die ihn als ihren Führer anerkannten, und sich nach der am höchsten
geachteten Klasse gewöhnlich »Bastaards« nannten.
Auch die Reste der Griqua gingen in dies bunte Gemisch von Stämmen
über, und die ganze Anhäufung, dadurch zu einer nicht unbeträchtlichen
Macht angewachsen, zog unter Führung von Adam Kok den Orange-Fluss
aufwärts, um sichrere und ausgedehntere Wohnsitze zu suchen. Sie Hessen
sich schliesslich am rechten Ufer des Flusses vom Molopo bis gegen den
Einfluss des Caledon hin nieder, indem sie sich längs der colonialen Glänze
unter Niederwerfung des Widerstandes der Eingeborenen ausdehnten. Waren
die Gegenden auch nicht dicht bevölkert, so fanden sich doch herumschweifende
Buschmänner und Horden von Korana in denselben, welche
wie überall unter gleichen Verhältnissen dem Recht des Stärkeren weichen
mussten.
Nachdem in den bezeiehneten Gebieten eine unabhängige Herrschaft
aufgerichtet war, wurde vermöge des Einflusses von Missionären der Name
von »Bastaards«, welchen die Vereinigung bis dahin geführt hatte, als
despectirUch abgelegt und durch Volksbeschluss der von Griqua <i, als
einem der Bestandtheile zugehörig, für die allgemeine Benennung ange-
nommen*).
Zwistigkeiten, welche wenig später unter den Mitgliedern ausbrachen,
veranlassteri eine ernste Spaltung, indem ein Theil als besonderer Stamm
unter Adam Kok östlich vom Vaal-Rivier verblieb, der übrige aber unter
einem anderen Führer, Andries Waterboer, seine Herrschaft westlich davon
aufrichtete. Die Hauptstadt der östlichen Abtheilung bildete Philippolis, die
der westlichen Griqua-Stad. Als darauf der Orange-Freistaat entstand,
nahmen die Streitigkeiten um den Besitz des Bodens zwischen den Boeren
und den Griqua mehr und mehr zu; die Letzteren sahen sich in Gefahr,
erdrückt zu werden und nahmen daher schliesslich lieber einen Tausch der
Ländereien an, welcher ihnen durch Vermittelung der englichen Regierung
angeboten wurde: Die Griqua unter Adam Kok traten ihren Bodenbesitz
am Orange-Fluss, östlich des Vaal-Rivier, an den Freistaat ab, und erhielten
dafür einen Landstrich am östlichen Abhang der Kwathlamba-Kette, zwischen
dem eigentlichen Kafferland, der Colonie von Natal und dem Ba-suto-
Lande gelegen. Diese Gegend war, nachdem die Kriegszüge des Chaka sie
verödet hatten, zur Zeit unbesetzt und wurde daher No-mans-Land g e nannt.
Dorthin siedelten die Griqua unter Adam Kok über und wohnen noch
heute in den bezeiehneten Gegenden, doch sind sie mit dem Tausch wenig
*) Die Unterschiede der verschiedenen Gemeinden wurden dadurch aber nicht aufgehoben,
sondern haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten, indem die Bastaarde sich
immer noch den eigentlichen Griqua überlegen erachten und daher auch eigene’Niederlassungen
(z. B. Ca m p b e l l , ein Bastaarddorf) zu bewahren streben.
zufrieden, weil der verlassene Landstrich für Viehzüchter unstreitig den Vor
zug verdient.
Die andere Abtheilung unter Waterboer lebt ebenfalls in denselben
Localitäten und geniesst eine ziemliche Unabhängigkeit, indem sie sich daselbst
als^ Gränzwehre gegen feindliche Einfälle räuberischer Stämme zeitweise
sehr nützlich gemacht hat.
Weder der eine noch der andere jetzt lebende Führer ist derselbe,
welcher zuerst in der Geschichte als solcher auftrat, sondern der heutige
Adam Kok ist der Enkel des alten, der heutige Waterboer der Sohn des
ersten. Die geringe Homogenität der Unterthanen, die sich noch immer
in gleicher Weise. geltend macht und so weit geht, dass in Süd - Afrika zur
Bezeichnung eines Unterthanen von Waterboer lieber der Ausdruck ^Griqua—
Ländern als »Griqua« gebraucht wird, prägt sich auch im Aeussern der
Häuptlinge aus. »
TVaterboer selbst, noch mehr aber sein Vater, repräsentirte den Habitus,
welchen die Afrikaner heute- noch , als »Griqua« bezeichnen, d. h. ein Individuum
von Hottentottenabstammung, in welchem eine Beimengung von
Buschmannblut unverkennbar ist. Solche Personen zeichnen sich, auch
wenn sie, wie es bei dem jüngeren JKaterboer unzweifelhaft erscheint, etwas
weisses Blut in den Adern haben, durch geringe Körpergrösse, schlanken
Körperbau, markirte, meist unschöne Gesichtszüge mit den stechenden,
rastlosen Augen des Buschmannes aus; Haar und Gesichtsfarbe bleiben, so
lange das weisse Blut nicht vorzuherrschen beginnt, noch ähnlich derjenigen
der reinen Race; die Farbe ist nur um einen Ton heller und aschiger, das
Haar nicht ganz so eng gedreht wie sonst.
Anders verhält es sich mit den Bastaar den; wenn auch europäische
Missionaire in dieser Bezeichnung etwas Deßpectirliches fanden, so gilt dies
doch keineswegs unter den Eingeborenen, und haben sich jene bemüht, die
Benennung »Griqua« zu Ehren zu bringen, gilt dieselbe doch heutigen
Tages noch nicht für schmeichelhaft, sondern, wer irgend auf weisses Blut
Anspruch erheben kann, nennt sich mit Stolz einen »Bastaard«. und pro-
testirt gegen die Bezeichnung »Griqua«.. Warum soll auch ein Hottentott
sich nicht mit weissem Blut brüsten dürfen, wenn sich in Europa ein Dunois
rühmend »Bastard von Orleans« nannte?
Unter den Bqstaarden, welche den Kern der Griqua-Nation ausmachen,
sind zwei Kategorien zu unterscheiden, nämlich solche von Koi-koin und
Europäern, und zweitens solche von Nigritiern und Europäern; die dritte
Kategorie aus Verbindungen der beiden Eingeborenenfamilien hervorgehend,
ist auch vorhanden, doch entzieht sie sich am meisten der Beobachtung
und bildet keinen so integrirenden Bestandtheil der Bevölkerung.
Wie bereits erwähnt, hatte der alte Adam Kok schwarzes Blut in
seinen Adern, und auch im Enkel verräth sich dies noch sehr deutlich.
Die Gesichtszüge haben noch das Massive, Plumpe des Nigritiers, wenn sie