kastanienbrauner Farbe, lang und schmal, entfernt von einander, der
in n e r e W in k e l a b g e r u n d e t (?) w ie b e i d en C h in e s .e n , m it w e l c
h e n d ie H o t t e n t o t t e n e in e f r a p p a n t e A e h n li c h k e i t h a b e n « 1).
Geradezu rührend ist aber die Logik P r ic h a r d ’s ? ) , welcher, gestützt auf
die angeführten Angaben, sowie anderweitige eines frommen Herrn, des
Dr. K n o x , und auf missverstandene Beschreibungen des Reisenden B u r -
c h e l l , so argumentirt: Die frappantesten Eigenthümlichkeiten, in welchen
die Hottentotten den Kalmücken3) und anderen turanischen Nationen ähneln,
sind folgende:
1. »Ihre Gesichtsbildung ist beinahe dieselbe« (d. h. was gerade bewiesen
werden soll. V.).-
2. »Bei beiden ist der Kopf breit und vierkantig« (die Schädelbildungen
stehen nämlich in der Reihe der Variationen fast so entfernt von einander,
als überhaupt möglich ist, indem die Flottentotten platystenocephal
sind, die Kalmücken aber die ausgeprägtesten brachyceplialen Schädel haben,
die wenigstens grösstentheils hypsibrachycephal sind).
Die anderen 8 Punkte, welche der gelehrte englische Anthropologe
anführt, geben den ersten wenig nach, und müssen bei den mit Haaren
herbeigezogenen Vergleichungen auf der einen Seite ausser den Hottentotten
die Buschmänner, auf der anderen ausser den Chinesen und Kalmücken
auch die Esquimaux herhalten. Hierzu sei nur noch bemerkt, dass die
von P r ic h a r d angeführte BuRCHELL’sche Beschreibung der Hottentotten
ebenso wenig oder eben sö gut auf die Kalmücken passt, als die hier, aufgestellte.
B u r c h e l l hat indessen gleichfalls angegeben, dass die Augenaxen gegen
einander geneigt seien, wenn er auch von B a r r o w ’s »abgerundetem innern
Winkel« Nichts weiss, und es könnte bedenklich erscheinen, so entschiedenen
Angaben entgegen zu treten, ich glaube aberzeigen zu können, dass
die Thatsache in gewissem Sinne richtig, die daraus gezogenen Folgerungen
aber falsch sind. Eine Bemerkung von D a n i e l l , einem scharfen Beobachter,
dessen Werke ja beinahe ausschliesslich unseren bisherigen Hotten-
tottenportraits zu Grunde liegen,. kommt mir dabei hülfreich entgegen Der
genannte Autor sagt in dem erklärenden Text seiner Skizzen wörtlich Folgendes:
»Es mag hier erwähnt sein, dass bei allen Hottentotten die Augenbrauen
zusammengezogen sind, als wenn das Individuum schmollte (were
frowning) ; ------------ . Dieser unschöne Ausdruck entsteht- aus keiner anderen
Ursache als aus der Anstrengung, soviel als möglich d ie g r e l l e n S t r a h le
n der S o n n e a u s z u s c h l i e s s e n , welche am besten von denen beurtheilt
q Barrow a. a. O. Tom. I, p. 157..
2) P. a. a. 0 . Tom. I, p. 313.
. 3) Ob Kalmücken, Chinesen, Esquimaux oder Samojeden ist den Herren alles eins,
so lange nur Sem, Ham und Japhet zu ihrem Rechte kommen.
werden- mögen, welche versucht haben, sie mit blossem Kopfe auszuhalten
«,. ; r -
In dieser sohlichten Bemerkung liegt das ganze Geheimniss der sonderbaren,
viel besprochenen Büdung der Augenlider, Noch effectvoller als das
Zusammenziehen der Augenbrauen ■ ist begreiflicherweise das directe Zusammenpressen
der Lider, um zu grelles Licht auszuschliessen, und Dan
i e l a s eigene Skizzen zeigen mehrfach ganz unverkennbar- eine solche
Formation1). Dass die chronisch gewordene Contractur der Muskeln der
Lidspalte Verzerrungen hervorruft ist eben so leicht einzusehen. Die Verzerrung
wird stets nach der Richtung hin stattfinden, wohin sich der grösste
Widerstand zeigt, und dies dürfte in den meisten Fällen diejenige der Naso-
labialmuskeln, also indirect der innere Augenwinkel, sein. Hier ergiebt
auch die Einlagerung der Caruncula lacrymalis,, welche bei den Hottentotten
sehr stark entwickelt ist, einen geringeren Halt und die Verlängerung des
das genannte Organ umziehenden Theiles der Lider nach unten ist es, was
im Wesentlichen der Augenstellung das schräge Ansehen giebt. Da ferner
das obere Augenlid sich stets (auch bei uns) beim ^ Zukneifen der Augen
stärker über den äusseren Augenwinkel legt als über den inneren, so entsteht
das, was B a r r ow »einen abgerundeten inneren Winkel« nennt. ^
Eine solche Bildung kommt ebensowenig als eine schräg nach innen
gesenkte Lidspalte als Regel o h n e g l e i c h z e i t i g e F a lt e n b ild u n g der
Eingebung vor. Als Ausnahme findet sich diese Stellung sowohl bei den
K o i-k o in als bei den A-baniu2) , als bei Europäern, ohne dass man jemals
daran gedacht "hat, es für diese zu einem Racenmerkmal zu machen. Endlich
zeigen sich gerade b e i d en Koi-koin a u ch v i e l e - F ä l l e , wo de r
ä u s s e r e A u g e n w in k e l t i e f e r s t e h t , u n d d ie V e r g l e ic h u n g , m it
de r S c h r ä g e n , g e s c h w u n g e n e n L id s p a l t e der C h in e s e n b e i
g l a t t e n , n a ch o b e n g e z o g e n e n A u g e n b r a u e n , muss daher als
unzulässig verworfen werden.
Die Betrachtung der beigegebenen Portraits wird im Einklang mit
dem soeben Gesagten ergeben, dass in vielen Fällen die Augen gar nicht
schräg stehen, in ändern allerdings etwas nach innen verzerrt sind. • Auch
dann ist die Verzerrung nur so unbedeutend, dass die Linie, welche den
äusseren Augenwinkel mit der M it t e der Caruncula lacrymalis verbindet,
meist noch den unteren Rand des anderen Auges tangirt, also keineswegs
die Mitte der Nase schneidet (Bu r c h e l l ) t dies träfe selbst in keinem
Falle zu, wenn man die Linie durch den äussersten nach unten gewendeten
Punkt der Caruncula zöge, was als unstatthaft zu bezeichnen ist. Nicht
berührt wird der Rand des unteren Auges durch die Richtungslmie m den
Portraits der Mickie (Taf. XXIV, Fig. la ) , wo auch Verzerrungen in bedeu-
1) S ieh e F ig . 58, n a c h e in e r DANIELL’se h e n Skizze.
2) Vergl. Fig. 2 auf Taf. XX.
F r i t s c h , Die Eingeborenen Süd-Afrika’s .