sehr treffend folgendermassen aus: »When caught in the flats, the Kafirs are
running like old boots1-) .«
Der geschlossene Angriff dient wesentlich dazu, das feige Ausweichen
unmöglich zu machen, und die resolute Ausführung eines solchen ist darum
kein Beweis, dass man eine Truppe von Helden vor sich hat. Die Zulu
lieben diese Kampfart und haben sich durch dieselbe einen gewissen Namen
gemacht, man darf darum aber die Tapferkeit des Einzelnen nicht zu hoch
anschlagen; denn hei der äussersten Despotie der Häuptlinge war feiges
Zurückweichen s i che re r Tod, in den Reihen der Feinde indessen war der
Tod wenigstens zwe i f e lh a f t .
Dazu kommt die Neigung des Kaffem, sich zu überbeben, sich für
etwas Besseres zu halten wie Andere, sei es als Stamm oder als Individuum,
was ihm hei einigem Glück ein ungemeines Selbstvertrauen verleiht und ihm
seine Feigheit verbergen hilft.
Ein unverschämtes, bramarbasirendes Auftreten ist daher die gewöhnliche
Taktik dieser Leute und sie spielen ihre Rolle so g u t, dass schon
manch Einer das Spiel für Wahrheit genommen hat und einen stolzen
Krieger vor sich zu haben glaubte, während es nur ein erbärmlicher Wicht
war, der seinen Vortheil verstand. Diesen im Auge zu behalten ist die
grösste Tugend der A—bantu, darin ist ihr Charakter am entwickeltsten, ihr
Verstand am schärfsten, alles Andere wird dem materiellen Vortheil untergeordnet.
Das brüske, trotzige Gebahren des Mannes, seine äusserliphe Ruhe und
Gelassenheit geben der ganzen Erscheinung etwas Würdevolles, während gerade
die Würde des Einzelnen im Sinne europäischer Racen eine Tugend
ist, die dem Kaffer nur in' sehr geringem Grade zukommt. Wo etwas zu
erhaschen ist, kümmert er sich wenig um solche Kleinigkeiten und Hoch
und Niedrig gelten in diesem Punkte ziemlich gleich. So hielt es der berühmte
König der Ba-suto, Mosheshwe, gewiss einer der bedeutendsten Häuptlin
g e, welche es in Süd-Afrika gegeben hat, nicht unter seiner Würde, in
Zeiten, wo er mit den benachbarten Boeren des Freistaates auf besserem
Fusse lebte "als gewöhnlich, auf den Bauerhöfen umherzureiten; und hier
vielleicht einen alten Leuchter, dort ein Pulverhom u. s. w. als Geschenk
zu erbitten. In ähnlicher Weise kann man es beim Reisen in jenen Ländern
oft genug erleben, dass der stattliche Xosa oder Zulu an unserem Lagerfeuer,
welchen wir noch soeben im Stillen wegen seiner würdevollen Gelassenheit
bewunderten, sich beim zufälligen Erscheinen von etwas Taback
aus einem stolzen Krieger in einen demüthigen Bettler verwandelt.
Es giebt Nichts, warum ein Kaffer nicht unter Umständen anfragen
möchte, sobald er eine Aussicht auf Airfolg sieht, und der Ton, in welchem
es geschieht, ist ganz von den Umständen abhängig. Während er bei
i) ln den Flächen abgefasat, rennen die Kaffern wie alte Stiefel.
dem Einen unterwürfig bettelt, verlangt er bei dem Ändern die Sache als
Zeichen der Freundschaft oder Verbrüderung; einem Dritten gegenüber, dem
der Begehrende glaubt Furcht einflössen zu können, verwandelt sich die
Bitte in einen herrischen Befehl, einem Vierten, wenn er der notorisch
Schwächere ist, wird das Gewünschte einfach weggenommen.
Gewaltsame Beraubung, obgleich oft genug vorgekommen und zum
Theil sogar gewerbsmässig betrieben, ist doch im G;anzen viel seltener, als
das Stehlen, welches in der Form des Viehdiebstahls so verbreitet ist, dass
es eine politische Bedeutung erhält. Die Neigung, auf diese Weise seinen
Besitzstand zu vergrössern, hält der Kaffer für eine berechtigte E ig en tüm lichkeit
seines nationalen Charakters und die schlimmsten Erfahrungen haben
ihn von diesem frommen Glauben nicht abbringen können. Unter einander
entfremden sich die Eingeborenen das Vieh natürlich viel seltener als aus
den Gränzdistripten colonisirter ‘ Gebiete und auch dort nicht immer in
gleicher Weise. Der Grad der Häufigkeit des Viehdiehstahles an den Gränzen
giebt stets einen sicheren Maassstab für die politische Lage der Partheien:
Während in Friedenszeiten das Verbrechen sich auf einzelne, hier und da
auftretende Fälle beschränkt, nimmt es beim Herannahen von Unruhen in
erschreckender Weise zu und bezeichnet in seinem höchsten Stadium den
definitiven Ausbruch des Krieges.
Andere Gegenstände als Vieh werden weniger gestohlen, obgleich es
auch vorkommt, dass sich der Eingeborene für ihn ganz werthlose Gegenstände
aneignet. Am meisten gefährdet sind noch Feuerwaffen, Munition,
Eisen und Taback.
Dass ein Hang zum' Stehlen im Charakter der A -b an tu liegt, ist
nicht zu bezweifeln, obgleich sie gute Freunde und Verehrer gefunden
haben v: , welche auch das den authentischen Zeugnissen gegenüber geleugnet
haben. Es wäre in der That wunderbar, wenn der Diebsinn ihnen fehlte,
da die Neigung, ihren Besitzstand, besonders an Vieh, woran die ganze
Seele de§ Kaffern hängt, zu vergrössern so stark, und Moral in unserm
Sinne in ihrem Charakter so schwach vertreten ist.
Zum Stehlen gehört die Fähigkeit, etwas zu verheimlichen, sich zu
verstellen und Andere zu täuschen, welche Fähigkeiten unter den A — bantu
ebenfalls in hinreichend starkem Grade ausgebildet sind2).
. *) Hierher gehören besonders die Missionäre, von denen ein grösser Theil es für
seine Pflicht gehalten h a t , die Eingeborenen als die vorzüglichsten Menschen zu schildern
(Fl em in g p. 230), vergleicht man aber die Angaben genauer, so finden sich so viel Widersprüche
, dass man wohl sieh t, dieselben sind nicht das Ergebniss einer vorurtheilsfreieri
Beurtheilung. Es ist für Niemanden möglich, diesen Augiasstall zu säubern, der nicht
ein zweiter Herkules ist, und es muss daher davon abgesehen werden, hier die in diesem
Punkte sich schroff gegenüber stehenden Ansichten eingehend zu besprechen. Am treffendsten
sind auch in dieser Hinsicht die Angaben von Ca l d e kw o o d und G r o u t . (C.
Caffres u, Caffremissioüs; G r . Zululand Chapt. XIII.)
2) G ro u t stellt die Angabe, dass die. Kaffern die ärgsten Heuchler (conmmmaie