neuen Anhängern verschaffte. Der bisher noch wenig jenseits des Orangeflusses
vorgedrungene Strom kam dadurch auf’s Neue in Bewegung, und
langsam zogen die schweren Wagen vorwärts durch die Steppe, als gäbe es
Niemanden in der Welt, der den Boeren das Vordringen verwehren könnte.
Aber schrecklich wurden sie aus ihrer Lethargie geweckt, als plötzlich ITm-
selekazCs grimmige Schaaren die Ahnungslosen überfielen und erbarmungslos
alles Leben vernichteten. Vom zweiten Trupp, den die Matabele überfielen,
retteten sich indessen ein paar Männer auf schnellen Pferden, und es gelang
ihnen, die Folgenden zu warnen, welche, ihren Zug unterbrechend, sich
eiligst mit den Nächsten zu einem »Laager« vereinigten.
Diese Laager sind eine Specialität Süd-Afrika’s , wie die mächtigen,
vierrädrigen Zeltwagen, die sie zusammensetzen, und werden so formirt, dass
man die Deichsel eines solchen Wagens unter den vorhergehenden schiebt
und so, einen mit dem ändern verbindend, einen Kreis oder Viereck bildet,
dessen innerer Raum die Vertheidiger des Ganzen und das Zugvieh aufnimmt.
Die zwischen den Rädern bleibenden Lücken werden durch Dornen-
büsche geschlossen. In solchem nur von wenigen Wagen gebildeten Laager
erwarteten die Boeren den Anprall der vom Blute berauschten Feinde und
kämpften einen Verzweiflungskampf gegen die dichten Schaaren von wüthen-
den Gegnern, welche sich vergeblich bemühten, das schnell geschlossene
Bollwerk zu nehmen. Auf kürzeste Entfernung schossen die Eingeschlossenen
ihre mit einer Handvoll Posten geladenen Elephantengewehre auf die Andringenden
ab, die Weiber luden hinter ihnen die abgeschossenen »Roere«
wieder oder schlugen die unter den Wagen Durchkriechenden mit Aexten
nieder, bis die Umgebung des Laagers ein dichtes Feld voll Leichen dar-
stellte. Nach stundenlangem, vergeblichen Bemühen verzweifelten die Angreifer
am Erfolge und wichen, verfolgt von den auf die Pferde gesprungenen
Ansiedlern.
Obgleich in dieser Metzelei bei Vechtkop am Vet-Rivier (1836) Hunderte
von Matabele die Wahlstatt bedeckten, hielten die Boeren das vergossene
Blut der Ihrigen noch nicht für gerächt; sie durften wohl auch dem
grausamen TT>mselekazi nicht trauen, und sobald sie sich stark genug fühlten,
machte sich eine kühne Schaar von nur 200 Reitern unter Gerrit Maritz
auf, den Löwen in seinem Lager aufzusuchen. Von den Magalie$-RQxgQn
aus hatten sich die Matabele schon früher westwärts gezogen und unter
Vertreibung der Ba-hurutse in Mosega eine Niederlassung gegründet. Diesem
Ort galt der Besuch der Boeren und die Ueberraschung glückte ihnen so
vollständig, dass von den Umzingelten nur geringer Widerstand - geleistet
wurde, und die Angreifer nach Tödtung einer grossen Zahl der Einwohner
den Ort verbrennen konnten. Der kühne und glückliche Schlag dämpfte
TT mseleTcazi's Kriegsfeuer, er sammelte seine Schaaren und entwich nordwärts
, um sich weniger hartnäckige Gegner aufzusuchen. Unterdessen trafen
zahlreiche Nachschübe von Auswandernden von der Colonie aus ein, darunter
auch eine Schaar unter dem ehrwürdigen Patriarchen Jacobm Uys
und eine andere unter Pieter Ttetief. In dem Letzteren, der auch in der
Colonie Feldkommandant gewesen war, fanden die Boeren, was schon anfing
schmerzlich vermisst zu werden: ein tüchtiges Oberhaupt. Zum Kommandant-
General ernannt, begann er seine Thätigkeit damit, dass er mit allen Häuptlingen
der Nachbarschaft,' ausser TT’mselekazi, Verträge abschloss, um die
Stellung der Boeren gegen diese zu sichern und Feindseligkeiten zu vermeiden.
Bald setzte sich aber der Zug wieder in Bewegung, denn Vielen lag
von den alten Berichten her das schöne Natalland in Gedanken, und dort
erst wollten sie rasten ; es wurden Pässe über die Quathlamba-Kette ausgekundschaftet
und für Wagen fahrbar gemacht, worauf im Jahre 1837 die
ersten -Züge das Gebirge überschritten. Auch hier suchte JEtetief im guten
Einvernehmen mit den Eingeborenen zu bleiben und begab' sich selbst nach
Dingaan’s Hauptstadt U'nkunginglove, um die Zustimmung des Häuptlings
für die beabsichtigte Niederlassung zu bewirken. Dieser grausame Despot,
welcher offenbar stets nur ein Ziel vor Augen hatte : die Vernichtung der
Weissen, seiner gefährlichsten Concurrenten in der Macht, erwies sich
scheinbar nicht abgeneigt, JEtetief Gesuch zu bewilligen, machte aber zur
Bedingung, es sollte ihm eine bestimmte Anzahl Pferde und Rindvieh, die
der Häuptling der Mantati, Sinkonyella, geraubt hätte, wieder erstattet
werden.
Man erreichte schliesslich von Sinkonyella die gutwillige Herausgabe
des Geforderten und im Jahre 1838 begab sieh JEtetief zum zweiten Male zu
Dingaan, um das Vieh zu überliefern und den Vertrag über die Land-
äbtretung abzüschliessen. Auf diesem Zuge war er von 70 ausgewählten
Colonisten zu Pferde mit 30 Achterrydern begleitet, indem er durch die
glänzende Cavalcade dem Häuptling, dessen Benehmen Misstrauen erweckt
hatte, zu imponiren hoffte.
Die Aufnahme in XTnkunginglove war durchaus freundschaftlich, es
wurden den Gästen Feste und Kriegstänze aufgeführt, während der Contract
unter Mitwirkung eines Missionärs, Owen, glücklich zu Stande kam. Die
Boeren rüsteten sich zum Aufbrucb, als Dingaan sie aufforderte, den Abschiedstrunk
bei ihm einzunehmen, zu welchem sie sich unbewaffnet nach
dem Platz vor dem Isigohlo zu begeben hatten; es wurde TJHyalwa herumgereicht,
in dem die Partheien einander herzlich Bescheid thaten, während
die zu mehreren Tausenden versammelten Krieger vor ihnen zu tanzen
begannen. Plötzlich erhob sich der eben noch scherzende Häuptling mit
dem donnernden R u f: Bulalani aba-takati! *) und wie ein Unwetter stürzten
sich die Tanzenden auf das kleih'6 Häuflein der Verrathenen, welche keine
andere Waffe den Keulen der Feinde entgegen zu stellen hatten, als die
ff »Schlagt die Hexenmeister nieder!«