indessen einen zu naiven Charakter, um grosses Vertrauen in die Correctlieit
der Verhältnisse zu setzen, zeigt dagegen mehr Details und rührt zweifelsohne
von einem Augenzeugen her, so dass es möglich ist, die eine Abbil-
dung durch die andere zu ergänzen.
Die Stadt bestand nach R e t i e f ’s Angabe aus tausendsiebenhundert
gleich grossen Hütten, welche, nur wenige Fuss von einander entfernt, sich
zu einem gro'ssen Ringe formirten, der einen etwa 1000 Schritt im Durchmesser
haltenden Platz einschloss. Dieser Platz, zur Aufnahme des.Viehes
bestimmt [Isibaya] , wurde zunächst hegränzt durch einen dichten Dornen-
zaun, welcher nur einen grösseren Zugang hatte. Dem letzteren gerade
gegenüber, jenseit des Platzes, war eine gewisse Anzahl der Hütten durch
zahlreiche Dornenhecken besonders von den übrigen abgegränzt und bildete
eine Art Labyrinth (Isigohlo) mit engen, schwer zu bemerkenden Oeffnungen.
Unter diesen Hütten erhob sich die Behausung des Häuptlings {Inhlunkulu),
welche die anderen etwa um das Doppelte an Grösse überragte; die benachbarten
Wohnuijgen waren für die nächsten Anhänger und die zuverlässigsten
Induna des Königs bestimmt. In der Abbildung verschwinden diese Verhältnisse
wegen der grösseren Entfernung, doch erkennt man noch die Stelle
an dem schräg die Menge der Hütten durchsetzenden Zaun und der lockreren
Stellung der Dächer. Nach ausseh wurden die Wohnungen* ebenfalls durch
einen starken Dornenzaun gesichert, um welchen sich in der Entfernung
von etwa 50 Schritt ein zweiter ähnlicher herumzog; der äussere Zaun hatte
ausser dem Haupteingange noch rechts und links in den Abständen eines
Quadranten je einen kleineren und hinter der Abtheilung für den Häuptling
zwei andere, die zu den hinter dem Hauptkraal sichtbaren kleinen
Umfriedigungen führten. Solcher Nebenkraale, welche von G a r d in e r nur
flüchtig angedeutet wurden, gab es drei, von denen der mittlere für die
Frauen des Königs bestimmt gewesen sein soll (Imposenil, der rechte diente
als Aufbewahrungsort für Vorräthe [Wamabele], der links als Schlachthaus
[Tlabamhomo]. Diese ganze Umgebung, sowie die Abtheilung für den Häuptling
durfte von den gewöhnlichen Mitgliedern des Stammes nicht betreten
werden und es waren besondere Wachen dafür aufgestellt.
Die geschwungenen Dornenhecken, welche in der Abbildung auf dem
vorderen Theile des Platzes erscheinen, dienten dazu, einzelne Stücke Vieh
aus der Menge herauszusondern und zu fangen.
Mit der hier gegebenen Beschreibung von U'nbmginglove stimmen auch
im Wesentlichen die Angaben überein, welche Dr. B l e e k aus. eigener Anschauung
über die Hauptstadt von Dingaan's Nachfolger U ’mpanda macht.
Auch hier war dieselbe kreisförmige Anordnung der Hütten um einen 1000
Schritt im Durchmesser haltenden Platz, doch standen dieselben stets je
drei in einer Reihe mit wechselnden Abständen, bald mehr, bald weniger '
dicht. Ebenfalls -war der dem Haupteingange gegenüber liegende Theil
abgesondert und enthielt die Hütte des Häuptlings sowie die seiner Frauen
und nächsten Anhänger.
Endlich ist in den Berliner Missionsberichten eine Abbildung gegeben
von »H o ch o , d e r S t a d t d e r S w a s i ’s «, welche wenigstens dasselbe
Princip erkennen lässt, wenn auch die Anordnung manche Abweichungen
zeigt. Es ist pämlich bei derselben der Ring der Hütten nicht vollständig
geschlossen, sondern lässt einige Lücken und fügt sich nicht dicht an den
innern Dornwall an; vielmehr schieben sich 5 kleinere Kraale, ohne die
Abtlieilung des Häuptlings zu rechnen, die wieder an der gewöhnlichen
Stelle liegt, zwischen den Hauptkraal und die äussern Hütten ein. Die
letzteren scheinen mit besonderen Dornengehegen eingefasst gewesen zu
sein, und es ist wohl Ungeschicklichkeit des Zeichners, dass die Schirme
nur halb sichtbar sind. Es verräth sich durch diese Weise zu bauen die
auch sonst leicht ersichtliche Zusammengehörigkeit der Am a -sw a zi mit
den Zulu.
3. Sitten und Gebräuche der Ama-zulu.
Die Betrachtung der Bauart ihrer Städte führt uns hinüber zu ¿len
Sitten und Gebräuchen dieser Stämme.
Im Allgemeinen ist die Verwandtschaft der Ama-zulu mit 'den Ama-
xosa durch ihre ganze Erscheinung, ihre Sprache, Lebensweise u. s. w. so
ausser allem Zweifel, dass man schon von.vornherein annehmen kann, ihre
geistigen Anlagen, die Lebensanschauungen und die daraus entspringenden
Sitten und Gebräuche werden ebenfalls sehr vieles Gemeinsame zeigen.
In der That würde wohl der hier in Rede stehende Stamm nicht viel
mehr von den bereits beschriebenen abweichen, wie z. B. die Ama-mpondo
von den X.osa oder die Matabele und Ama-swazi von den eigentlichen Zulu,
wäre es nicht um die besondere geschichtliche Entwickelung, welche die
Letzteren durchgejnacht haben.
Bei den Ama-zulu herrschten ursprünglich dieselben, oder wenigstens
analoge patriarchalische Staatseinrichtungen, wie dieselben bei den übrigen
südafrikanischen A-bantu Vorkommen. Auch hier war die nämliche auf die
Vielweiberei gegründete eigenthümliche Classificirung und Unterordnung der
einzelnen Häuser und die stufenweise Rangfolge der Familienhäupter, wodurch
die Verwaltung der Bezirke sich in immer engere Gebiete theilte.
In diese eigentlich heute noch zu Recht bestehenden Staatseinrichtungen
kam eine wesentliche Aenderung durch die einseitige Ausbildung der mili-
tairischen Organisation, welche die friedlichen Institutionen mehr oder
weniger vollständig unterdrückte. Indem der Despot den auch anderwärts