S. v a n d e r S t e l l , welche erwähnt, dass das Schiff »Voorhont« im Jahre 1 6 7 8 ,-
unter 20° 58.' südlicher Breite, zwei Sclaven, K a f f e r n , zu billigem Preise
gekauft hätte*). Da der Sclavenhandel an der Ostküste Afrika’s hauptsächlich
in den Händen von Muhamedanern war, so erscheint es nicht
wunderbar, dass die betreffenden Individuen unter solcher Bezeichnung überliefert
wurden, und die der holländischen Sprache eigentümliche Verdoppelung
der Consonanten erklärt hinreichend das Erscheinen des zweiten »f«.
Diese Entstehung des Namens macht es auch begreiflich, warum sich im
Verlauf der frühesten Berichte eine solche Unsicherheit in der Anwendung
desselben zeigt; denn wenn auch von dem genannten Zeitpunkte an der
Ausdruck häufiger zu erscheinen anfängt2), so wird er doch nicht consequent
für dieselben Stämme gebraucht. Während in den Instructionen, welche
dem Schiff »Grundel« für eine Entdeckungsfahrt längs der Westküste mitgegeben
wurden, gesagt ist, man dürfte daselbst einen Eingeborenenstamm
»Kaffern« antreffen, finden sich in dem Bericht der geretteten Mannschaft
des an der Küste von Natal untergegangenen Schiffes »Stavenisse« (1687
untergegangen, 1688 Mannschaft aufgenommen)., durch welche zuerst eine
genauere Kenntniss der dortigen Stämme erlangt wurde, verschiedene Ausdrücke
untermischt: bald werden die Eingeborenen »Hottentotten«, bald
»Caffern«, bald »Magosche K afirn«, bald »jenes flachnasige Volk« genannt3).
Später als die Kolonisten die Stämme besser kennen und unterscheiden
lernten, fixirte sieh der Name auf die östlichen Ins herauf nach Natal, ohne
dass man weiter an seinen Ursprung dachte,' und heutigen Tages nennt der
Boer4) jeden Afrikaner von schwärzlicher Hautfarbe »Kaffer«, gleichviel
aus welcher Gegend derselbe stammt.
Ein so zufällig entstandener, nichtssagender Name ist natürlich von
wenig Nutzen und es sind daher mehrfach neue Benennungen in Vorschlag
gebracht worden, um die ganze Völkerfamilie zu bezeichnen. Während
einige Autoren sich des Wortes »Omanern, bedienten, welches aber schon
an einen Theil der Stämme vergeben ist, gebrauchten andere den Ausdruck
»Zingier »5) , abgeleitet von Zingis, dem alten Namen für Zaiiguebar. Diese
Uebertragung erscheint indessen sehr willkührlich und hat Ruch im
1) Antw. d. Rathes auf v. d . S t e l l ’s D e p .: Cape Rec. p. 376.
2) Cap. Rec. p. 385 »Kaffer-Sclaven« als brauchbar aber sehr zur Desertion geneigt,
geschildert. Ein'Mädchen verurtheilt von »Kaffern« gepeitscht zu werden.
3) Cap. Rec. p; 427—28. Die Berichte zählen der Reihe nach, von Norden beginnend,
folgende Stämme auf:
Die Semboes = Ama-Bambu s. Sembu, ein ZWw-Stamm,
- Mapontemousse = Ama-Pontemuse,
- Maponte - =~Ama-Ponda,
- Matimbe ~ . == 'Ama-Tembu.
- Magryghas — ein Hottentott-Stamm (?).
*) Bezeichnung für die im Lande geborenen Kolonisten.
5) Gr o u t , ZWw-Land p. 60.
Lande selbst keinen Anhalt, wesshalb man wenig zu ihrer Empfehlung
sagen kann.
Endlich findet sich in den Autoren noch der Name »A-bantue*), welcher
allein den Vorzug hat, von den Eingeborenen selbst angewendet zu werden.
Das Wort bedeutet allerdings nur »Leute, Menschen«, aber solche von ihrer
eigenen Natur; denn die weissen Menschen werden im Gegensatz dazu
»Ama-hlungn genannt. Mit Rücksicht auf diesen Umstand ist man wohl berechtigt
den Namen beizubehalten, und er soll daher auch fernerhin im
vorliegenden Buche zur Bezeichnung der ganzen Völkerfamilie gebraucht
werden.
Alle Stämme, welche zu den A-bantu gehören, zeichnen sich aus
durch eine dunkele, schwärzlich pigmentirte Haut und wolliges Haar, dessen
Länge und Beschaffenheit sehr variirt, das aber n ie s c h l i c h t o d e r s t r a f f
wird. Die ebenfalls sehr veränderliche Hautfarbe geht durch die verschiedensten
Nuancen vom tiefen Sepia bis zum Blauschwarzen; fahle, matte
oder röthliche Pigmentirungen sind als abnorme zu bezeichnen, wenn solche
auch häufig genug Vorkommen. Der Körper ist meist kräftig entwickelt;
der Schädelbau ist dolichocephal und hoch, also nach W e l c k e r *»hypsisteno-
cephah; die Gesichtsbildung ist bei reiner Race n i e w i r k l ic h e u r o p ä is c h ,
sondern zeigt einen abweichenden Typus, dessen Eigenthümlichkeiten bei
der speciellen Beschreibung der Stämme genaue Berücksichtigung finden
werden.
Ihre Sprachen gehören sämmtlich zu der Gruppe der sogenannten
praefix-prmominalen und bilden den Hauptkern derselben, indem sie ausser
der B a n tu -F am ilie nur noch die viel unbedeutendere M en a - und G ö r -
Familie in sich begreift..
Die südafrikanische Abtheilung allein zerfällt nach Dr. B l e e k in vier
Species: K a fir, Se-chucma, Tegeza und 0 T y i- herer.o; zur ersteren gehört
die eigentliche. Kafir- , die ¿fw/w-Sprache und der Ma-swazi-Dialect, zur
zweiten das Se-rolong , . $e-suio und Sß-tlapi, zur dritten die Ma-ncolosi-
Ma-1xmga und yiu-ldoenija Dialekte.
Die physikalische und politische Eintheilung hat die Stämme nur
wenig anders zu gruppiren, als die sprachliche. Abgesehen von den letztgenannten,
deren Gebiet schon über die Gränzen. hinausliegt, welche sich
der Verfasser gesteckt hat, zerfallen sie. nach der geographischen Lage in
die östliche Gruppe, welche Stämme nach ihren Hauptrepräsentanten gewöhnlich
als Amar-zulu und Ama^xosn oder eigentliche Kaffern unterschieden
werden, die mittlere, Be-chuana und die westliche O va-lierero oder Damara.
Ihrer Geschichte nach an Rang gleichstehend mit den Zulu und Xosa, aber
zur Zeit viel geringer an. Macht und Aussehen sind die Ama-swazi, die
‘*1- D e . B l e e k , Zulu-Leg. p . 88.