meinen Tänzen. So führten die Ba—rolong bei der Anwesenheit des Prinzen
A l f r e d in Bloemfontein einen grossen Kriegstanz aus, durch die Colonisten
selbst dazu bewogen, welche dem Gaste eine interessante Schaustellung
bereiten wollten. Getanzt wird natürlich doch, denn die Be-chuana wären
keine richtigen Afrikaner, wenn sie die mimischen Tänze verschmähten,
welche durch den ganzen Continent verbreitet sind, doch geht es bei ihnen
ohne solch imposantes kriegerisches Gepränge ab, wie es die Ama-zulu
liehen. An Stelle desselben spielt das musikalische Element eine grössere
Rolle und zwar wird die Musik erzeugt durch kleine Rohrflöten, ganz ähnlich
denjenigen, welche bei uns von Kindern zum Spielzeug gefertigt werden.
Dies einfache Instrument wird von den Tanzenden selbst mit grösser
Fig. 47. Abgeärndtete Felder mit den Vorratbstöpfen im Ba-luiena - Gebiet.
Andacht geblasen und giebt in seiner einfachen Tonfolge mehr den Rhythmus
als irgend welche Melodie an. Trotzdem versetzt der’blosse Gedanke an
ein solches »Rohr«, wie der ganze Tanz wegen der Anwendung der Rohrflöten
genannt wird, die meisten Be-chuana in grosse Aufregung..
Musik übt überhaupt in jeder Form auf diese Stämme eine besondere
Anziehung und sie haben daher auch die anderen Instrumente der Eingeborenen
in Gebrauch, das weit verbreitete, auf Seite 133 beschriebene Oubo
der Kaffem, Tumo im Se-ehuana, ebenso wie ein weiter unten bei den
Koi-koin zu beschreibendes, die Gcurrae (Lesiha) , welches fast von allen
Stämmen angenommen worden ist.
Ausserdem benutzen sie zuweilen europäische Instrumente unter denen
sie nicht die Fidel bevorzugen, welche unter den afrikanischen Sclaven in
Amerika eine so grosse Rolle spielt, sondern die Zieh- und Mund-Harmonika.
Es scheint, dass die. getragenen, schwebenden Töne solcher
Harmonika’s ihrem Geschmack am meisten Zusagen. besonderes Talent
verräth sich nicht bei ihren musikalischen Productionen, doch sind sie im
Stande, eine einfache Melodie aufzufassen und sie einigermassen kenntlich
wiederzugeben.
Die Missionäre im Be-chuana-Lande haben daher gewiss mit Recht
der religiösen Musik in ihren Andaehtsübungen einen bedeutenden Platz
eingeräumt und es gelingt ihnen auch, die Eingeborenen zur Betheiligung
am Gesänge zu bewegen. Ich seihst hatte für längere Zeit einen Mo-chuana
im Dienst, welcher mir mit» grösser Andacht auf der' Mund-Harmonika
Psalmen vorblies, die er sieh seihst einstudirt hatte; wenigstens, erklärte er
die wirre Folge von getragenen Tönen, die nur an sehr vereinzelten Stellen
etwas Gesetzmässiges erkennen Messen, für solche Musik. Tanzstücke
wollte er nicht spielen, indem der fromme Mann solche in seinem holländischen
Jargon als »Zatan zijn goedv. bezeichnete.
Auch die Frauen führen nächtlicher Weile' nach Beendigung der
schweren Tagesarbeit noch Tänze auf, wobei sie sich nach eintönigen, ge-
Fig. 48. Be-cliuanafrauen beim Plaudern.
sungencn Melodien unter taktmassigem. Zusammenschlagen der Hände in
Reihen bewegen, während immer eine als Vortänzerin einige Schritt vor
den Uebrigen ihre Pas ausführt, bis sie, ermüdet, einer ändern Platz macht.
Es ist wunderbar genug., dass die Frauen , trotz ihrer gedrückten Stellung,
sich noch so munter und zuweilen sogar vergnügt zeigen. Sie erscheinen
gar nicht so mit Arbeit überladen, als sie wirklich sind und ihre
Geschwätzigkeit haben sie gewiss unter dem Druck nicht verloren.