.¡derselbe bleibt, nämlich das Gift der Wunde in genügender Menge zuzuführen
und möglichst lange in Berührung damit zu lassen. Dies ist ein
naheliegendes Gebot des gesunden Menschenverstandes und kann wohl nicht
als besondere Bosheit angesehen werden, wenn man überhaupt die Anwendung
vergifteter Waffen gutheissen will. Die Einrichtungen zielen darauf
ab, das vollständige Herausziehen des Pfeiles aus der Wunde zu erschweren
oder unmöglich zu machen, was auf verschiedene Weise erreicht ist.
Der Schaft wird stets gebildet von einem einfachen Rohr, ähnlich
unserm Phragmites, etwa 50 CM. lang, welches am einen Ende eine seichte
Kerbe für die Sehne trägt und zur Vermeidung des Spaltens dicht darüber
etwas umwickelt ist. Am ändern, ebenfalls umwickelten Theil wird die
Spitze in die Höhlung des Rohres eingesetzt, doch ist diese Spitze selten
einfach, sondern ist mehr oder weniger künstlich combinirt, wobei sich die
Intelligenz des Verfertigers in glänzendem Lichte zeigt. Auch das Material
ist wechselnd, indem entweder Knochen allein zur Verwendung kommt,
oder Knochen und Eisen, oder Eisen .allein, ja es findet sich im Berliner
ethnographischen Museum sogar ein Buschmannpfeil an dem eine kleine
Glasscherbe die Spitze bildet (der mittlere mit breiter Spitze in Figur 73
stellt ihn dar). In der Regel besteht der vordere Ansatz aus zwei Theilen:
zunächst am Schaft einem cylindrischen, beiderseits zugespitztem Knochenstück,
welches nur den Zweck zu haben scheint, das Gewicht des Pfeiles
zu vermehren, und der eigentlichen Spitze, zu deren Befestigung ein kurzes,
röhrenförmiges Zwischenstück dient. Die Spitze ist entweder ganz einfach
aus einem Knochen geschnitzt, oder der knöcherne Stiel trägt vorn ein dreieckiges
Plättchen von Eisen, welches dann der allein scharfe Theil des
Ganzen ist. Zuweilen ist an den Pfeilen eine nach rückwärts sehende,
spitz geschnittene, Federpose befestigt, oder der Stiel der Spitze ist bis zu
einer gewissen Tiefe eingekerbt; und es leuchtet ein, dass so construirte
Pfeile einen sehr geringen Halt in sich haben, sobald man versucht, sie
nach rückwärts aus der Wunde zu entfernen; die Spitze wird durch die
Widerhaken, in die sie ausläuft oder die noch besonders angefügten zurückgehalten;
sie bricht, wenn eingekerbt, ab, oder der Stiel der Spitze verlässt
die Höhlung des Zwischenstückes, in die sie nur locker eingesetzt ist und
man verliert dadurch den Halt an dem tiefer eingedrungenen Theil. Es
wird also so jedenfalls der Zweck erreicht, die Wunde in möglichst innige
Berührung mit dem Gifte zu bringen, welches die Spitze sammt ihrem
cylindrischen Stiel überzieht. Es bildet auf diesem Theil der Waffe leicht
kenntliche Figuren, die mittelst eines rohen Pinsels aufgetragen werden,
sei e s, dass sie den Stiel in Gestalt von Spiralen oder Ringen umziehen
oder reihenweise geordnete Punkte darstellen, während die eigentliche Spitze
oder das eingefügte dreieckige Plättchen einen gleichmässigen dicklichen
Ueberzug zu tragen pflegt.
Von der Form des Pfeiles mit dem dreieckigen Metallplättchen als
Spitze hat bereits B u r c h e l l eine gute Abbildung gegeben und mehrere
neuere Autoren haben sie wieder aufgenommen oder ähnliche gegeben1) ; die
untenstehende Figur stellt daher auch einige andere etwas abweichende dar,
welche ich selbst aus den Händen verschiedener Buschmänner empfing2) ;
unter diesen ist eine Spitze (die nach rechts oben sehende) von Eisen, eine
trägt das dreieckige Plättchen als Spitze, eine, wie erwähnt, eine Glasscherbe,
die anderen sind ganz knöchern, und zwar nimmt der Buschmann für diesen
Zweck besonders gern die Beinknochen des Strausses wegen ihrer Festigkeit
und Elasticität.
Fig. 73. Buschmann-Waffen.
Der zugehörige liogen hat nicht ganz Meterlänge und ist roh gearbeitet,
ein andrer, den ich besitze, ist ähnlich aber noch schwächer und
unregelmässiger als dieser; an den Enden und in der Mitte ist er mit demselben
Material umwickelt, welches sich an den Pfeilen befindet, und aus
• l) tVoOD a. a. O. p. 284 u. 289, auch T h e o p h . H a h n bildet in seinen trefflichen
Aufsätzen über die Buschmänner die Pfeilspitzen ab. Globus 1870, p. 104.
2) Der Zeichner hat .die Spitzen meist zu dürftig dargestellt, auch verkannte er die
Spirallinien des Giftes, die auf meiner Skizze angegeben s in d , für eingeschnittene Vertiefungen1,
was ich zu beachten b itte ; das letztere gilt besonders von der nach rechts unten
sehenden Spitze.
F r its c h , Die Eingeborenen Süd-Afrika’s. 28