gilt dies von dem Obersten derselben, dem Pntonga yakwomkulu, welcher
der Person des Häuptlings direct attachirt ist, und in allen, den Stamm
betreffenden Angelegenheiten, eine Hauptrolle zu spielen pflegt. Er hat
bei feierlichen Gelegenheiten die gemeinsamen Opfer darzubringen, welche
in Sühnopfern bestehen, die den Imi-shologu geschlachtet werden; dabei
führt man eigenthümliche, in den einzelnen Fällen sehr wechselnde Cere-
monien aus, der zu Grunde liegende Gedanke ist aber stets, dass das Blut,
welches aufgefangen wird, und bestimmte Theile des getödteten Thieres den
Geistern zum Genuss hingesetzt werden, dadurch ihren Zorn zu besänftigen,
während der Best des Fleisches von dem Priester selbst und. der
Menge verzehrt wird; die Knochen werden sorgfältig gesammelt und verbrannt.
Das wichtigste Opfer, woran sich zugleich auch einige offieielle
Hexerei knüpft, wird »Uku-kafulas genannt, welches Opfer ‘der Pntonga
yakwomkulu für die Armee darbringt, bevor dieselbe in’s Feld ruckt, und
wobei er sie siegreich und unverwundbar zu machen vorgieht.
Die Krieger versammeln sich dazu in voller Zahl, und der mit allerlei
abenteuerlichem'Geräth, getrockneten Gailblasen, Schlangenhäuten, Schildkrötenschalen,
bunten Thierfellen und Federn phantastisch aufgeputzte
Pntonga vollführt vor der andächtigen Menge, die ihn mit ihren eintönigen
Gesängen begleitet, seine Tänze und bezeichnet alsdann durch Eingebung
der lmi-shologu ein bestimmtes Stück Vieh, gewöhülich ein besöSders auffällig
gezeichnetes als dasjenige, welches die Geister gewählt hätten.
Der Ochse wird nun herbeigetrieben, die jungen Leute reisSen ihn
mit ihren Händen zu Boden und trennen mit den Assegaien das eine Vorderbein
vom Leihe des lebenden Thieres. Dies wird in einem bereit gehaltenen
Kessel oder rin der Asche des Feuers mit allerlei wunderlichen Zu-
thaten, wie beim Freikugelgiessen, nach Anordnung des Pntonga^zubereitet
und Jeder der anwesenden Krieger geniesst darauf von der Zauberspeise,
während das unglückliche Opferthier sich noch immer in seiner Qual am
Boden wälzt. Darauf macht der Leiter des Ganzen Einschnitte in die Haut
der Krieger und reibt die Asche der verbrannten Zaubermittel hinein, um
sie ganz unter den Einfluss derselben zu bringen. Erst wenn Alle ihr Theil
erhalten, haben, wird das Thier getödtet, und nachdem Einiges davon für
die Imi-shologu bei Seite gesetzt worden ist, verzehren die Anwesenden den
Best gemeinschaftlich; es darf aber weder ein Weib noch ein nicht unter
die Krieger aufgenommener junger Mann davon irgend etwas gemessen.
Die Xosa setzen einen ausserordentlich starken Glauben -in die Kraft
dieser Zaubermittel und der etwaige Tod der Einzelnen in der Schlacht oder
das Unglück, welches die gesammte Armee trifft, ist ihnen keineswegs ein
Beweis gegen ihre Wirksamkeit, denn es geht für sie daraus nur hervor,
dass der Betreffende selbst behext worden is t, oder sich den Zorn der Imi-
shologu zugezogen hat, oder wenn die ganze Armee zu Schaden gekommen
ist, dass die Zaubermittel der Gegenparthei stärker gewesen sind, als ihre
eigenen. In solchen Fällen wendet sich die Wuth der Menge auch nicht
selten gegen den Pntonga, der seine Sache so schlecht verstanden hat, und
man rächt sich an ihm,.rindern er, natürlich nur unter Zustimmung des
Häuptlings, mit zusammengeschnürten Armen und Beinen in eine tiefe
Stelle des nächsten Flusses gestürzt wird. Es geht aus einer vorurteilslosen
Betrachtung dieser Verhältnisse unzweifelhaft hervor, dass der Cultus
der Geister nur den Hintergrund des Ganzen abgiebt, in Wahrheit aber die
sogenannten Priester derselben privilegirte Zauberdoctoren sind.
Mehr vom Charakter eines wirklichen Opfers haben die Ceremonien,
welche die Isi-ntonga darzubringen haben, wenn der Blitz ein Haus des
Dorfes getroffen hat. Es wurde sphon oben angedeutet, dass der Blitz im
besondern Dienste des Ersten der lmi-shologu, des »Pnkosi« steht, und
Jemand, der vom Blitz erschlagen wird, gilt als Einer, den der Pnkosi zu
sich berufen hat,*und darf daher nicht betrauert werden. Das Haus und
der Ort aber, wo der Fall sich ereignet hat, gilt als verfehmt und es ist
keinem Fremden gestattet, ihn. zu betreten, noch dürfen sich die Bewohner
zu Anderen begeben, bis durch den Pntonga dem ü ’mshologu ein Opfer
dargebracht is t , um das Dorf zu entsühnen; das Haus selbst wird nicht
wieder bewohnt. Doch auch hier geht es nicht ohne mannigfache Anwendung
von Zaubermitteln ab, die zunächst dazu dienen, um die Personen,
welche den erschlagenen Menschen oder das Stück Vieh beerdigen sollen,
gegen üblen Einfluss zu schützen.
Nächstdem aber werden andere Mittel in dem Feuer, worin auch die
Knochen des Opferthieres verbrannt werden, verkohlt, und die Asche durch
Einreiben in Einschnitte des Körpers, Trinken in Milch und in ähnlicher
Weise zur Entsühnung der Einzelnen benutzt. Bis zu dieser Ceremonie
müssen sich Alle des Genusses von Milch enthalten, welche auch in anderen
Fällen von Unreinheit (Weiber während der Regel, oder nach dem Tode
ihres Mannes) zu meiden ist.
Für sich allein betrachtet erscheinen diese Gebräuche sehr verführerisch,_
hohe religiöse Anschauungen als Grundlagen anzunehmen, doch
steht so Vieles in directem Widerspruche damit, dass die Uebereinstimmung
mit gewissen europäischen Vorstellungen religiöser Natur als zufällig bezeichnet
werden muss. Dahin gehört, dass es ausser dem VnJcosi auch
wieder einen besonderen »Wasser- U'mshologua [Fcanti) giebt, dem ebenfalls
Opfer dargebracht werden, wobei man aber Nichts verbrennt, sondern die
Theile in den Fluss wirft.
In einer anderen Richtung, welche sich auch auf das allgemeine
Interesse• des Volkes bezieht, tritt bei der Thätigkeit dieser Klasse von
Leuten wieder der Zauberdoctor mehr in den Vordergrund. Es wird nämlich
Einigen unter ihnen, aber einem mehr, dem ändern weniger, die
Fähigkeit zugeschrieben, einen Einfluss auf die Wolken ausüben zu können,
um in Zeit von Dürre Regen herbeizuführen. Die gebräuchlichen Cere—