sie gezwungen, denselben wieder auszustossen, so thun sie dies gleichzeitig
mit dem genommenen Wasser und dem durch den Reiz secemirten Speichel
mittelst eines Röhrchen, wobei sie gern mit der Spitze desselben
allerlei Figuren ihrer Einbildung in den Sand zeichnen.
. Die Folge der beschriebenen unverständigen Gewohnheit ist zunächst
heftiger Hustenreiz mit Thränen der Augen und Speichelfluss; die Raucher
überwinden zwar nach einiger Zeit diese unangenehme Nebenwirkung, dafür
tritt aber bei anhaltend fortgesetztem Rauchen häufig eine Art von1 Trunkenheit
ein, welche sich bis zur Sinnlosigkeit steigern kann und dann energische'
Wiederbelebungsversuche nothwendig macht. Die Rauch-Kameraden
sind dazu verpflichtet, sich gegenseitig solchen Liebesdienst zu erweisen,
der, je nach dem Grade der Betäubung, mehr oder weniger handgreiflich
ausfallt, und wesentlich in kalten Uebergiessungen, Rütteln, Stossen und
Treten besteht. Sowohl die zeitweise Nothwendigkeit einer solchen Unterstützung,
so wie der Umstand, dass der ganze Vorgang des Rauchens
eigentlich in zwei Acte zerfällt, in deren zweitem die Pfeife dem Raucher
lästig sein wird, machen es begreiflich, dass diese Unterhaltung als Regel
m Gesellschaft vorgenommen wird, ohne dass;sich an den Gebrauch des
Tabackes ein solcher förmlicher Cultus knüpfen müsste, wie ihn W ood für
das Rauchen und Schnupfen ausführlich beschreibt. So soll z. B. der Kaffer
es für unschicklich halten, einen Ändern um Taback zu ersuchen, sondern
durch Umwege, indem er fragt, »was der Andre ässe«, wenn er ihn
schnupfen sieht u. s. w ., seinem Ziele näher kommen. Nach meinen Erfahrungen
ist aber unter den Zulu eine der gewöhnlichsten Redensarten,
welche unmittelbar dem Grusse:- »Na ke bona«, folgt: »Shi hele u’guaihi
auf Deutsch: Gieb mir Taback! Dass, manche Sonderbarkeiten in**dieser,
wie in vielen anderen Beziehungen zeitweise beobachtet werden, ist unzweifelhaft
und bei dem eigenthümlichen eitlen Charakter der Kaffern wohl
begreiflich, es soll nur die B e s t ä n d i g k e i t des Vorkommens, sowie das
S y s t em, welches man hineinconstruirt hat, in Ahrede gestellt werden.
Ausser den Tabackspfeifen verfertigt der Kaffer auch andere Pfeifen,
um damit sein Vieh oder seine Hunde zu rufen, welche aus Röhrenknochen
oder Elfenbein gemacht und in der Weise, geblasen werden, wie man auf
einem hohlen Schlüssel zu blasen pflegt; dooh pfeift der Kaffer auch ohne
Instrument unter alleiniger Benutzung der Finger mit auffallender Kraft,
wozu die dicken, aufgeworfenen Lippen das Ihrige beitragen mögen.
Die Hand-Werkzeuge, mittelst deren die beschriebenen
Waffen und Geräthe gefertigt werden , sind noch primitiver wie diese selbst,
und darin liegt das Hauptverdienst des Arbeiters. Hier, wie ‘fast überall
in Afrika, ist Zeit kein Gegenstand, und Ausdauer muss die durch mangelhafte
Werkzeuge gebotenen Schwierigkeiten aüsgleichen. Die anerkennens-
wertheste Leistung des Kaffem im industriellen Gebiete ist unstreitig die
Bearbeitung der Metalle, besonders des Eisens, wenn auch diese Kunstfertigkeit
an ändern Orten von den Eingeborenen noch weiter gefördert
worden ist. Die zum Schmieden nöthigen Geräthschaften werden in ähnlicher
Weise in einem grossen Theile des afrikanischen Continents in Anwendung
gebracht und bestehen hauptsächtlich aus zwei cylindrischen
Blasebälgen von Thierhäuten, die oben offen, aber mit je zwei parallelen
Stöcken versehen sind, während unten ein Kuhhorn mit durchbohrter Spitze
angefügt ist, um den Luftstrom in das Feuer zu leiten; das Versengen der
ausführenden Spitzen wird verhindert durch Einleiten derselben m ein
thönernes Ansatzstück von eonischer Gestalt, welches die Verbindung mit
dem Feuer vermittelt. Gebraucht wird der einfache Apparat in der Weise,
dass eine Person zwischen den Blasebälgen niedersitzt und sie abwechselnd
hochzieht und wieder zusanimendrückt, indem sie beim Hochziehen die mit
Zeigefinger und Daumen gehaltenen Stöcke öffnet, beim Niederdrücken
zusammenpresst. Die dadurch erzeugte Hitze kann wegen dem seitlichen
Ausweichen der Luft in der irdenen Tülle nicht sehr beträchtlich sein, doch
reicht sie hin, um Eisen so weit zum Glühen zu bringen, dass es sich
schmieden lässt. Dies geschieht meist mit entsprechend geformten Steinen,
die einfach in der rechten Hand gehalten werden, auf einem flachen Stein
als Ambos, was natürlich eine unendlich mühsame Arbeit ist. Zugleich
lehrt der Umstand, dass der Kaffer im Stande ist in so unmittelbarer Nähe
des glühenden Eisens zu arbeiten, wiederum die schon oben (vergl. p. 14)
betonte Unempfindlichkeit und Derbheit der Haut der Extremitäten bei
diesen Stämmen. Ausser den einfachen conischen Hämmern finden sich auch
zuweilen solche Werkzeuge von geringem Gewicht, die den1 europäischen
im Wesentlichen in der Form gleichen, vielleicht überhaupt solchem Einfluss
ihren Ursprung verdanken.
Schon F l e m in g *) hat in seinem Reise-Werk einen Kafferschmied bei
der Arbeit dargestellt und den Vorgang beschrieben; an Stelle der irdenen
Ansatzröhre waren die Kuhhörner in diesem Falle in einen durchbohrten
Termitenhügel geleitet. Die von W o o d 2) gegebene Abbildung über denselben
Gegenstand ist recht ansprechend componirt, dabei aber, wie leider
bei ihm öfters vorkommt, kritiklos, da die Blasebälge nach seiner Darstellung
die Luft durch dieselbe Oeffnung ansaugen sollen, durch welche sie
beim Niederdrücken ausströmt, ein Verfahren, das nothwendig zur völligen
Unterbrechung oder wenigstens zur ausserordentlichen Verminderung des
Effectes führen müsste. Ferner ist eine Figur eingefügt, mit Zerkleinern
des Erzes beschäftigt [crushing the ore), als wenn durch den beschriebenen
einfachen Apparat sich Eisenerz ohne Weiteres in Roheisen verwandeln liesse.
Unmittelbar dahinter führt der Autor eine von M o f f a t berichtete Anekdote
an, wie die Matabele beim Anblick einer zusammengeschweissten, eisernen
*) Southern Africa pag. 227.
2) W. a. a. O. p. 98.