loren seien, verwandelte die Herzen der Verfolger gegen die unglückselige
Race in Stein. Schon vor Alters war es nämlich die Gewohnheit derselben,
im Falle sie verfolgt wurden und nicht mehr vermochten, ihren Raub mit
fort zu treiben oder sonst in Sicherheit zu bringen, dass sie die Thiere mit
den Speeren durchstachen, sie mit ihren Pfeilen erschossen, oder denselben
die Achillessehnen durchschnitten, um sie lieber zu vernichten, als in die
Hände ihrer Besitzer zurück zu geben. Sahen dann die Nachsetzenden ihre
Lieblinge sich kläglich im Staube wälzen, einem unvermeidlichen Tode
anheim gegeben, so erfasste sie schreckliche Wuth gegen diejenigen, welche
eine so unnütze Grausamkeit verübt hatten.
Hierbei zeigt sich die unangenehmste Seite im Charakter des Buschmannes,
nämlich eine gewisse N e i g u n g zur Gewa l t t b a t , welche die
durch wildes Leben erzeugte Verhärtung des Gefühls erklärlich macht; durch
den Gedanken an diese schlummernde Gewaltthätigkeit wird man dringend
zur Vorsicht im Verkehr mit denselben aufgefordert, weil es schwer zu sagen
ist, wann und wodurch sie zum Ausbruch kommen wird, oder welches ihre
muthmaasslichen Ziele sind. Eine besonders gefährdete Klasse der Bevölkerung
bildeten die unglücklichen Wächter der Heerden, gewöhnlich hotten-
tottischen Stammes, welche sehr häufig die Opfer des Ueberfalles- einer
Buschmannhorde wurden und auch die Art und Weise, wie man dieselben
umbrachte (z. B. durch Zerschmettern des Kopfes der S c h l a f e n d e n mit
Steinen, während die Räuber dieselben ebensogut hätten binden können)
zeigt von bösartiger Grausamkeit. Solcher Beispiele werden in den Cape
Records verschiedene erwähnt, doch auch Mordthaten gegen Weisse verübt,
kamen zuweilen vor, wenn gleich seltener, indem der Buschmann vor den
Letzteren die instinctive Furcht zu haben scheint, welche die reissenden
Thiere gegen den Menschen überhaupt verrathen.
Die vereinzelten Fälle von TJnthaten der Buschmänner beseelten alle
Klassen der sesshaften Bevölkerung mit einer lebhaften Furcht vor ihnen,
und das dadurch entstandene Misstrauen ist vielfach der Grund gewesen
zu weiteren Feindseligkeiten. Die Furcht ging schliesslich so weit, dass
die Ansiedler es nicht wagten, in der Nähe ihrer Niederlassungen bebuschte
Höhen zu haben, welche die Quellen allein vor dem Aüstrocknen schützten,
»weil die Buschmänner sich darin unbemerkt anschleichen könnten«. Vielfach
findet man auch in den Journalen der Reisenden und Missionäre
(M o f f a t , B u r c h e l l ) Notizen darüber, welche Vorsichtsmaassregeln ergriffen
wurden, um den Lagerplatz gegen Buschmänner zu sichern; zuweilen haben
auch trotzdem Angriffe aus dem Hinterhalt stattgefunden, aber die Gesammt-
summe derer, welche dem schrecklichen Giftpfeil wirklich zum Opfer fielen,
ist gewiss eine merkwürdig geringe.
Wie bei den grossen Niedermetzelungen im Jahre 1774 auf etwa 500
getödtete Eingeborene ein Boer geblieben war, so ungefähr wird sich das
Verhältniss meistens gestellt haben. Mir ist aus dem Orange-Freistaat ein
Fall bekannt , wo auch bei solcher Jagd einer der Jäger zu Schaden kam
und zwar auf sehr charakteristische Weise, wesshalb das Ereigniss kurz
berichtet werden soll.
Eine grössere Horde von Buschmännern, welche sich unfern von Bloem-
fontein auf den Bergen eingenistet hatte und wegen der Viehdiebstähle lästig
fiel, sollte unschädlich gemacht werden; es wurde also eine grosse Jagd
angestellt, die keiné bedeutende Ausbeute ergab, da die braunen Schelme,
durch ihre Spione gewarnt, sich grossentheils gerettet hatten. Als der Trupp
von Boeren beim Lagerplatz jener zusammenstand, um über die weiteren
Maassregeln zu berathen, fiel einem derselben eine alte, flach am Boden
liegende Ochsenhaut auf, welche er mit dem Fusse bei Seite stiess. Im
selbigen Augenblick sprang ein Buschmann, der darunter zusammengerollt
gelegen hatte, in die Höhe; und obgleich umringt von seinen Todfeinden,
entsandte er sofort den verderblichen Pfeil mitten in die Brust des Störenden,
welcher der Wunde in einigen Stunden erlag. Freilich war damit auch sein
Schicksal besiegelt, aber daran dachte er nicht, als er sich plötzlich den
Gegnern verrathen sah, sein Gedanke war nur, der Gewalt bis zum Aeussersten
Widerstand zu leisten.
Diese Entschlossenheit bèi gleichzeitiger Verachtung der möglichen
Folgen ihrer Handlungen macht aus der zwergenhaften Race wahre Helden,
wie die südafrikanischen A - bantu sie nicht aufweisen können, und oft genug
habe ich von kundigen Leuten daselbst die Versicherung gehört, dass sie
sich mit einem Duzend gezähmter Buschmänner auf ihrer Seite vor Hundert
Kaffern nicht fürchteten, auch würde ich selbst die Parthei der ersteren
wählen.
So vollführte der auf Tafel XX IX Fig. 2 abgebildete Knabe, welchen
man nach seinem Aussehen vielleicht auf 13 Jahre schätzen müsste, eine
Heldenthat, welche ihm ein Europäer schwerlich nachmachen würde. Eine
gezähmte Hyäne seines Herrn, die frei herumlief, wurde in der Rollzeit
wüthend und fiel den unbewaffneten Knaben an ; da griff ihr derselbe tief
in den Rachen, erfasste ihre Zunge, und obgleich arg zerbissen und umhergeworfen
von dem Raubthier, liess er das Organ nicht los, bis Hülfe herbeikam,
und die Hyäne vertrieben wurde.
Dieselben Buschmänner (auf Baines Farm bei Bloemfontein) gaben
dort schon früher Proben ihres Muthes, welche man sich scheut zu erzählen,
weil sie nach europäischen Vorstellungen unglaubwürdig klingen, obwohl
sie vollständig verbürgt sind. Der genannte Farmer schoss auf seinem
Terrain mit eigener Hand 25 Löwen (den letzten etwa vor 20 Jahren), und
bei diesen Jagden waren die Buschmänner seine besten Helfer. Diese
kühnen Jäger ermittelten die Lagerstätte des Raubthieres und wussten es
durch vorsichtiges Beunruhigen desselben dahin zu bringen, dass es allmälig
seinen Weg nach der Gegend nahm, wo die Schützen verabredetermaassen
warteten.