Sicherheit nicht feststellen, da nicht nur Vermischung mit Hottentotten,
welche leicht zu solchen Pigmentirungen führen dürfte, sondern selbst
mit Europäern hat stattfinden können, wie sich aus der Geschichte1) ergiebt.
Das Verhalten der Plautfarbe bei Mischlingen ist sehr sonderbar, und
obgleich diese Klasse von Individuen in Süd-Afrika stark vertreten ist, so
hält es doch schwer, irgend welche Gesetze darin aufzufinden. Sicher ist,
einmal, dass solche Personen öfters eine auffallend dunkle Plautfarbe haben,
welche an Kraft derjenigen der reinen Race Nichts nachgiebt, und ferner,
dass die späteren Generationen eine Neigung zeigen zurückzuschlagen, dass
also Atavismus statthat, indem die Enkel wieder den Grossältern ähnlicher
werden, oder die Grossenkel. Ein Urtheil über die Natur der abweichenden
Pigmentirungen kann daher gegenüber solchen Bedenken nur
den Charakter einer Vermuthung tragen, diese würde aber dahin lauten,
dass in vielen Fällen keine Vermischung vorliegt, sondern körperliche Eigentümlichkeiten
eine schwächere Entwickelung des Pigmentes veranlassen.
Von den helleren Varietäten der Hautfarbe ist ein durch deutliches
Auftreten von Roth chärakterisirter Ton besonders häufig, welcher indessen
dem angegebenen Grundton noch sehr nahe liegt (Farbentafel Feld Nr. 3).
Ohne eine energische Wäsche, zu welcher sich die betreffenden Individuen
nur schwer verstehen, kann man aber kaum mit Sicherheit feststellen, wie
viel davon Natur ist und wie viel auf den rothen Ocker zurückgeführt
werden muss, mit welchem sich die Xosa und viele andere Stämme bemalen.
Je nachdem die Bemalung, welche nass über die ganze Haut eingerieben
wird, mehr oder weniger intensiv ist, zeigt die Hautfarbe der betreffenden
Individuen natürlich einen stärkeren oder schwächeren Anflug von Roth;
derselbe sitzt, obgleich der Körper nach dem Trocknen noch mit Fett eingerieben
wird, nur sehr locker, so dass er stark abfärbt und von Zeit zu
Zeit erneuert werden muss.
Es ist diese Sitte um so merkwürdiger, als viele von ihnen eine recht
dunkle, " stark pigmentirte Hautfarbe wiederum für die schönste von allen
erklären, und »schwarz« als ein Epitheton ornans gebraucht wird. Wie es
scheint, denken sie, wenn die Häuptlinge schmeichlerischer Weise »schwarz«
genannt werden, mehr an den Begriff des Imponirenden, Furchtbaren , als
des Schönen. Für diese Vermuthung spricht, dass sie jenes Beiwort
besonders gern in Anreden gebrauchen, im Zusammenhang mit Bezeichnungen,
wie »Löwe, Vernichter, Mächtigster« e tc., sowie dass sie beim
Namen der Pläuptlinge in Verbindung damit schwören2). Wenn sie Europäern
gegenüber geradezu die S c h ö n h e i t der dunklen Pigmentirung
betonen, so geschieht dies wohl nur in einer gewissen, leicht erklärlichen
. *) Schiffbruch des Grosvenor an der Küste von Kaffraria 1782, wobei viele der
geretteten weiblichen Passagiere von den Xosa als Frauen aufgenommen wurden.
2) Schon L iv in g s t o n e giebt an, dass die Bakuena (ein Be-chucmen-^toxiirci) schwören:
»Beim schwarzen Secheli/«
Opposition, in ähnlicher Weise wie sie auch behaupten, dass nicht die
schwarzen, sondern die weissen Menschen den Pavianen am ähnlichsten
wären; denn diese wären ebenfalls weiss und haarig im Gesicht wie die
Affen.
Eine kräftige, tiefe Hautfarbe ist das Zeichen einer normalen, gesunden
Constitution und kann also auch von diesem Gesichtspunkte aus an einer
Person gerühmt werden. Man muss dabei im Auge behalten, dass die Tiefe
der Färbung wesentlich bedingt wird durch den grösseren oder geringeren
Blutgehalt der Haut-Capillaren; Momente, welche diesen verändern, modi-
ficiren damit auch indirect die Färbung; daher wird der Kaffer wie die
ändern A-b antu bei Anfällen von Angst, Schreck oder in schweren Krankheiten
blass, d. h. die vorher dunkelbraune Haut zeigt einen hässlichen,
graulichen Ton, indem alsdann das Pigment allein die blutarme Cutis
tingirt.
Die ganz dunklen Varietäten der Hautfarbe sind nicht so häufig als
die helleren,, besonders was die höheren Grade anlangt; die intensivsten
Färbungen, welche man beobachtet,' kommen dem Schwarz sehr nahe,
wirklich blauschwarze Pigmentirung, wie sie bei gewissen nordafrikanischen
Stämmen charakteristisch ist, wurde nicht bemerkt. Es finden sich nahezu
schwarze Individuen in wechselnder Anzahl unter den Stämmen, ohne dass
man in Süd-Afrika ihr Vorkommen auf bestimmte Eigentümlichkeiten der
Wohnsitze zurückführen könnte. Im Allgemeinen nimmt man wohl an,
dass der Aufenthalt in warmen und zugleich feuchten Landstrichen die
Pigmentablagerung in der Epidermis befördert, für die Gebiete bis zum
Wendekreise ist ein solcher Einfluss indessen nicht nachweisbar; ob dies
iür weiter nördlich gelegene Länder möglich ist, kann hier nicht erörtert
werden. Die A m a -X o sa , obgleich sie ein tief gelegenes, wasserreiches
Land bewohnen, sind im Durchschnitt nicht .dunkler als die Stamme des
trockenen Innern an den Gränzen der Kalahari.
Die Körperconstitution im Allgemeinen sowie die Beschaffenheit der
Haut, welche ja die Trägerin des Pigmentes ist, haben sicherlich mehr
Einfluss auf die Stärke der Entwickelung als locale Einwirkungen irgend
welcher Art. .Es wäre auch eine schwer zu erklärende Thatsache, wenn
män wirklich annähme, dass der bedauerliche Mangel der Sonnenschinne
allein einen Theil unserer Brüder in eine untergeordnete Race verwandelt
hätte, warum die gegen Insolation geschützten Theile des Körpers nicht
heller sind als die exponirten? So sind die Achselhöhlen, diu Dammgegend,
die Innenflächen der Schenkel etc. nicht weniger, sondern meist besonders
stark pigmentirt. Von lichter Farbe, d. h. von einem schmutzigen Fleischton
sind nur die Handteller und Fusssohlen, wo eine schnelle Abnutzung
und Regeneration der Epidermis stattfindet; schwach pigmentirt sind ausser-
c em die Nägel, unter welchen die pigmentführende Schicht weniger entwickelt
ist.