monien beginnen wiederum, da der Doctor gemächlich leben will, mit dem
Schlachten eiiies Ochsen, den der Häuptling ihm zur Einleitung des Verfahrens
sendet; dieser wird in der Form eines Opfers für den TJ'mshologu
dargebracht, es folgt dann aber eine Menge von anderweitigem Iiocuspocus,
welcher wesentlich von der Laune und Erfindungsgabe des Regenmachers
abhängt. Die ganze Politik des Mannes ist nämlich darauf gerichtet, das
Volk unter allerlei Vorwänden und schwer zu erfüllenden Anforderungen
bei guter Laune und Zuversicht zu erhalten, bis der Himmel ein Einsehen
hat und Regen schickt. Bald ist dieser, bald jener Bösewicht die Ursache,
dass trotz der eifrigen Bemühungen des Regenmachers die himmlische
Feuchtigkeit ausbleibt, wie er mit Hülfe der Imi-shologu ermittelt; zugleich
liegt es im Vortheil des Mannes, solche Leute zu bezeichnen, welche ihm
persönlich feindlich sind, zumal wenn e rw e iss, dass das V olk sich scheuen
würde, gegen sie einzuschreiten. So wurden öfters die etwa im Orte anwesenden
Missionare als die Uebelthäter angegeben, welche den Himmel
verschlossen hielten. Der heimtückische Regendoctor sagte sich wohl ,* dass
er in ihnen die schlimmsten Feinde seines Ansehens suchen müsse. Schiebt
er die Schuld des ausbleibenden Regens auf leichter erreichbare Personen
im Stamme selbst, so ist das Schicksal derselben besiegelt; man bindet sie
und ertränkt sie ohne Zögern im nächsten Flusse. Freilich schürzt sich
damit der Knoten auch für den Doctor selbst fester und fester. Denn wenn
alle seine Winkelzüge und Entschuldigungen erschöpft sind, ohne dass der
Himmel sich gnädig zeigt, so fallt er häufig selbst als Opfer seiner Betrügereien
und es wird ihm das nämliche Schicksal bereitet, welches er böswilliger
Weise auf Andere herabbeschworen 'hatte.
Die kindliche Einfalt und Willigkeit der Leute, mit welcher sie in
ändern Fällen die absurden Anforderungen des Betrügers zu erfüllen streben
(z. B . : ihm einen Pavian lebendig einzufangen, dem dabei auch nicht die
leiseste Verletzung zugefügt werden dürfe, das Herz eines bestimmten Löwen
herbeizuschaffen, gewisse Pflanzen zu su ch en , die notorisch nu r an, mehrere
Tagemärsche entfernten Stellen wachsen etc.), diese Willigkeit also
zeigt, wie tief der Aberglauben in den Gemüthern der Stämme wurzelt, und
wie leicht der sonst so durchtriebene Kaffer geleitet werden kann, wenn
man sich auf die mit ihm gross gezogenen abergläubischen Vorstellungen
stützt.
Es liegt darin eine bedeutende Gefahr und die Geschichte zeigt mehrere
Beispiele, dass in der That diese Schwäche im Charakter der Kaffern
auf das schmählichste gemissbraucht worden ist, um sie gegen die Weissen
aufzureizen (Makanna, ITmhlakaza, ZJ’mlangeni).
In allen diesen weiter unten näher zu besprechenden Fällen spielen
P r o p h e z e iu n g e n der Isi-ntonga eine verhängnissvolle Rolle. Solche Verkündigungen
bevorstehender Ereignisse werden gewöhnlich bei allen wichtigeren
Unternehmungen eingeholt und man bedient sich dabei einer Art
Z a u b e r w ü r f e l , wie sie auch- andre Völker in ähnlicher Weise benutzen.
Dieselben bestehen als Regel aus den kleineren Carpal- oder Tarsal-Knochen
vierfüssiger Thiere, untermischt mit Hornplättchen, denen einige Zickzacklinien
eingegraben sind; so finden sich dieselben in den Händen der gewöhnlichen
Leute, während bei dem Doctor zur Erhöhung der Andacht
noch einige Thierschädel mit fletschenden Gebissen, Schlangenhäute und
ähnliche Gegenstände figuriren müssen.
Der gemeine Mann trägt seine » T o t o « 1) in einem ledernen Beutelchen
bei sich und befragt dieselben mit grösser Zuversicht, wenn er irgend eine
Auskunft wünscht: Wo seine Gefährten bleiben? wohin sich das Vieh verlaufen
hat? welche Richtung die günstigste ist, um Wasser zu finden? u,. s. w.,
indem er nach der Stellung der einzelnen, unter bestimmten Ceremonien
an-die Erde geworfenen Stücke seine Entscheidung trifft.
Wenn schon in den besprochenen Verrichtungen der lsi-ntonga, wo
sie wenigstens in manchen Beziehungen den Charakter von Priestern annehmen,
durchweg Zaubermittel die grösste Rolle spielen, so ist dies
natürlich noch mehr der Fall in den Verhältnissen, wo .sie als wirkliche
Doctoren, d. h. zur Beseitigung von Krankheiten in Thätigkeit treten.
Auch wirkliche Heilmittel kommen dabei zur Anwendung, welche aber stets
geheim gehalten, und so mit dem übrigen Zauberkram zusammengeworfen
werden. Es ist unzweifelhaft, dass die Eingeborenen im Besitz mancher
brauchbaren Medizin sind, besonders gegen Dysenterie, Fieber, Bandwurm
und gegen den Biss giftiger Schlangen.
Wie ein Theil der Doctoren einen Ruf darin hat, den Regen herbeizuführen,
so geniesst ein anderer wiederum das Zutrauen, Gift der Schlangen
«für den Gebissenen unschädlich machen zu können; die Letzteren
werden daher S c h la n g e n d o c to r e n genannt, sie bilden eine Klasse für
sich und ihre Hülfe wird nicht selten selbst von Colonisten in Anspruch
genommen. Die Person des Doctors selbst spielt bei den Kuren immer die
Hauptrolle, die angewandten Mittel folgen erst in zweiter Linie. Das besondere
Ansehen, in welchem er desshalb stehen muss, wird durch allerlei
künstliche Mittel gefordert, . indem er selbst giftfest zu sein, und von den
gefährlichsten Schlangen gefürchtet zu werden vorgiebt. Diese Befähigung
sucht der Novize zu erreichen, indem er sich unter Anleitung eines erfahrenen
Doctors einer Vorbereitung unterwirft, wobei die Giftbehälter ge-
tödteter Schlangen von ihm genossen werden, um sich mit dem Gift zu
durch tränken. Ist diese Vorbereitung, welche nicht ohne Gefahr sein soll,
glücklich bestanden, so dass selbst die Puffadder (Echidna arietans) dem
Candidaten nichts mehr schaden kann, so wird er von dem Instructor in
die Kunst eingeweiht, andere zu heilen und darauf officiell zum Schlangen-
doctor erklärt. Der Hoöuspocus bei der Kur unterliegt keinen besonderen
l) Coloniales Wort, wohl aus Talus corrumpirt; im Se-suto heissen sie »Litaala«. V