Ursachen auch in der relativen Lage der Wohnsitze, wodurch gerade die
Ngqika und Ternbu am leichtesten mit der fortschreitenden Civilisation in
Collision gerathen mussten. Die heutigen Gränzen des unabhängigen Kaffer-
landes sind im Süden der K e i, weiter landeinwärts sein Nebenfluss lndwe,
im Nordwesten die Kwathlamba-Kette, im Nordosten der XJmtamfuna-Fluss,
und endlich im Südosten das Meer.
In diesen Gränzen sind die aus der Spaltung der Ama-hahabe hervor—
gegangenen Stämme nicht mit inbegriffen, vielmehr wohnten diese früher
sämmtlich auf dem rechten Ufer des K e i bis an den grossen Fischfluss und
sind erst durch die Kriege allmälig mehr und mehr zurückgedrängt oder
unterjocht worden. Am südlichsten, nämlich an der Mündung des Fisch-
fluSses längs der Seeküste, wohnten die Am a - gqumikwebi bis gegen den
Buffalo, am unteren Laufe dieses Flusses die Ama-ndlambe, daran lehnten
sich landeinwärts zwischen dem Fisch- und Keiskamma- Fluss bis gegen
Tort Beaufort hinauf die Ama-mbalu. Das Oentrum und gewissermaassen
die Burg der Ama-ngqika bildeten die Amntola- Berge, von denen sich ihr
Gebiet bis an den Kei erstreckte. Im Thale dieses Flusses wohnten die
Ama-gcaleka, welche jetzt über den Bashee zurückgewichen sind; das ganze
Gebiet des oberen Laufes der letztgenannten Flüsse, beginnend an dem als
Tarka bezeichneten District längs der Kwathlamba-Kette bis über den
Bashee hinüber gehörte den Ama-Tembu, nun sind sie auf den östlichen
Theil beschränkt. Am unteren Laufe zwischen ihm und dem TJmtata lagern
die Ama-baka1) , nordwestlich von ihnen die Ama - pondumisi, jenseits des
letzteren Stromes beginnt das Gebiet detf Amar mpondo, welches den Rest
des sogenannten Kaflerlandes einnimmt bis auf die nordwestliche Ecke. Es
findet sich hier ein Stjich Landes, welcher, nachdem -die ursprünglichen
Bewohner durch den ^/« -Häu ptling Chaka vernichtet worden, längere Zeit
unbewohnt war und daher den Namen ■aNo-marüs Land« erhielt; derselbe
ist in neuester Zeit durch die englische Regierung an die Griqua unter
Adam Kok verliehen worden, ein gemischter Stamm über den weiter unten
das Nähere einzusehen ist.
Ein gr'osser Theil der hier erwähnten früheren Wohnsitze ist heutigen
Tages zur Capkolonie gezogen und die Stämme, welche es inne hatten, sind
gegen ihre weiter nordöstlich wohnenden Nachbarn zurückgedrängt oder
wohnen in kleinen, von der Regierung ihnen zugewiesenen Locationen auf
colonialem Grund und Boden. Ein schmaler Landstreifen auf dem linken
Ufer des K e i, welcher als sogenanntes »transkeyean territory« für neutral
erklärt worden war, ist den anwohnenden Stämmen im Jahre 1865 wieder
zurückgegeben worden.
f| Sollen früher auf dem linken Ufer des TJmzimliulu gewohnt haben. (Vergl. Rev.
S h o o t e r , The Kahrs of Natal p . 3 7 9 .) '
1. Körperliche und geistige Entwickelung,
a. Aenssere Erscheinung.
Die erste aphoristische Beschreibung der Bewohner des Kaflerlandes,
wie sie die Mannschaft der Stavenisse abgab, ist allerdings einfach und
naiv genug, aber die Aussagen sind ungeschminkt und in der Mehrzahl
noch heutigen Tages zutreffend. Wenigstens hatten die Leute gesehen,
dass diese Eingeborenen breitere Nasen zeigten, als der Europäer für
gewöhnlich zu haben pflegt, was den späteren gelehrten und ungelehrten
Autoren nicht immer klar geworden zu sein scheint. Wäre dies das einzig
Zweifelhafte in den Beschreibungen, könnte man den Kaffern wohl den
Ruhm europäischer Nasen lassen, aber es ist in der That unglaublich, bis
zu welchem Grade die Schönfärberei in ’ Bezug auf die äussere Erscheinung
der Kaffern getrieben worden ist.
B a r r o w 1) , ein Reisender, der auf hohe wissenschaftliche Bildung
Anspruch macht und sogar mit anatomischen Kenntnissen prunkt, drückt
sich darüber folgender Maassen aus: »Obgleich schwarz oder beinahe so,
haben sie (die Kaffern) a uch n i c h t e in e n Zu g des afrikanischen Negers
in der Gestaltung ihrer Personen. Der Kopf eines Kaffers ist nicht lang
gestreckt, die Stirn- und Hinterhauptsbeine bilden beinahe einen Halbcirkel;
und eine Linie, gezogen von der Stirn über die Nase bis zum Kinn, ist
convex, wie die der meisten Europäer. Kurz', hätte die Natur ihn nicht
begabt mit jenem dunkelfarbigen Princip, welches, nach der Entdeckung
der Anatomen von einer gewissen gelatinösen Flüssigkeit herrührt, welche
zwischen der Epidermis und der Cuticula liegt, er müsste unter die ersten
der Europäer eingereiht werden.« Diese Stelle allein dürfte ausreichend
sein, um die Partheisteilung des Autors, die Gründlichkeit seiner Darstellung,
sowie die Correctheit seiner anatomischen Anschauungen in gehöriges Licht
zu setzen, ohne dass ein specieller Commentar dazu nöthig wäre.
Unbegreiflicher Weise haben es verdienstvolle Männer, wie L ic h t je n -
s t e in , die im Allgemeinen eine scharfe Kritik übten, für geeignet gehalten,
sich in diesen Punkten dem genannten Reisenden blindlings anzuschliessen.
L ic h t e n s t e in 2), findet, obgleich1 er kurz vorher selbst behauptet, dass der
Kaffer mit dem Neger in den aufgeworfenen Lippen übereinstimme, die
BARRow’sche Beschreibung »sehr richtig« bis auf die Angabe über die Hautfarbe,
»diese wäre nämlich eher hell- als dunkelbraun«. Im Uebrigen geht
das Stück in derselben Tonart weiter: »völlig europäische Bildung, besonders
der Nase, Glieder zeigen das glücklichste Ebenmaass, ganzes Aeussere verkündet
Kraft und Muth; Weiber nicht weniger schön, sehr feine sammtj
Barrow’s trav. Tom. I. p. 205.
2) L ic h t e n s t e in ,. R. T. I. p. 39.8, p. 406.