mittelst eines Rohres, an dem unten ein Büschel feinen Grases befestigt
ist, ans dem nassen Boden in den Mund aufsaugen und wieder in die Eier
laufen lassen. Ein Pfropf von Gras bildet gewöhnlich auch den Stöpsel,
welcher die Gottesgabe in dem Gefäss zurückhält (siehe Fig.' 7 5 ) . ■ In der
Behandlung dieser geringen Wasservorräthe liegt eine besondere Kunst und
Politik der Eingeborenen, da sie wissen, dass der Mangel desselben für
sämmtliche übrigen Zweihänder Süd-Afrika’s , welche mit' wenigen Ausnahmen
alle ihre persönlichen Feinde sind-, die besten Jagdgründe Unzugänglich
macht. Es ist daher ein häufig angewandter Kunstgriff dev Buschmänner
hei Annäherung irgend welcher Fremder »das Wasser zu verstecken«,
eine Sache, welche den nicht mit der Steppe Vertrauten vielleicht als ein
unmögliches Unternehmen erscheint. Freilich dürfte es schwer sein, dieVictoria-
fälle zu verstecken, aber es handelt sich hier .nur darum, eine vom heissen
Steppenwind oberflächlich ausgetrocknete Quelle, aus welcher, wenn geöffnet,
zahlreiche Menschen und Vieh ihren Durst stillen können, seihst kundigen
Augen zu verbergen, wozu immerhin eine bedeutende Fertigkeit gehört.
Nachdem sie durch diesen Kunstgriff das Land für die Eindringlinge
unbewohnbar gemacht haben, ziehen sie sich in beobachtende Ferne zurück,
bis jene durch den Wassermangel bezwungen, wieder abgezogen sind, und
haben also gar nicht nöthig, ihre gefürchteten Pfeile in Thätigkeit zu setzen.
Für sie selbst findet sich auch ohne Quellen in .der Natur hinreichender
Stoff, um den Durst zu stillen; der Saft der wilden Wassermelone, obgleich
ausserordentlich bitter, dient zu diesem Zweck, man gräbt aus dem Boden
eine wasserhaltige Wurzel oder benutzt andere succulente Pflanzen, um in
Ermangelung von Wasser dem Körper die nöthige Flüssigkeit zuzuführen.
Wie fast alles. Nasse, was nicht geradezu Gift ist, für die Buschmänner
trinkbar erscheint, so betrachten sie Alles,- was irgend welchen
Nahrungswerth enthält, als geniessbar. Besonders aus dem Thierreich verschmähen
die Kinder der Wüste nicht leicht etwas, was die Zähne bewältigen
können: haben sie kein grösseres Wild, so helfen sie sich durch das
Verzehren von Eidechsen, Schlangen, Heuschrecken und Termiten1, welche
letzteren besonders geschätzt sind; auch macht es ihnen wenig Unterschied,
ob etwas halb verfault ist, wenn es in ihren Mund gelangt: sie behandeln
ihre Geschmacksnerven mit souverainer Verachtung.
Zur Bereitung einer so primitiven Kost ist keine lange Reihe von
Geschirren erforderlich, doch haben sie rohe irdene Gefässe, die häufiger dazu
dienen, etwas aufzübewahren, als darin zu kochen.
Meist rösten die Buschmänner nur das Fleisch oberflächlich am Feuer
und verschlingen es kaum halb gar; auch das Ausnehmen der Thiere und
Reinigen der Gedärme gilt als eine überflüssige Arbeit: es wird von Augenzeugen
berichtet, dass sj6 Hasen zubereiteten, ohne sie auch nur abzuziehen,
in einem ändern Fall sonen sie den Mageninhalt eines Python mit Vergnügen
verspeist haben.
Feuer bedürfen sie natürlich zu verschiedenen Zwecken und pflegen
solches in derselben Weise zu machen, wie die anderen Eingeborenen, mit
Hülfe zweier verschieden harter Hölzer; ich hielt es aber für geeignet, die
nähern Angaben darüber hier einzufügen, weil gerade dieser Stamm bei
seinem beständigen Wandern oft in die Lage kommt, von der mühsamen
Methode Gebrauch zu machen und mir auch eine Photographie zweier Buschmänner
bei dieser Beschäftigung zu Gebote stand (aufgenommen von C h a p -
m a n ) , welche in der Figur 7 6 (s. umstehend) wiedergegeben ist. Der
Apparat besteht aus einem dünnen Stock von hartem Holz, der unten etwas
ausgehöhlt ist, und einem schmalen, flachen Stück weicheren Holzes (Fig. 7 5 ,
rechter Hand), in welches kleine Vertiefungen gegraben sind. Das Letztere
wird mit dem Fusse auf dem Boden fixirt uiid alsdann das Stöckchen nach
Art eines Quirles so lange heftig in der Vertiefung gedreht, bis ein wenig
dazwischen gelegter Zunder zum Glimmen kommt; die andere Person hat
die glimmenden Theilchen zu sammeln und mittelst leicht entzündlichen
Brennmaterials zur Flamme anzufachen. Zuweilen ist an den Zündstöcken
das obere Ende der Länge nach gespalten und ein cylindrisches Stück
Knochen eingesetzt, um eine bequemere Handhabe zum Drehen zu gewinnen.
Der Quersack ohne Nath aus Antilopenhaut ist auch die Schatzkammer
des Buschmannes, welche ihn auf seinen Zügen begleitet, und beim friedlichen
Wandern gewöhnlich auch den Pfeil und Bogen aufnimmt. In
Figur 7 4 hängen diese Reiseutensilien am benachbarten Baum, in Figur 7 6
ruhen sie am Boden.
In diesem Allerweltsbeutel findet sich auch gewöhnlich der geliebte
Dacha und vielleicht ausserdem Taback sowie die Pfeife dafür, welche entsprechend
den übrigen primitiven Einrichtungen auch auf die einfachste
Form zurückgeführt ist. Sie besteht nämlich aus einer einfachen, thönernen
Röhre von etwa 12 CM. Länge, die nach dem einen Ende zu sich etwas
erweitert (siehe Figur 7 5 rechter Hand);; In diese stopft der Buschmann
den Dacha, oder Gemenge von Taback und solchem und saugt in der
beschriebenen Weise seine Lungen voll Rauch, bis er eine vollständige Narkose
erzielt.
Auf der citirten Figur findet sich auch ein Instrument abgebildet,
welches wie so vieles Andere einer ganzen Reihe von Stämmen gemeinsam
ist und daher schon früher Erwähnung fand, aber von den Buschmännern
mit besonderer Vorliebe gehandhabt wird. Es ist dies die Gcurra, oder
Gcorra, eine Art Maultrommel aus einem flachen Bogen , dessen Sehne am
Ende eine gespaltene Federpose trägt, welche beim Schwingen der Saite
summende Töne verursacht. L i c h t e n s t e i n sowohl als B u r c h e l l 1' haben
‘ L i c h t e n s t e i n a. a. O. I I . p . 379.
B u r c h e l l a. a. O . I . p. 439. I I . p . 66.