
 
		Ama-mpondo,  Ama-mpondumisi  und  Ama-temhu,  welche  zu  der  Stellung  
 von Clans  herabgesunken  sind,  und  keinen  allgemeineren  Charakter  an  sich  
 tragen.  Von  praktischer  Bedeutung  für  die  Betrachtung  sind  demnach  nur  
 vier  Gruppen:  1)  Die  Am a -x o sa ,  2)  die  Am a -Z u lu ,  3)  die  Be-chuane, 
 4)  die  0   vq,- herero. 
 I.  Die  Ama-xosa. 
 Da der Name »Kaffern«, welcher gewöhnlich dieser Gruppe von Stämmen  
 beigelegt  wird,  nur  als  ein  Trivialname  aufgefasst  werden  kann,  so  ist  hier  
 nicht  ohne  Vorgang  von  älteren  Autoren,  die  Bezeichnung  Ama-xosa  in  
 weiterem  Sinne  gebraucht  worden;  es  erscheint  dies  um  so  zulässiger,  als  
 in  der  That  im  Wesentlichen  alle  heutigen  Tages  existirenden  kleineren  
 Abtheilungen  dieses  Volkes  ihren  Ursprung  auf  den  genannten  Stamm  
 zurückführen. 
 Das  Wort  Ama-xosa  bedeutet:  »die  Leute  des  Xo sa«,,  eines  Häuptlings, 
   welcher  etwa  um  das  Jahr  1530 ^  gelebt  haben  soll.  Seine  Existenz  
 gehört  der  Mythe  an  und  wird  von  manchen  Autoren,  z.  B.  Döhne,  ganz  
 geleugnet.  Der  Letztere  hält  den  Namen  ursprünglich  für  ein Beiwort  und  
 legt  ihm  die Bedeutung  bei:  Einer  der  selbständig  eine Herrschaft gründet2)!  
 Der  Buchstabe  »x«  bezeichnet  bei  dieser  Schreibweise  den  lateralen  
 Schnalzlaut,  worüber  unter  dem  Kapitel  »Sprache  der  Kaifern«  das  Nähere  
 einzusehen  ist;  häufig  wird  der  Name  mit  Vernachlässigung  dieses  Lautes  
 Amakosa  geschrieben,  während andere Autoren  denselben  durch Einschaltung  
 des  Zeichens  »||«  andeilten.  Die  erste  Anführung  des  Namens  findet  sich  
 in  dem  bereits  erwähnten  Bericht  der  Mannschaft  des  Schiffes  »Stavenisse«,  
 wo  das  Wort  »Magossche  Kaffers«  damit  identificirt  werden  zu  müssen  
 scheint3). 
 Die  Eigenthümlichkeit  die  Stämme  nach  dem Häuptling  zu  benennen,  
 ist  bei  diesem  Volke  allgemein  verbreitet  und  hängt  mit  ihren  Sitten  und  
 dem  daraus  abgeleiten Erbrecht  zusammen ;  auch  die übrigen  hier  erwähnten  
 Stammnamen  werden  auf Häuptlinge  zurückgeführt,  wenn  auch  die Personen  
 derselben  häufig  mythisch  erscheinen. 
 Die  Ama-xosa  zerfallen  in  zwei  grosse  Gruppen,  die  »Ama-gcalekaa.  
 (»c«  der  dentale Schnalzlaut)  und  ^Ama-hahabe«,  von  welchen  die  ersteren  
 noch  heute  als  selbständiger  Stamm  bestehen;  die  letzteren  hingegen  haben  
 sich  wieder  in  eine  ganze  Reihe  kleinerer  Abtheilungen  gespalten,  wobei  
 der  ursprüngliche  Name  verschwunden  ist.  Die  wichtigeren  dieser  Clans 
 0  TJnkosamtu  nach  T om p so n ’s  Genealogy  siehe  weiter  unten. 
 2)  D.  Zw/w-Dictionary  Einleit. 
 3)  Cap.  Rec.  p.  427. 
 sind folgende:  Ama-ngqika,  Imi-dushane,  Ama-ndhlambe,  Ama-mbalu,  Ama-  
 gwali,  lm i-d a n g e ,  Ama-ntinde  und  Ama -  gqunukwebi  (»q«  der  gutturale  
 Schnalzlaut).  Durch  das Fortschreiten  der Generationen  sind  manche  dieser  
 Stämme  schon  wieder  in  kleinere  zerfallen,  andere  sind  verschwunden  oder  
 auf  geringe Reste  reducirt,  wesshalb  die  genauere  Betrachtung  der  einzelnen  
 keinen  Werth  hat  für  das  Allgemeine.  Die  Grade  der  Verwandtschaft,  
 sowie  die  Abhängigkeitsverhältnisse  ergeben  sich  aus  der  Betrachtung  der  
 genealogischen  Tafel  im  Abschnitt  der  Sitten,  Gebräuche.  Eine  unbedeutende  
 Abzweigung, der  Ama-gcaleka  bildeten  die  Ama-velelo;  wichtiger,  als  
 ein  noch  heute  unabhängiger  Stamm,  sind  die  Ama-baka,  deren Verhältniss  
 zu  den  übrigen  bereits  genannten  indessen  nicht  klar  erscheint,  sie  bilden  
 wohl  einen  Zweig  der  Ama-mpondo.  Andere  Autoren  ( S h o o t e r )  rechnen  
 sie  zu  den  Zw/w-Stämmen. 
 Nach  einer um’s  Jahr  1856 -1)  gemachten Schätzung betrug die Gesammt-  
 zalil  der Ama-xosa damals  etwa  210000  Seelen,  was  auch heute noch ungefähr  
 passen  dürfte;  davon  kommen  auf  die  Ama-ngqika2) ,  lmi-dange  und Ama-  
 mbalu  etwa  70000,  auf die Ama-dhlambe mit den kleineren Unterabtheilungen  
 etwa  55000,  die  Ama-gqunukwebi  15000,  die  Ama-gcaleka  70000. 
 'Die  Ama-tembu  zählten  damals  gegen  90000  Seelen,  die  Ama-mpondo  
 mit  den  kleineren  verwandten  Stämmen  waren  etwa  so  stark  als  die  Am a -  
 ndhlambe. 
 Es  sind  seitdem  verschiedene  wichtige  Momente  eingetreten,  welche  
 diese  Zahlen  zu  beeinflussen  im  Stande  waren,  wobei  die  grosse  Hungers-  
 noth  des  Jahres  1856  besonders  erwähnt  werden  muss.  Durch  diese Ereignisse  
 wurden  die  Ngqika,  und  Tembu  sehr  stark;  weniger  die  Gcaleka  und  
 Ndhlambe,  die  Mpondo  fast  gar  nicht  afficirt.  Während  die  ersteren  also  
 wegen  dieser  unglücklichen  Schicksale  eine  mehr  oder  weniger  bedeutende  
 Verminderung  der  Kopfzahl  erfahren  haben,  und  sich  nur  allmälig  von  den  
 Schlägen  erholen,  sind  die  letzteren,  zumal  die  Gcaleka  und  Mpondo,  in  
 verhältnissmässig  blühendem  Zustande  und  dürften  mehr  Seelen  umfassen  
 als  früher.  Bei  den  localen  Schwierigkeiten  ist  es  unmöglich  eine  genaue  
 Schätzung  anzustellen,  die  Zahlen  geben  indessen  doch  einigen  Anhalt  und  
 werden  verhindern,  dass  der  Leser,  wie  es  sonst  in  der  Erinnerung  an  
 europäische  Volksdichte  leicht  geschehen  kann,  sich  die  Gesammtsumme  
 dieser  wilden  Völker  viel  bedeutender  vorstellt,  als  sie  in  Wirklichkeit  ist. 
 Dass  die  oben  erwähnten  Ereignisse  so  verschieden  auf  die  einzelnen  
 Stämme wirkten,  hatte  seinen Grund,  abgesehen  von  anderen,  tiefer liegenden 
 q   Rev.  D u gm o r e ’s  papers  vid.  I^ a c l e a n   Kafir  Laws  a.  cust. 
 2)  L ic h t e n s t e in   schätzte  seiner  Zeit  nach  einer  Berechnung  van   d e r   K em p ’s  die 
 Kossa- von  Geika's  Reich  (die  Ama-ngqika)  auf  20000,  welche  Zahl  wohl  etwas  zu  niedrig  
 gegriffen  war,  obgleich  man  zugeben  muss,  dass  das  Wachsthum  eines  Stammes  sich  aller  
 Berechnung  entzieht.  L ic h t e n s t e in ’s  Reis.  I.  p.  467.