diese ihm geschickt zwischen den Bäumen ausweichen. Um einen solchen
Plan durchführen zu können , ist es einmal nothwenig, dass gute Deckung
da ist für die Jäger; denn der Elephant ist sehr scheu und einmal beunruhigt,
pflegt er alsbald eiligst weiter zu ziehen. Dann aber muss die
Deckung stark und dicht genug sein, um dem Thier das Vordringen zu
erschweren, dem Jäger aber Durchgang zu gewähren, da in offenem Terrain
■oder im gewöhnlichen südafrikanischen Niederwald der Fussgänger keine
Chance hat, einem wüthenden Elephanten den Vorsprung abzugewinnen.
Das Wechselspiel des Angriffs und der Flucht wiederholt sich nun
mehrfach, bis das Thier durch die Menge der in seinem Körper haftenden
Speeie einem Stachel-schwein ähnlich sieht und vom Blutverlust erschöpft
zusammenbricht. Jetzt hat die Aufregung ihren Höhepunkt erreicht, die
dunklen Jäger dringen von allen Seiten dicht heran und geben dem gequälten
Thiere den Rest, indem sie mit einer wahren Wuth wieder und immer
wieder ihre W^affen in den mächtigen Körper stossen.
Einige Zeit darauf, wohnt der Häuptling in der Nähe, gewöhnlich
wenn derselbe auf dem Platze erschienen ist, beginnt das Zerlegen, und
bald ist das Fest in vollem Gange, indem mit bewunderungswürdiger Behendigkeit
der kolossale Cadaver in einzelne Fetzen getrennt wird, welche
zum Theil an Ort und Stelle sofort zubereitet werden. Dies geschieht durch
Rösten in der Asche des in Streifen geschnittenen Fleisches und auch der
Eingeweide;, eine besondere, auch andefwärts angewendete Behandlung
erfahren aber die Füsse des Thieres, welche mit Blättern umwickelt in eine
Grube gepackt werden, worin man für einige Zeit ein lebhaftes Feuer
unterhalten und mehrere flache Steine zum Glühen gebracht hat. Zwischen
diese wird der Fuss gelegt, die Asche darüber gescharrt und dann die
Grube zugeworfen. Am nächsten Tage ist das Gericht fertig'* zu welcher
Zeit auch die knorpeligen Theile durch das anhaltende Schmoren in eine
Art Gallerte verwandelt sind, und das Ganze soll sö ein sehr angenehmes,
von Weissen ebenfalls geschätztes Essen abgeben.
So mancher Elephant fiel den kühnen Jägern mit dem leichten Wurf-
spiess zur Reute, doch haben sie dieselben vor Einführung des Feuergewehrs
mrgends gänzlich verdrängt. Dasselbe gilt von dem übrigen grossen Wilde,
dem Flusspferde, den Rhinocerossen und den Büffeln, welche auch noch
weniger durch die gehoffte Beute zur Jagd anreizen. Ihr Fleisch ist nicht
sehr geschätzt, der Hauptwerth der Thiere liegt in der Haut, respective
dem Horn derselben, welches, wie bereits^ erwähnt, zu Gerätschaften verarbeitet
wird.
Wegen der häufig zur Unmöglichkeit werdenden Schwierigkeit des
Anschleichens fängt man die genannten Arten des Wildes auch auf andere,
bequemere Weise und zwar vornehmlich durch Fallgruben, die man auf
dem Wege, den das Thier gewöhnlich nimmt, angebracht. hat. Diesel-'
ben sind der Grösse des erwarteten Wildes entsprechend, aber von geringe*
Tiefe um das spätere Herausschaffen der Beute nicht zu sehr zu erschweren,
und im Grunde pflegt man spitze Pfähle einzugraben, auf welche sich
das Thier im Herabstürzen spiesst. Diese Fangart des Wildes behagt dem
bequemen Charakter der Eingeborenen viel mehr, als die erstere, ihre Verbreitung
ist daher sehr gross, und schon der alte K o l b e hat in seinem
Werke: Caput bonae spei hodiernum dieselbe bei den Hottentotten beschrieben
und durch naive Abbildungen anschaulich gemacht.
Die Natur führte den afrikanischen Jäger durch den plötzlichen Wechsel
zwischen unabsehbarer Fläche und Engpass darauf h in , dass es nöthig
sei, dem Wilde die Möglichkeit des Ausweichens zu nehmen und die ergiebigsten
Jagdmethoden stützen sich auf dieses Princip. Da die vereinzelte
Fallgrube den Thieren zu viel Spielraum lässt, seitlich vorbeizukommen,
führt man niedrige Dornenzäune quer durch die Gegend, welche nur an
der Stelle der Gruben Oeffnungen zeigen und so das Wild nöthigen, den
gefährlichen Weg zu wählen. Eine eben solche Einrichtung, nur in grösserem
Maassstabe, ist der sogenannte »Hopo«, bei welchem die Grube weit
genug ist, um eine ganze Anzahl grösserer Thiere aufzunehmen, und der
von beiden Seiten her schliesslich in eine enge Gasse zusammenlaufende
Zaun Widerstand genug leistet, um das gewaltsame Hindurchbrechen zu
verhindern. Die in Form einer römischen Fünf angelegten Schenkel der
Umzäunung ziehen sich, allmälig niedriger werdend, weit hinaus in die
Ebene, und das Bestreben der Jäger ist darauf gerichtet, weidende Trupps
des Wildes zu veranlassen, ihren Weg gegen den spitzen Winkel zu nehmen.
Indem sie nun anfangs langsam, dann aber stärker und stärker nachdrücken,
treiben sie die Thiere schliesslich in die enge Gasse, welche zur Grube
führt, wo sie gezwungen sind, entweder in dieselbe hinein zu springen
oder sich rückwärts gegen die Assegaien ihrer Verfolger zu wenden. Ist es
gelungen, eine grössere Menge von Wild in die verhängnissvolle Enge zu
bringen, so füllt sich die Grube bis oben mit einem wüsten Gemisch verschiedener
Thiere, die auf das kläglichste durch den Fall zerschmettert
oder von den Nachfolgenden zertrampelt werden.
In Ermangelung einer ausdrücklich für diesen Zweck angelegten Einrichtung
benutzt man die natürlichen, in Süd-Afrika so häufigen, felsigen
Engpässe in ähnlicher Weise, indem ein Theil der Jäger sich an der
schmälsten Stelle des Passes in den Hinterhalt leg t, während ein anderer
das Wild veranlasst, den Weg durch den Pass zu nehmen. Auch wenn
das Terrain freier ist, weiss der Kaffer durch die beständige Beobachtung
der Gewohnheiten der Thiere doch sich so aufzustellen, dass die Flüchtigen
m den Bereich seiner Waffe kommen, und wenn sein Ziel auch nicht »absolute
certaintya ist, fällt ihm doch so manches Stück zur Beute, eine willkommene
Abwechselung in der gewöhnlichen Diät darbietend.
Zur Ehrenrettung des Wildpretes, welches von W o o d , der sich dabei
auf die Autorität des südafrikanischen Münchhausen, G q r d o n C u m m in g ,
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