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 modelirt,  schnitzt,  oder  in  den  seltensten  Fällen  bildlich  darstellt  
 (Wandverzierungen  der  Be-ckuana) ,   von  den  Hottentotten  aber  gar  nichts  
 Analoges  bekannt  ist,  haben  die  Buschmänner  die  Felswände  der  Grotten  
 und  flach  umherliegende  Blöcke  mit  Figuren  förmlich  bedeckt.  Auf  einem  
 Höhenzug  unweit  Hope-Town  sah  ich  auf  derartigen  Steinen  Tausende  
 von  verschiedenen  Thiergestalten,  oft  zwanzig  und  mehr  auf  einem  Block.  
 Die  Leichtigkeit,  mit  welcher  die  Eingeborenen  die  Arbeit  ausführten,  ver-  
 räth  sich  in  dem  Umstand,  dass  sie  dieselbe  Figur,  welche  sich  ihrem  
 Gedächtniss  einmal  eingeprägt  hat,  zuweilen neben  einander wiederholentlich  
 darstellen,  bis  dadurch  ganze  Reihen  entstehen,  und  die  Sicherheit  der  
 Hand  erkennt  man  an  der  merkwürdigen  Aehnlichkeit,  welche  jede  der  
 folgenden  mit  der  ersten  Figur  hat. 
 Gegenstand  der  Darstellungen  waren  fast  durchgängig  nur  lebende  
 Wesen,  welche  sie  in  ihrer  Umgebung  bemerkten,  von  leblosen  Wesen  ist  
 mir  nur  die  Nachbildung  von  Schüfen  bekannt,  welche  den  Buschmännern  
 vielleicht  auch  den  Eindruck  von  lebendigen  Ungethümen  machten.  Als  
 häufigste  Vorkommnisse  sieht  man  die  Figuren  des  Wildes:  Eland,  Spring-  
 bok,  Gemsbok,  Strauss^,  Elephant,  Rhinoceros,  Pavian  u.  s.  w .,  dann  
 zahme  Thiere,  Ochsen,  Hunde,  und  unter  neueren  Zeichnungen  Pferde,  
 welche  in  den  älteren  fehlen,  da  sie  erst  durch  die  Colonisten  eingeführt  
 wurden.  Menschliche  Figuren  sind  ebenfalls  sehr  häufig,  darunter  sowohl  
 solche  die  Eingeborene  darstellen,  als  auchi  Boeren  oder  selbst  europäische  
 Soldaten,  stets  kenntlich  an  besonderen  Merkmalen;  zuweilen  scheinen  die  
 Künstler  aber  ihrer  Phantasie  freien  Spielraum  gelassen  zu  haben,  wie  sich  
 z.  B.  eine  nackte  menschliche  Figur  mit  rothem  Zickzackstreifen  um  die  
 Lenden  und  einem  Ding  wie  ein  zusammengefalteter  Regenschirm  in  der  
 Hand  auf  einem  Felsen  in  Key-Poort  (östliche  Colonie)  vorfand, welche  sich  
 nicht  wohl  deuten  lässt. 
 Andere  Proben,  theils  von  dem  ebengenannten  Orte,  theils  aus  dem  
 Hope-Town-District  finden  sich  auf Tafel L  wiedergegeben,  wozu Chromolithographie  
 gewählt  wurde,  um  den  Eindruck  möglichst  zu  fixiren.  Die  
 Art  der  Darstellung  ist  in  der  Natur  verschieden:  Entweder  die  Figuren  
 wurden  auf  einem  dunkel  angelaufenen  Fels  mittelst eines härteren,  scharfen  
 Steines  ausgekratzt  und  erscheinen  dann  hell  auf  dunkel  (die  Figuren  der  
 zweiten  und  dritten  Reihe,  sowie  die  mittlere  der  ersten), oder  sie  wurden  
 farbig  auf  helle  Felsen  gemalt  (die  ändern  beiden Figuren der  ersten Reihe).  
 Bei  diesen  Malereien  kamen  verschiedene  Farben  in  Anwendung:  Ein  lebhaftes  
 Roth,  braune  Ockererde,  Weiss,  Schwarz  und  auch  Grün  soll  Vorkommen, 
   die  letztere  Farbe  habe  ich  jedoch  nicht  selbst  beobachtet. 
 Die  Verbreitung  solcher  Figuren  ist  sehr  gross  und  reicht  von  der  
 unmittelbaren  Nähe  des  Cap,  wo  in  Tulbagh-Kloof  noch  jetzt  Reste  davon  
 vorhanden  sind,  durch  die  ganze  Colonie  und  über  den  Orange-Fluss  hinweg, 
   als  ein  Beweis,  dass  bereits  von  Urzeiten  an  die  Buschmänner  die  
 Südspitze  Afrika’s  inne  hatten. 
 Auch  für  Musik  haben  die  Eingeborenen  eine  grosse  Vorliebe  und  
 treten  selbst  producirend  auf,  indem  sie  das  schreckliche  Instrument,  die  
 Goorra,  in  nerven erschütternder  Weise  maltraitiren,  worüber  im  nächsten  
 Kapitel  noch  einige  Bemerkungen  folgen. 
 Die  ideale  Seite  ist  im  Geiste  dieser  Naturmenschen  also  nicht  ganz  
 unentwickelt,  wenigstens  sicherlich  stärker  als  bei  den  übrigen  Süd-Afrikanern, 
   doch  werden  sie  von  Letzteren  hinsichtlich  der  religiösen  Anschauungen  
 übertroffen.  Schwankend  und  verworren,  wie  die  religiösen  Begriffe  
 bei  den  A-baniu  und  Hottentotten  sind,  bei  den  Buschmännern  werden  sie  
 dies .in  noch  höherem  Grade;  es  scheint  sogar,  als  hätten  sie  überhaupt nur  
 dies  oder  jenes  von  den  Anschauungen  und  abergläubischen Gebräuchen  der  
 Nachbarstämme  angenommen,  was  ihnen  irgendwie  imponirte,  ihr  System  
 ist  daher  das  lückenhafteste  von  allen.  Sie  glauben  an  böse  Geister,  an  
 Zauberei  und  Amulette,  und  halten  gewisse  Personen  mit  besonderer Macht  
 ausgestattet,  die  bösen  Geister  und  Zauberer  zu  beschwören,  ob  aber  diese  
 Begriffe  von  ihnen  selbst  gebildet  sind,  oder  ob  ihnen  andere  urthümlich  
 zukommen,  welche  bisher  unbekannt  blieben,  muss  dahingestellt  bleiben. 
 Schliesslich  ist  es  nicht  zu  vermeiden,  der  Charakteristik  dieser  Leutchen  
 noch  einigen  Tadel  anzufügen  hinsichtlich  gewisser  Fehler,  die  sich  
 zu  sehr  in  den  Vordergrund  drängen,  um  übersehen  zü  werden  und  die  zur  
 allgemeinen  Verpachtung,  in  der  die  Buschmänner  stehen,  viel  beigetragen  
 haben.  Es  ist  dies  einmal  ihr  ausserordentlicher  Schmutz,  der  so weit geht,  
 dass  man  sagen  muss,  Waschen  ist  ihnen  eine  ganz  unbekannte  Sache;  
 wenn  die  anklebenden  Schmutztheile  nicht  zeitweise  von  selbst  abfielen:  
 Wasser  ist  an  ihrer  Entfernung  unschuldig,  es  sei  denn,  dass  sie  zufällig  
 einen  Fluss  zu  passiren  hätten. 
 Alsdann  ist  ihre  Unmassigkeit  zu  rügen.  So  erstaunlich  es  ist,  wie  
 lange  sie  hungern  können,  indem  sie  sich  den  Magen  mit  Riemen  fester  
 einschnüren,  ebenso  erstaunlich  ist  ihre  Gefrässigkeit,  wenn  sie Gelegenheit  
 finden,  in  Fleischkost  zu  schwelgen;  sie  verschlingen  alsdann  kolossale  
 Quantitäten  Fleisch,  bis  man  glauben  möchte,  sie  würden  platzen,  rollen  
 sich  auf  die  Seite,  schlafen  ein  paar  Stunden,  und  fangen  darauf  zum  Entsetzen  
 der  Umstehenden  wieder  von  vorn  an  mit  Essen.  In  ähnlicher Weise  
 machen  sie  es  mit  dem  Rauchen  und  Trinken;  sie  ziehen  den  Rauch  des  
 Tabackes  oder  des  Dacha  voll  in  die  Lungen  mit  einer  solchen  Hast,  dass  
 sie  häufig  sinnlos  betäubt  werden,  doch  scheint  ihnen  dies  gerade  das  erwünschte  
 Ziel  zu  sein. 
 Starke  Getränke  vertragen  sie  schlechter  als  der  massige  Körper  des  
 Kaffern,  doch  lieben  sie  dieselben  ebenfalls  sehr  und  werden  schnell  davon  
 berauscht.