»stupendeously thick« und keinen treffenderen Vergleich findet als mit gelben
Kröten, von denen sie sich nur durch etwas bedeutendere Grösse unter-
schieden (Sic!).
So plausibel also im ersten Augenblick die Theorie von dem Verkommen
in der Wüste erscheinen mag, dürfte sie doch schwerlich den Umstand
erklären, dass gut gepflegte Kinder der Buschmänner unter den günstigsten
Verhältnissen dieselben Merkmale zeigen. Aber auch anderweitige That-
sachen sprechen auf das deutlichste gegen diese aprioristische Annahme.
Die östliche Colonie, der Oranje-Frijstaat, das ganze Littorale bis zum
Cap sind' jedenfalls reicher von der Natur ausgestattet als die Kalahari-W'xhte
und die angrenzenden öderen Gegenden des Be-chuana- Landes. Waren
es also die Einflüsse der Lebensweise, die Entbehrungen aller Art und die
Fig. 66. Buschmänner des Orange-Freistaates.
Verlassenheit, was den Buschmann zum Buschmann machte, so mussten
jedenfalls die armseligen Bewohner der Wüste die verkommensten unter
allen sein. Merkwürdiger Weise ist dem aber keineswegs so, sondern die
einsamen Wüstenwanderer, besonders weiter im Norden, sind wahre Prachtexemplare
ihres Stammes und überragen durch körperliche Entwickelung,
wie man aus den Ueherlieferungen und an den Kesten der heutigen colonialen
Bevölkerung (die ja fast durchgängig wenigstens in halbcivilisirten Verhältnissen
lebt) zur Genüge sehen kann, ihre Landsleute, die seit Alters die
fruchtbareren Gegenden inne hatten, Districte, denen durchaus gleich, welche
nach der Ansicht der klimatologischen Philosophen dem KafFern zu seinem
vielgepriesenen Körperbau verhalfen (!?).
In der Kalahari erhebt sich die Statur des Buschmannes; wenn auch'
immer noch unter der Mittelgrösse, tri fit man doch öfters Individuen, welche
ihr nahe kommen. Die Gestaltung ist die der Race eigenthümliche, aber
die Formen sind regelmässiger und es liegt eine gewisse natürliche Anmuth,
man möchte sagen Eleganz in der Haltung und Bewegung der dürren,
trainirten Gliedmassen, welche unter südlicheren Stammesgenossen den
Erwachsenen abgeht, und die in sc ha r f em G e g e n s a t z zu den e rb ä rml
i c h e n B a - k a l a h a r i steht (vergl. bei Fig. 67 die stehende Person).
Auf Schönheit machen indessen auch die am besten Gebildeten unter
ihnen keinen Anspruch, die' Grazien haben nicht an ihrer Wiege gestanden
(zumal da sie überhaupt nicht in eine solche gekommen sind) ; es giebt nur
wenig Züge in der ganzen Erscheinung, die ansprechend wirken, aber viele
abstossende.
Die durch ihre bereits beschriebene, eigenthümliche Textur verunstaltete
Haut wird durch ihre Farbe um Nichts verschönert, indem dieselbe
dunkler ist als die der Hottentotten, und sich auch die Schattirung
wesentlich von der letzteren unterscheidet; denn während hier in' allen
Varietäten ein schmutzig gelblicher Ton zu Tage tritt, neigt sich dort die
Grundfärbung mehr nach dem Kupferrothen h in , ohne dass Eisenocker eingerieben
zu sein braucht. Das Feld Nr. 7 der Farbentafel stellt diese häufigste
Pigmentirung der Buschmänner dar, sie nähert sich aber durch Färbungen
wie Feld Nr. 8 zuweilen denen der Hottentotten, und zwar um so öfter,
als ja unzweifelhaft zahlreiche Vermischungen beider Völker Vorkommen;
F r i t s c h , Die Eingeborenen Süd-Afrika’s. 2(J