unmöglich, was in den Gewohnheiten und der Lebensweise des Volkes
seine Ursache hat. Grundbesitz in europäischem Sinne existirt bei ihnen
nicht, und die Stämme sind daher wenig eifersüchtig auf das für sie relativ
werthlose Terrain, besonders wenn es, wie leider so häufig, arm ist an
Wasser. Eine gute, ausdauernde Quelle ist ein Schatz, so dass wegen der
Wegnahme einer solchen vielleicht ein Krieg angefangen werden würde,
aber das flache Land, welches die Eingeborenen in grösserer Entfernung
von ergiebigem Wasser doch nur als Jagdgrund benutzen, erscheint ihnen
zu gleichgültig. Ueber derartige Ländereien dehnen die Häuptlinge ihre
Herrschaft aus je nach der Macht, welche sie gerade besitzen, die Gränze
wird aber m Bezug auf die Quellen stets genau bezeichnet. Da sich aber
nach solchen Positionen die Gebiete nicht mit Bestimmtheit umgränzen
lassen und ausserdem die Wanderlust der Stämme, sowie alle möglichen
zwingenden Einflüsse sie zur Veränderung ilp-er Wohnsitze bewegen, so ist
die relative Lagerung derselben, wie sie bereits angegeben wurde, auch
das Einzige, was mit einiger Sicherheit festgestellt werden kann.
1. Aeussere Erscheinung und geistige Entwickelung.
Es wurde oben bereits gesagt, dass die Gesammtheit dieser Eingeborenen:
Be-chuana, d. h. »Leute die sich gleichen«, genannt wird, und
dass m der That ein gewisser Typus ihnen allen gemeinsam ist, doch muss
man dies cum grano salis verstehen, da- auch bedeutende Unterschiede vor-
kommen.
Die Uebereinstimmung beruht wesentlich auf dem ganzen Charakter
ihrer Erscheinung, indem sie nicht das Rohe, Brutale des Xosa oder Zulu
an sich tragen, sondern, auch wenn sie nur in derselben Weise mit Thierfellen
bekleidet sind, doch einen civilisirteren, humaneren Eindruck machen.
Es liegt dies hauptsächlich im Ausdruck und Schnitt, des Gesichtes, welches
von weicheren, sanfteren Formen ist, aber dafür auch nicht die Kraft ausdrückt,
wie das des Kaffem. Die Eigenschaften, welche aus den Zügen
des Mo-chuana sprechen, sind Sanftmuth, Gefügigkeit, häufig auch Schlaffheit,
und nur zuweilen scheint ein finsterer Ernst über ihnen zu liegen,
während für den Xosa oder Zulu der Ausdruck von Trotz, Wildheit und
Widerspenstigkeit charakteristisch ist.
Im Einklänge mit dem Gesichtsausdruck sind auch die Formen und
die Haltung des Körpers weniger massiv und brüsk. Der Wuchs ¡st durchschnittlich
weniger lang, der Durchschnitt von 28 erwachsenen Männern
ergab 168.4 CM., doch dürfte diese Zahl noch zu hoch sein, da sich in
der Reihe zufällig eine ziemliche Menge relativ grösser Gestalten befanden.
Die Figuren sind schlank, die Haltung häufig etwas gebeugt, die Muskulatur
nur massig entwickelt und nicht so massig als bei den vorher beschriebenen
A-bantu, es treten aber die erwähnten Eigenthümlichke.ten der Statür
auch hei ihnen hervor. Davon ist das eckige Vorstehen der Schultern weniger
auffällig, da die Schulterbreite durchschnittlich geringer zu sein scheint, die
Anlage ist indessen ebenso vorhanden.
Das Haar ähnelt ganz dem oben beschriebenen, nur varürt der Grad
der Kräuselung etwas und es finden sich ausser den dicht verfilzten Zopf-
chen, welche, wenn kurz gehalten, e in e Art Polster bilden, unter den Mitgliedern
nördlicher Stämme, besonders der Ba-mantotm, auch solche, wo
die Strähnen weniger dicht sind und einen lockeren, leichteren Fall haben
(siehe Fig. 2, Taf XIII). . . . . .
Meistens wird .das Haar kurz getragen, besonders bei den ansässigen,
die sich einer gewissen Ruhe und Behaglichkeit erfreuen, während üie
herumziehenden Banden aufgebrochener Stämme, welche in der Colonie
oder den Freistaaten Arbeit suchen, darin nachlässiger sind und häufiger
langen Haarwuchs tragen.
Eine besondere Gestaltung zeigt die Frisur der B e -ch u a n a -Frauen,
indem bei ihnen die Haare an den Seiten des Kopfes rings hemm rasirt
oder-kurz geschoren werden, auf dem Scheitel aber stehen bleiben und,
zusammengehalten durch eine Perlenschnur, in eine gegen 6 CM hohe,
dichte Masse verfilzt werden, deren Consistenz noch durch das Einschmieren
einer Pomade aus Fett und pulverförmigem Titaneisen (Sibilo) vermehrt wird.
Das Ganze macht alsdann den Eindruck: einer Art Krone, ohne indessen,
da der Scheitel bedeckt is t, Aehnlichkeit zu haben mit dem oben beschrie
benen Ring der waffenführenden Zulu (siehe Fig. 1, Taf. X IX ); der Grundgedanke
wäre derselbe, wie bei den Frauen der Zulu, doch weicht die
Ausführung etwas ab, insofern dort der höhere Schopf sich auf den obersten
Theil des Scheitels beschränkt.
Die Beschaffenheit der Haut und ihre Pigmentirung stimmt im Wesentlichen
mit derjenigen der übrigen A-bantu überein, auch der eigenthümliche
Geruch ist ihnen eigen, obgleich er häufig nur wenig auffallt.
Die Pigmentirung, dem Feld Nr. 1 der Farbentafel nahe stehend,
unterscheidet sich nur durch den geringeren Glanz und eine gewisse Mattigkeit,
was wohl seinen Grund hat in der geringeren Application von Fett.
Obgleich die Beimengung von Roth in der Hautfarbe als Regel nicht zu
verkennen ist, so gehört doch die wirklich rothbraune Varietät (Feld 2),
welche unter den Zulu beziehungsweise häufig auftritt, bei den Be-chuana
zu den seltenen Ausnahmen, und auch die Mittelfarbe (Feld 3) kommt nicht
häufig zur Beobachtung, da bei den Männern wenigstens das Beschmieren
des Körpers mit Ockererde nicht so allgemein in Gebrauch ist; die Frauen
aber practiciren es mit grossem Behagen.