bis in die vom »rooden Volk« bewohnten westlichen Striche. (Reho-
both Rh. M. St.).
13. Die Orlams oder Jonker Afrikaners Unterthanen. . Sein Terrain
liegt zwischen dem Qkhuisip und dem Zwaghob. Er hat einen
gebirgigen Landstrich inne und erhebt Anspruch auf die ganze
Gränze bis zur Walfish-Bay. Der Theil des Stammes, welcher sich
zu ihm hält, übersteigt keine 800, aber er hat ungefähr 400—500
Topnaars unter seinen Befehlen, dieselbe Zahl von Berg-Damara
und einen mächtigen und reichen Stamm der V ieh -Damara
[O va-herero).
14. Die Baunin oder Topnaar übersteigen nicht 500 Seelen. 'Sie wohnen
in der Nachbarschaft von Walfish-Bay und sollen die heruntergekommensten
der ganzen Namaqua- Nation sein.
Die colonialen Namen der Häuptlinge, sowie die ebenfalls nicht urthüm-
lichen vieler Stämme lassen schon für sich allein erkennen, dass die Zersetzung
der ganzen Nation heutigen Tages bereits eine sehr grosse ist. Die
Entstehung der Bezeichnungen, welche den Charakter von Beinamen tragen,
ist häufig nicht durch die Ueberlieferung bewahrt, und die Auslegung daher
unmöglich oder zweifelhaft. So soll der Name »Orfom«. eine Zusammenziehung
des holländischen »o er Und « sein, weil der Kern des Stammes
»über Land« aus der Colonie heraufgewandert is t, was als Schimpfwort
etwa unserem »Herumtreiber« gleichkommen würde; andere beziehen es auf
die gleiche Benennung, welche auch eifier unfruchtbaren Schaafmiitter als
verächtlicher Ausdruck beigelegt wird; noch andere wieder behaupten, es
sei der Name eines angesehenen Cblonisten, welcher sich -unter ihnen in
frühester Zeit niederliess, doch erscheint die erste Auslegung am natürlichsten.
Der letzte Stamm heisst wohl »Tophaars«, (die obersten), weil sie
am weitesten nördlich wohnen; andere führen ihren Namen von körperlichen
Merkmalen oder Trachten, wie das »roode Volk«, die »BundeUZwarts«\
» Veldschoen - Dragers« und ähnliche mehr.
Der Durchschnittscharakter der ganzen Gruppe ist unstreitig bereits
der eines halbcivilisirten Volkes, doch lässt sich der nationale Typus noch
ziemlich scharf feststellen.
1. Körperliche und geistige Entwickelung.
Schon die erste in die Cape Records aufgenommene Beschreibung der -
Namaqua ergab einige charakteristische Merkmale, und seitdem ist eine
Reihe weiterer Publicationen über dieselben erschienen, welche unsere
Kenntniss in erfreulicher Weise erweiterten. Hierbei verdienen besondere
Erwähnung: Gross - Namaqua - Land vonKNUDSEN, Two lectures on great
Namaqua-Land and its inhabitants von T in d a l l und eine Reihe von Aufsätzen
des T h e o p h i l u s H a h n 1) über die W a r n « -Hottentotten, welcher
Letzterer um so mehr Autorität beanspruchen darf, als er unter denselben
aufgewachsen ist. Es ergiebt sich, aus allen Berichten, dass die Namaqua
richtige Hottentotten sind und trotz der vielfältigen Vermischungen den
Typus derselben noch ziemlich rein bewahrt haben.
Sie sind sogar besonders gute Repräsentanten dieser Völkerfamilie und
zeichneten sich vor Alters in körperlicher Beziehung aus; denn schon
P.. M e e r h o f f , der in seinem Bericht die erste, kurze Beschreibung von
ihnen gab, erzählt, sie seien sehr gross, halbe Riesen, und zumal ihr
Häuptling sei grösser als der grösste Angola-Sclave2) . Darin liegt jedenfalls
eine gewisse Uebertreibung, doch ergiebt sich aus der Vergleichung der
übrigen Autoren3) , dass die Namaqua in der That die ändern Koi-Tcoin
durch ihren Wuchs übertreffen , T h . H a h n schreibt ihnen schlanke Figuren
zu , welche häufig 5xj<l bis 6 Fuss gross sind, und T in d a l l bezeichnet sie
auch als grösser wie die cap’schen Hottentotten, betont dagegen, dass sie
den Herero an Grösse nicht gleich kommen. Sie bleiben hierin, wie in
den übrigen Zügen dem allgemeinen Charakter der Koi—hoin getreu; dies
gilt auch besonders von der Gesichtsbildung, welche T h . H a h n in kurzen
Bemerkungen treffend skizzirt, soweit es ohne anatomische Kenntnisse möglich
war. Er nennt die Stirn vorstehend und etwas kugelig, hatte also die
bei den Hottentotten bereits beschriebene Verjüngung des Kopfes nach vorn
ebenfalls beobachtet, da die Stirn gerade dadurch als vorstehend und kugelig
imponirt; hätte er Schädel auf diesen Punkt-hin verglichen , würde er vielleicht
andere Ausdrücke für bezeichnender erachtet haben; dunkelbraue,
schief (?) geschlitzte Augen, »dabei fehlt der obere Nasenknochen fast ganz,
und nur kurz über dem Munde tritt die Nase kaum bemerkbar hervor, so
dass eine hohe Erhebung eben sichtbar ist, welche ohne die weiten
Nasenlöcher auf die Bezeichnung Nase einen geringen Anspruch machen
könnte«4) . lieber das Vorkommen schief geschlitzter Augen ist wohl bereits
*)' Globus 1867*.
2) C. Records p. 233.
3) L i c h t e n s t e i n a. a. O. Tom. II, p. 111.
4) A. a. O. p. 238.