von der Parthei des Mädchens wie gelobt von der anderen Seite, und verschwindet
wieder, wenn keine Vereinigung zu erzielen ist; anderenfalls
wird es entgegengenommen und damit die Zustimmung zur Hochzeit
gegeben.
Die glücklich arrangirte Verheirathung ist wie ein anderes erfolgreiches
Geschäft stets ein hinreichender. Grund zu festlichen Gelagen wie sie der
geselligen Natur der Eingeborenen so sehr Zusagen, von eigentlichen Hochzeitsfeierlichkeiten
als solchen mit besonderen Ceremonien kann man wohl
nicht sprechen.
Wie W o o d bei den Ama-zulüi beschreibt auch C a s a l i s bei den B a -
suioi) in umständlicher Weise solche Ceremonien, da aber die ausführlichen
Werke von M o f f a t , C a m p b e l l , B u r c h e l l und andere nichts Aehnliches
enthalten, und ich auch selbst Nichts davon gesehen habe, so ist wohl anzunehmen,
dass die Beschreibung etwas herausgeputzt ist.
Die geringere Zahl der Frauen macht bei den Be-chuana das Abhän-
gigkeitsverhältniss der Häuser nicht so complicirt als bei den Xosa. Ausser
dem Hause der grossen Frau rangiren die übrigen wesentlich gleich in ihrer
Unterordnung unter jenes, aus welchem bei Häuptlingsfamilien der Thronfolger
genommen wird. Die Erbfolge ist dieselbe wie bei den Ama-xosa.
Auch Mer gründet sich das ganze öffentliche Leben auf die Familie.
Das Oberhaupt der Familie übt seine patriarchalische Gewalt über alle
übrigen Mitglieder aus, die Familien jeder Gemeinde stehen unter einem
Manne von höherem Ansehen, der Monemotse genannt wird, alle diese
wieder unter dem Oberhaupt des ganzen Stammes, der seine Autorität unumschränkt
geltend machen kann. Er thut dies aber immer auf seine Gefahr;
denn erbittert er seine Unterthanen zu sehr, so erwächst ihm ein
NebenbuMer für die höchste Gewalt aus seiner eigenen Familie. Die Stimme
der angesehensten Männer des Stammes (die »B a - t a l a « , entsprechend den
Ama-pakati der Kaffem) ist stets für ihn von grösser Wichtigkeit, wenn er
auch in dem einen oder anderen Falle ihnen zu trotzen wagt.
Zur Erledigung aller wichtigen Regierungsangelegenheiten dient der
Rathsplatz, die Khotla, wo der Häuptling sich täglich für einige Zeit aufzuhalten
hat, um den Bitten oder Klagen jedes Einzelnen seiner Unterthanen
zugänglich zu sein. Es brennt hier gewöhnlich den grössten Theil des
Tages und der Nacht über em kleines Feuer, um welches sich stets einige
vom Gefolge des Häuptlings auf halten, um ihn beim Eintreffen wichtiger
Meldungen oder Fremder sofort zu benachrichtigen. Er erscheint dann
eventuell selbst, um sie zu begrüssen und nach ihrem Begehren zu fragen;
der Austausch der Neuigkeiten, eine Bewirthung mit Boyaloa oder A-mashi
(dicker Milch) schliesst sich unmittelbar an und es werden wohl auch Ge-
schenke ausgetauscht.
*) A. a . O. p . 207.
In den Mittagsstunden ist die Khotla am einsamsten, indem höchstens
ein paar jüngere Leute, im Sande ausgestreckt, dort ihre Siesta halten,
aber beim Sinken der Sonne gewinnt der Platz neues Leben. Dann grup-
' m piren sich gewöhnlich eine Menge Leute aus allen Theilen seines Gebietes
um den Häuptling, in dessen unmittelbarer Nähe sich die angesehensten
Stützen seines Thrones niederlassen. Es werden nun besonders Rechtsfragen
erledigt, deren Verhandlung in ähnlicher Weise vor sich g eht, wie bei den
Xosa beschrieben wurde; auch hier wird, nachdem die Partheien das Für
und Wider einer Sache mit aller Gemächlichkeit erörtert haben, vom
Häuptling die Entscheidung ausgesprochen, von welcher es keine Appellation
giebt, und die Entschädigung. oder Strafe besteht als Regel in der
Erstattung von so und so viel Stück Vieh, von welchen ein Theil dem
Häuptling zukommt. Es fehlt aber nicht an Beispielen, dass gewaltthätige
Despoten mitunter wegen kleinerer Vergehen selbst die Todesstrafe verhängten.
Auch bei dem scheinbar so friedfertigen Mo-chuana- kommt die innewohnende
Barbarei zuweilen plötzlich zu Tage, und M o f f a t hatte wohl
Recht, wenn ,er darauf hin wies, man möge nicht zu viel auf die glatte
Aussenseite vertrauen, wie es L i c h t e n s t e i n z . B. gethan hat. Das Menschenleben
gilt bei den Eingeborenen unendlich wenig und es kostet daher
_ •§ dem Häuptling nicht die geringste Ueberwindung, eine Anzahl seiner Unterthanen,
sei es wegen eines kleinen Diebstahls, einer Vernachlässigung seines
Viehes, wodurch vielleicht ein Stück verloren gegangen ist, oder selbst auf
einen thörichten Verdacht hin einem grausamen Tode zu überantworten. So
liess der Vater des Häuptlings Gassmoe mehrere Personen wegen Diebstahls
von einem steilen Felsen in der Nachbarschaft von Khanije herabstürzen,
und der Ba-mangwato-ttixL^tiixig Sekhomi vernichtete unter beliebigem Vor-
wande angesehene Führer einer Parthei, die er sich feindlich wusste. Wohl
Jeder, der länger unter den Be-chuana weilte, hat dies plötzliche Hervorbrechen
von Barbarei dui;ch die Decke von Gutmüthigkeit beobachtet, welche
sonst diesen Eingeborenen eigenthümlich ist *)
Der umstehende Holzschnitt, den Ba-wanketsi-^ELéxc^Úm^ in der Khotla
von Khanije darstellend, wie er, den Kopf in die Hand gestützt vor sich
hinstarrt, während sein Gefolge in den möglichst bequemen Stellungen um
ihn lagert, zeigt diese Leute in ihrer behaglichen Stimmung, wo man recht
gut mit ihnen verhandeln kann. Der Häuptling und ein Bruder von ihm
sassen auf Schemeln, für mich als Europäer war ein Stuhl mit Lehne hin-
f gestellt.
Weder hier noch bei den anderen Stämmen hatte ich mich über das
Benehmen der Leute gegén mich zu beschweren, wozu wohl der Umstand
viel beitrug, dass ich ihnen in meiner Eigenschaft als Doctor bekannt war.