nicht wohl gänzlich ausser Acht gelassen werden. Es sind dies die
Am a -sw a zi, ein Volk im Nordwesten der eigentlichen Zulu, ihnen fast
ebenbürtig an Macht, wenn sie auch denselben tributpflichtig sind. Ihre
Verwandtschaft mit den Zulu ist nach der äusseren Erscheinung sowohl,
als nach der Sprache und den Sitten zu urtheilen, ausser Zweifel. Dr. B l e e k
fasst auch den Sviazi- Dialect mit dem Kaffer und Zulu in eine Sprach-
species zusammen, während er den Ma-ncolosi mit dem Ma-tonga und Mahlöenffa
vereinigt. ,
Zwei andere bedeutende Abzweigungen des Zulu - Stammes sind die
Matabele (die Verschwindenden)1), zur Zeit auf dem linken Ufer des Limpopo
in seinem oberen Laufe gegen den Zambesi hin wohnend und die Fingoe,
über deren Ursprung und Verhältniss zum Mutterstamm weiter unten ausführlicher
gesprochen werden wird. Abgesehen von diesen beiden entfernt
lebenden Zweigen, unter welchen nur der erstere eine nationale Selbständigkeit
und eigenes Gebiet besitzt, beschränken sich die unabhängigen Zulu
auf das Littorale der Ostküste bis an die Kwathlamba-Kette, im Sudosten
von der Cplonie von Natal durch den U’msinyati (Büffelfluss) und den unteren
Lauf des Tug ela geschieden. Nach Nordosten ist eme eigentliche Gränze
nicht bekannt, da hier wie in ähnlichen Fällen anderen Eingeborenen
gegenüber die Stämme das Scepter ihrer Herrschaft-so. weit tragen, als ihre
zeitige Macht erlaubt, ohne auf den Besitz des Bodens Anspruch .zu machen.
Die Nation der Am a -ton g a , welche den Nordosten innehält, ist, obwohl
den Zulu unzweifelhaft verwandt, doch viel schwächer organisirt und befindet
sich ganz unter Botmässigkeit derselben. Ihre Gleichgültigkeit gegen
den Grundbesitz haben die Ama-zulu in neuerer Zeit dadurch bewiesen,
dass sie nach den inneren Kriegen zwischen U mp an da s Söhnen im Jahre
1865 den Transvaalboem, welche sich hineinmischten, einen ganzen Streifen
aus dem Herzen des Landes von dem Kwathlamba — Gebirge an längs
dem weissen U’mfolosi abgetreten und ihnen wenigstens eine Etappenstrasse
bis nach St. Lucia-Bay bewilligt haben sollen.
Der Zulu - Bevölkerung von Natal sind bestimmte, durch das ganze
Land verstreute Locationen angewiesen, wo sie zwischen der weissen Bevölkerung
leben. In ähnlicher Weise ist für die Fingoe der Colonie gesorgt.
Die Kopfzahl der letzteren Stämme (der IVatoZ-Kaffem) wurde von
Dr. B l e e k für das Jahr 1853 auf 12 0 ,0 0 0 geschätzt, wobei die Zahl der
Hütten als Grundlage genommen und für jede derselben 32/%q Seelen berechnet
wurden. Heute dürfte die Zahl trotz der Ausbreitung der Weissen
höher sein, indem die Bevölkerung nicht mehr wie sonst durch innere Kriege
dedmirt worden ist; denn schon im Jahre 1862 schätzte Dr. M a n n aus
Natal dieselbe auf 1 8 0 ,0 0 0 , und man erhält somit auf etwa 10 Jahre eine
Vermehrung von mehr als 6 0 ,0 0 0 2).
1) Videl.: Hinter ihren Schilden »Verschwindenden«.
2) B. J. Mann : The Kaffir ßa ce of N atal, Transact. of the Ethnol..Soc. 1867.
Die Stärke der unabhängigen Zulu- Stämme lässt keine sichere Schätzung
zu , man- hat als positiven Anhalt dafür kaum mehr als die ungefähre
Anzahl der zeitweilig auftretenden Heere, wonach zu urtheilen die Nation
noch heutigen Tages nicht unter einer Million Seelen betragen dürfte.
1. Aeussere Erscheinung und geistige Entwickelung.
Die eigenthümliche Entstehungsweise des Zulu Volkes, wobei das
Amalgamiren fremder Elemente zur Staatspolitik gehörte, ist nicht ohne
Einfluss geblieben auf die äussere Erscheinung und körperliche Entwickelung
derselben; es hat sich hier, wie wohl überall bei Mensch und Thier,
der günstige Erfolg von Zufuhr frischen Blutes, d. h. Racenkreuzung, wenn
auch in engen Gränzen, sehr schlagend herausgestellt.
Während anfänglich ihre Ueberlegenheit wesentlich auf das durch die
Häuptlinge eingeführte neue militärische System zurückgeführt werden musste,
so wurden die Zulu doch bald auch körperlich überlegen, indem sie die
Reste der unterworfenen Stämme ihrem Verbände einverleibten.
Noch heutigen Tages, obgleich durch die Colonisation des Natal-
Landes eines Theiles ihrer früheren Herrschaft beraubt und öfters von schweren
Schicksalschlägen getroffen, stellen sie eine Macht dar, welche ihre
Streifzüge bis über den Zambesi hinauf ausdehnt und schreckliche Beweise
der ihnen innewohnenden Lebenskraft giebt (Zerstörung von Senna im
Jahre 1866).
Kann man also auch nicht in die schwärmerischen Lobpreisungen einstimmen
, welche manche Autoren über die äussere Erscheinung der Zulu
anheben, so unterliegt es doch keinem Zweifel, dass sie unter die besten
Repräsentanten dunkel pigmentirter Racen zu zählen sind.
Ueber den Gesammthabitus dieser Stämme ist wohl das bereits bei der
Charakteristik der A - bantu im Allgemeinen angeführte Urtheil des Missionar
Grout1) das Zutreffendste. Wir finden also, um die Hauptpunkte zu reca-
pituliren, in den Zulu ein Volk von verhältnissmässig guter Entwickelung
des Körpers, bei beträchtlicher Grösse, welche die des Europäers d u r c h s
c h n i t t l i c h nicht übertrifft, wenn auch häufig Figuren von hohem Wuchs
Vorkommen. Die mittlere Höhe des Wuchses (13 erwachsene Männer gemessen)
betrug 171 CM., was der Wahrheit ziemlich nahe kommen dürfte,
wenn man allgemeine Verhältnisse dabei in Betracht zieht und nicht Ab—
theilungen herausgreift, die zufällig besonders imponiren. Es ist diese Zahl
noch ein Weniges unter dem Durchschnitt für die ganze Gruppe der A-bantu,