ringen um den Arm und Kupferringen um den Hals sowie Platten von
demselben Metall an Schnüren hängend beschrieben werden1) .
Hinsichtlich des Tragens der Lederringe um die Arme und Heine
ist der Gedanke an das Nützlichkeitsprincip nicht auszuschliessen; denn
es leuchtet e in , dass dieselben in grösserer Anzahl die Glieder doch
etwas gegen die Angriffe der schrecklichen, afrikanischen Dornen schützten.
Häufig genug mögen die Leute in Fällen, wo sie es besonders bedurften,
zur Umwickelung genommen haben, was ihnen bequem war, z. H. auch
Gedärme vonThieren, was K o l b e n als eine gröbliche Verdächtigung seiner
Lieblinge bezeichnet. Gleichwohl hält er aufrecht, was noch unwahrscheinlicher
ist, dass sie diese Zierrathen als Nahrungsvorrath betrachteten und
im Falle der Noth verspeisten. Nach Art von Saiten präparierte Gedärme
geben noch heute, wie auch B ü r c h e l l bekräftigt, häufig die Grundlage
für die Ringe ab und werden wohl früher in ähnlicher Weise zur Verwendung
gekommen sein, indem man die gedrehten oder geflochtenen Ringe
zur weiteren Ausschmückung mit Draht überzog. Von anderweitigen Zierrathen
tragen die Frauen nicht selten Metall-Gehänge verschiedener Form
an den Ohren und Ringe an den Händen. Ob das von W o o d 2) abgebildete
Stirnband einer Hottentottin wirklich einer solchen zukam, steht dahin;
was er in gleichem Sinne aus B u r c h e l l ’ s Werk anführt, ist falsch citirt, da
der genannte Autor von einer »Bush - Girl v. spricht. An der oben bezeichneten
•Stelle der Cape-Records findet sich auch die Notiz, dass die M ä n n e r zur
Zierde Hornplättchen an die Haare gehängt hätten, und D a p p e r 3) erwähnt,
dass sie zum selben Zweck auch Kupferplättchen und Glaskorallen verwandten,
hinsichtlich der Frauen findet sich aber in den älteren Autoren
keine entsprechende Angabe.
Die bei den O va-herero beschriebenen Gürtel von aufgereihten Stückchen
von Strausseneiern werden nach B u r c h e l l ’ s Angabe auch von den
Hottentotten sehr geschätzt, die sie aber von den Inlanddistrikten beziehen sollen.
Der Einfluss der Nachbarn macht sich hinsichtlich der Kleidung sehr
bemerklich; die beträchtlichen Reste der Koi-koin in der Colonie, welche
freilich in ihrer Abstammung nur zum kleinsten T h e il,rein sind, haben es
zu bequem, sich abgelegte europäische Kleidungsstücke zu verschaffen und
dünken sich darin zuvornehm, um nicht fast durchgängig solche zu tragen.
Bei den Frauen kommt noch das Schicklichkeitsprincip hinzu, welches die
Civilisation bemüht ist, ihnen einzuprägen, und es ist daher von der ursprünglichen
Tracht wenig mehr geblieben, es sei denn, dass sich eine Person, weil
sie friert, ein schmieriges Fell um die Schultern nimmt. Weiter im Innern, wo
europäische Kleidung überhaupt noch nicht herrscht, zeigen sich auch bei
den Hottentotten noch Individuen, besonders Frauen, in nationalem Kostüm.
1) Cape Records p. 16.
2) W ood a . a. O. p . 247.%r- B ü r c h e l l a . a. O. I . p . 414.
3) Da p p e r a. a . O. p . 272. — Bu r c h . I . 395.
Eigenthümlich erscheint e s, dass eine Unsitte, welche die Hottentotten
besonders entstellt, das Bestehen der nationalen Tracht überdauert hat;
es ist dies das Bemalen der Gesichter bei den Frauen, welches heute
noch ausgeführt wird, auch wenn die Schöne sonst in ganz europäischer
Tracht auf tritt. Wie die Männer sich vor Alters aus den -angeführten
Gründen dick mit Fett, Buchu-Pulver und Russ beschmierten, und zum
Theil jetzt noch dieser Sitte pflegen, so bleiben die Frauen consequent
dabei, sich die bizarren Figuren von rotliem Ocker auf den mittleren Tbeil
des Gesichtes zu malen. Zu Kolben’s Zeit waren 6 kräftige Striche über
diese Parthie des Gesichtes JVlode, die er sarkastischer Weise als Liebes—
pfeile bezeichnet; heutigen Tages sieht man häufiger die beschriebenen Einfassungen
der Augen, sattelförmige*Figuren über die Nase, Bogenlinien
über die Wangen oder Aehnliches. Nirgends wird dabei in den alten
Autoren Blinkklip erwähnt, was die Cap-Hottentotten bei der mangelhaften
Verbindung nach dem Innern gar nicht kennen k o n n t e n 1). Die Farbe
dieses Stoffes ist so dunkel, dass sie sich von der tief chokoladenbraunen
Haut der Be-chuana, die ihn zum Haarschmuck viel anwenden, fast schwarz
abhebt, dass die viel helleren Hottentotten sich durch denselben »die beliebte
rostrothe Farbe« verschaffen sollten, ist ein Irrthum. Da ich selbst in Tsan-
sabane war, kann ich bezeugen, dass die Hottentotten der Nachbarschaft,
Korana, Griqua und Bastaards für den eigenen Gebrauch' sehr gering über
diesen Schmuck denken und ihn nur als einen bei den Be-chuana gesuchten
Tauschartikel in Ehren halten. B ü r c h e ll, dessen Zuverlässigkeit im Allgemeinen
das höchste Lob verdient, spricht auch nur, wie bereits angedeutet,
von einem zu den B u s c hm ä n n e r n zählenden jungen Frauenzimmer, die
sich die Haare mit der Sibilo - Pommade geschmückt hatte , andere einschlägige
Bemerkungen von Reisenden über den gleichen Gebrauch bei den
Hottentotten scheinen zu fehlen. Fett, Russ und Buchu, sowie Eisenocker,
1) Um eine Vorstellung zu geben von dem Grade der Mangelhaftigkeit in W o od’s
Angaben, sei dieser eine P unkt hier näher beleuchtet. E r führt a n , dass der fragliche
Stoff, Black-klip(?) von den Colonisten genannt, bei Sensavan (?) gefunden werde und
aus einer Mischung von Eisenerz mit Glimmer [Mica) bestehe (?); der Oxidirung des
Eisenerzes verdanke er die rostrothe (?) Farbe, dem Glimmer den Glanz (?h Diesen Stoff
liebten die Hottentotten unmässig (?). Jedes eingeschaltete Fragezeichen bedeutet eine
falsche Behauptung, da der Stoff, B l i n k k l i p von den Colonisten genannt, bei T s a n s a b a n e
gefunden wird und eine Varietät des E i s e n g l a n z e s darstellt, Eisenglimmer genannt,
dessen Schüppchen s e l b s t g l ä n z e n , aber keinen Glimmer enthalten, von dunkler s t a h l b
l a u e r F a r b e sind und nur roth a b f ä r b e n . E r wird von den Hottentotten als Regel
g a r n i c h t , wQhl aber sehr viel-von den Be-chuana gebraucht und zwar zum Schmücken
der b e h a a r t e n K o p f h a u t .
W ood hat B u r c h e l l ’s Angaben theils falsch verstanden, theils falsch wieder gegeben;
denn B ü r c h e l l ist, abgesehen von der Schreibweise des Namens Tsansabane, viel
correcter. E r nennt den Stoff »Eisenrahm« und spricht von »micaceous particles« desselben
ohne zu behaupten, er sei mit Mica gemischt.
W. a. a. O. p 248.
B ü r c h e l l a. a. O. I, 414 } II , 256.