so mancherlei
Yortheile und Annehmlichkeiten, dass sie sich zuweilen auch neben dem
civilisirten Haus als Sommerlogis ihren Platz bewahrt hat.
3. Religion, Sitten und Gebräuche.
Uie Hottentotten waren, wie es die Reste noch heute erkennen lassen,
ein Hirtenvolk, welches sich wenig an die Scholle gefesselt erachtete, und
deren Wohnungen eigentlich nur dem Clima und den Verhältnissen angepasste
Zelte darstellten, welche man da aufschlug, wo die Bedingungen für
die herkömmliche Lebensweise sich am vollkommensten darzubieten schienen.
Sie hatten das Nomadenleben früherer Zeiten nie vollständig aufgegeben und
konnten es nicht wohl, indem eine stärkere Vermehrung der Heerden die
kleineren Vereinigungen stets zwang, zur Aufsuchung von genügender Weide
den Ort zu wechseln.
Diese Veränderungen der Wohnsitze gingen in der Regel nicht sehr
weit, weil sie die Rechte der benachbarten Stämme respectiren mussten,
und die relative Lage der einzelnen zu einander T\rurde dadurch gewöhnlich
nicht beeinträchtigt; das häufige - Umherziehen hatte aber eine noch grössere
Gleichgültigkeit gegen den Grundbesitz zur Folge,- als bei den A-bantu
vorhanden ist, welche den Ackerbau doch nicht vollständig vernachlässigten.
Wir haben keine zuverlässigen Nachrichten darüber, dass die Hottentotten
sich in den Zeiten ihrer Unabhängigkeit irgend wie mit dem Ackerbau
beschäftigt hätten, K o l b e n lobt zwar ihre Geschicklichkeit in demselben
ausserordentlich und führt an, dass die Colonisten sich in solchen Dingen
sogar bei ihnen Raths erholten, beklagt aber gleichzeitig, dass sie leider
durchaus nicht dazu gebracht werden könnten, Korn zu säen; es ist dies
eine von den Naivitäten des genannten Autors, welche man ihm nicht übel
nehmen darf.
Bei dem häufigen Wechsel des Aufenthaltes und der Gleichgültigkeit
der Eingeborenen gegen den Besitz von Grund und Boden erscheint es nicht
wunderbar, wenn sie dem Eindringen der Colonisten nur einen verhältniss-
mässig geringen Widerstand entgegensetzten; zuweilen Hessen sich die Führer
der einzelnen Horden bewegen, grosse Landstriche, welche sie als Weideland
zu benutzen pflegten, für weniges Geld officiell an die Europäer abzutreten.
So kauften die Holländer im Jahre 1672 die fruchtbare Gegend in
der Nähe des Cap, welche man als Hottentot’s Holland bezeichnet, und
gleichzeitig durch einen anderen Contract alles Land zwischen der Hout-
und Saldanha-Bay für den nominellen Betrag von je 4000 Realen; in Wahrheit
aber wurde einigen abhängigen kleinen Häuptlingen ein unbedeutendes
Geschenk an Waaren gemacht, um ihre Zustimmung zu erhalten. Wie weit
die Hauptleute berechtigt waren, einen derartigen Vertrag abzuschliessen,
ei&cheint mit Rücksicht auf das- Hin- und Herziehen der Stämme sehr
zweifelhaft, besonders da auch ausserdem diese sogenannten'Fürsten keineswegs
die Macht besassen, welche wir dabei vorauszusetzen pflegen.
Bei den Hottentotten war die Verfassung damals ähnlich, wie sie
noch heute sich bei den verwandten Stämmen der Namaqua und Korana
vorfindet. Die Grundlage ist auch hier patriarchalisch, indem jede kleine
Vereinigung bis hinunter auf die einzelne Familie ihren Vorsteher oder
Aeltesten hat, der dann bei grösseren Gemeinden Häuptling genannt wird,
während einer von diesen wieder die Oberhoheit über alle zu dem Stamm
zählenden kleineren Abtheilungen beansprucht. In allen Dingen *,L welche
das gemeinsame Wohl und Wehe des Stammes betreffen, ist aber der Beirath
des Häuptlings, gebildet aus den Aeltesten der angesehenen Familien,
von der grössten Wichtigkeit- Die' Verfassung liesse sich daher, wenn man
durchaus eine Vergleichung mit europäischen Verhältnissen, die stets etwas
Missliches- hat, aufstellen will, am ehesten mit einer constitutioneilen Mo-
narchie vergleichen.
Em Häuptling von bedeutenden persönlichen Eigenschaften wird leicht
das Despotische der Stellung herauskehren und den Beirath unterdrücken
können, während ein schwächerer sich führen lässt; häufig benutzen sie
auch diese Körperschaft aus Politik als einen Schild, hinter den sie sich
verstecken, um Verantwortlichkeit von sich auf jene abzuwälzen. Das ganze
Verhältniss bekommt auf diese Weise etwas Unsicheres, ohne dass man
berechtigt wäre zu sagen, sie hätten gar keine Häuptlinge und lebten in
republikanischer Verfassung. Schon in den frühsten Zeiten der Colonie
wird ausser den kleinen »Kapitainen«<i der benachbarten Horden von den
wirklichen Königen der Hottentotten berichtet, welche weiter im Land
wohnen sollten und » Choque« genannt werden (als einer der ersten galt
derjenige der Hancumqua). Dieselben hatten anfänglich bei der Unsicherheit
der über sie gemachten Angaben einen etwas mystischen Charakter; später,
als der Einfluss der Holländer sich anfing weiter und weiter in Süd-Afrika
zu verbreiten, und sie mit den bedeutenderen Führern der einzelnen Nationen
in* directe Verhandlung traten, verliehen sie diesen als äusseres Zeichen - der
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