Jahre 'eine Jagdgesellschaft überfallen und grösstentheils. ermordet, worauf die
Regierung ein Verbot erliess, solche Unternehmungen fernerhin auszuführen.
Die Gesellschaft wurde geführt von einem gewissen H e u e p e n a e r und
hatte die Elephantenjagd zum Zweck, Mit der für die Boeren charakteristischen
Verachtung der Eingeborenen ignorirten sie die Schaaren der
Kaffem, welche sich aus Beutegier den Zelten der Jäger näherten, und
nahmen nicht einmal ihre Waffen zur Hand, so dass es den Ängreifenden
möglich war, durch einen plötzlichen Schauer von Assegaien die Unbesonnenen
grösstentheils kampfunfähig zu machen. Zweien allein gelang
es ihre Jagdpferde zu erreichen, und diese Beiden führten nun das erste
Mal, soweit es bekannt wurde, die Taktik gegenüber den verfolgenden
Feinden aus, welche . so häufig in späterer Zeit den Boeren gegen die
furchtbarste Uebermacht den Vortheil sichern sollte. Sie gewannen einen
Vorsprung, warfen sich dann von den Pferden, gaben ihren wohlgezielten
Schuss in den dichten Haufen der Anstürmenden ab und hatten die Sättel
wiedergewonnen und sich zur Flucht gewendet, bevor die Verfolger sie
erreichen konnten. Dies Spiel wiederholte sich mehrfach, indem im Reiten
geladen wurde, bis die Feinde, des aussichtslosen Kampfes müde, von dem
Nachsetzen abliessen1).
Die Reibereien werden sich darauf sicherlich allmälig vermehrt haben,
wenn auch besondere Nachrichten darüber fehlen, da die coloniale Gränze
und damit der Gürtel der »Trek-Boeren«, welcher sich schon damals vor
derselben hinzuziehen pflegte, durch Gründung des Districtes Swellendam
(174 5jw?weiter ausgedehnt wurde. Fanden solche herumziehende Farmer
einen Fleck Landes, der ihnen besonders zusagte, so blieben sie daselbst
und gründeten eine Niederlassung, ohne auf die festgesetzten Gränzen
Rücksicht zu nehmen ( »Encroaehing«], Langsam aber sicher rückten äie
Farmer so nach Osten vor und hatten im Jahre 1772 die von den Kaffern
besetzten Gebiete fast erreicht, da sich einzelne (W. P r in s l o wird namentlich
erwähnt) jenseits Bruyntjes Hoogte vorfanden. Auf einen Befehl der
colonialen Regierung mussten diese zwar wieder geräumt werden, aber
wenige Jahre später waren sie wieder in gleicher Weise occupirt. Das
grosse Gebiet, welches die doch nur spärliche weisse Bevölkerung so besetzt
hielt, machte, es unerlässlich, dass sie in den exponirten Stellungen selbst
auf ihren Schutz bedacht waren; denn die Gefahren von Seiten der Eingeborenen
mussten durch das vereinzelte Wohnen ungemein an Bedeutung
gewinnen. Es ist erstaunlich zu sehen, dass schon damals die Stämme der
Hottentotten durch die systematische Unterdrückung bereits so . vernichtet
waren, dass eine irgendwie bemerkenswerthe Opposition ihrerseits gegen das
Vordringen der Colonisten in der Geschichte nicht zu Tage tritt. Mancher
blutige Kampf mag wohl noch .stattgefunden haben, ehe die Reste der
Hottentotten sich geduldig in ihre Rolle als » Schepsel« fügten, doch nahmen
diese Kämpfe jedenfalls keinen allgemeinen Charakter an, da sonst auch ohne
die authentischen Berichte Einiges in der Geschichte darüber verlauten müsste.
Die ebenso gehassten als gefürchteten Feinde der einsam wohnenden
Farmer, die Buschmänner, zogen die Augen der colonialen Regierung jetzt
in gefährlicher Weise auf sich. Hatten sie sich auch schon früher öfters
unnütz gemacht und dafür zeitweise schwere Strafe erduldet, so nahmen ihre
Raubzüge unter den günstigeren Verhältnissen jetzt so überhand, dass es
als eine Lebensfrage für die Colonie betrachtet wurde, ihnen einen Damm
entgegen zu setzen.
Dies ist die Periode, in der die Ansiedler im Bewusstsein, dass nur
extreme Massregeln dem Einzelnen eine immer noch unvollkommene Sicherheit
verschaffen könnten, sich zu dem Vernichtungskriege gegen die listigen
Räuber der Berge verbanden und sie in einer Reihe von Commando’s unter
schrecklichem Blutvergiessen wirklich bis auf geringe Reste ausrotteten.
Da die coloniale Gränze in dieser Zeit gegen Norden zu noch eine
gedachte Linie war, welche die Einöden auf dem linken Ufer des Orange-
Flusses quer durchschnitt, so fanden die Buschmänner in der ganzen Länge
dieser Linie die Möglichkeit, von ihren gesicherten Wohnplätzen aus gegen
die Colonisten Ueberfälle auszuführen und sich dann nordwärts zurückzuziehen.
Längs dieser Gränze fanden daher auch die bedeutendsten Kämpfe
und Niedermetzeleien statt, durch welche, man versuchte, die lästigen Gegner
zu vernichten. Den Anfang machte das westliche Gebiet der Colonie, woselbst
die Ansiedler ihre Kräfte schon länger gesammelt hatten und also
eher einen grösseren Schlag zu führen vermochten. Hier begann die Vernichtung
schon im Jahre L770, und ihr Ziel waren ausser einigen kleineren
Horden der Nachbarschaft besonders die Buschmänner des Zak-Rivier.
Diese Unternehmungen waren keineswegs Gewaltthätigkeiten einzelner
Bürger, sondern von der Regierung befohlene und durch den Landdrosten
des Districtes organisirte Züge, zu welchen den Betheiligten Pulver und
Blei geliefert wurde, die Nachrichten darüber sind daher auch von officiellem
Charakter und bestehen in Briefen und Berichten der Landdrosten an die
Regierung und zwischen jenen und den Befehlshabern der einzelnen Commando’s.
So üelen laut Bericht vom 5. Mai 1771 bei einem solchen Zuge ausgeführt
von 30 Mann unter van Jarsifeld 92 Buschmänner1). Im nächsten Jahre, bei
einem neuen Commando, welches in Folge eines schweren Mordes an einem
Farmer [Hendrik Teutman) und mehrerer anderer Mordthaten und Räubereien
unternommen wurde, wurden nur 6 der Eingeborenen erschossen, 1 entkam
1) The Record p . 10. Der Nachtrag der Cape Records enthält, wa s M o o d i e noch
von authentischen Nachrichten zu sammeln vermochte, d ie , wenn auch einzeln und ohne
Zusammenhang doch manche Streiflichter auf den weiteren Verlauf der Ereignisse werfen.
P r i t s c h , Die Eingeborenen Süd-Afrika’s. 30