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während vier Nächten, sie kochten und machten alles zu ihrem Empfange bereit,
da jedoch der Besuch auch uach der vierten Nacht nicht ankam, so ass man die
Speisen selbst. Ein Jahr vergieng und die Fremden kamen nicht, das zweite und
dritte ebenfalls. Endlich im vierten Frühjahre wurden alle Hügel roth von Menschen,
die vier Tage waren vier Jahre gewesen. Die neu angekommeneu Fremden
setzten über den Flus.s und erbauten ein Dorf in der Nähe der Numangkake, und
mau nannte sie Müunitarri, d. h. die über das Wasser Gekommenen. Die beiden
Chefs der zwei Nationen kamen jetzt zusammen uud hatteu eine Unterredung mit
einander. Der Mönnitarri-Chef fragte den ändern, woher sie so viel rothen Mays
hätten? worauf dieser antwortete „wenn Avir uns mit unsern Feinden schlugen, und
sie unsere Weiber und Kinder in den Maysfeldern tödteten, so wuchs der Mays
auf und war meist roth“ worauf der Mönnitarri-Chef erwiderte, er Avolle ihnen mit
seiuen Leuten gegen ihre Feinde beistehen. Am nächsten Tage schon kamen Auele
Chayennes und tödteten eine Menge von Weibern in den Pflanzungen; die vereinten
Nationen griffen sie an, tödteteu während des ganzen Tages sehr viele von
ihnen, und trieben sie bis an einen kleinen Fluss zurück, der in deu Missouri
fällt. Beide alliirte Völker blieben nun vereint, sie waren aber zu zahlreich uud
hatten nicht Lebensmittel genug; daher sagten die Mandans zu den Mönnitarris „unsere
jungen Leute lieben die Weiber sehr, die euern auch, zieht daher den Missouri
hinauf; diese ganze Gegend gehört uus, dort fliessen der Mähtack-Schukä
(der liltle Missouri), der Mihsi-Pässahä (Y e llow-Stone) und der Mäuhi-Päs-
sahä (Küife River), an welchen ihr euch uiederlasscn könnt; aber geht nicht jenseit
des letzteren; denn nur iu diesem Falle werdeu wir gute Freunde bleiben.
Geht ihr zu weit, so wird man sich streiten, Friede schliessen und Avieder uneinig
Averden; bleibt ihr aber diesseit, so wird immer gute Freundschaft zwischen uns bestehen.“
Die Mönnitarris zogen dorthin, erbauten aber eins ihrer Dörfer jenseit des
Mänhi-Pässahä, wodurch öfters Uneinigkeit und Streit entstand und erst seit etwa 1 4
Jahren hat beständig Friede und Eintracht zwischen beiden Völkern statt gefunden.
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Zur Zeit der Jugendjahre des Erzählers waren auch die Arikkaras nahe und
schlimme Feinde der Mandans, sie schlugen sich oft mit ihnen, so wie die Dacotas.
Schlug sich ein jedes der beiden alliirten Völker allein, so zogen sie den kürzeren,
waren sie vereinigt, so siegten sie beinahe immer.
Aus der eben mifgetheilten langen Erzählung geht, Avie gesagt, mancher Aufschluss
über die gegenwärtige Handlungsweise dieses Volkes und die bei ihnen
gebräuchlichen abergläubischen Gewohnheiten hervor, wofür sich auch in den nächstfolgenden
Zeilen noch manche Bestätigung finden Avird.
Die Mandans sollen uach der Periode der ersten Allianz mit den Mönnitarris
8 bis 9 Dörfer an beiden Missouri-Ufern, am Heart-River und höher aufwärts
bcAvohnt haben, deren Namen nachfolgende waren: 1 ) Mih-Tutta-Hangkusch, das
südliche Dorf, 2 ) Mihti-Ochtä ( c h guttural) das grösste Dorf, 3 ) Mihü-
Chäde*) (de ganz und kurz) das zerstreute Dorf, 4 ) Mihti-Saiigasch, das kleinste
Dorf, 5 ) Ruhptare ( e ganz ausgesprochen), die sich umdrehen, 6 ) Mihti-Abgi
(g i guttural) das obere Dorf, 7 ) Machähhä (ch guttural), das Dorf der Leute, die
ihre Beine ausbreiten, 8 ) Histöppä (p ä sehr kurz) die das Gesicht tattowireu. Die
Blattern tödteten den Maudans nachher sehr viele Menschen, und einige Zeit nachher
auch ihre Feinde, die Dacotas, welcbe Mihti-Ochtä gänzlich zerstörten, und
die Bewohner tödteteu. Später vereinigte sich der Rest der BeAvohner aller Dörfer
in den beiden jetzt noch bestehenden. Vor der Blatter-Epidemie waren die Dacotas
den Mandans nicht sehr gefährlich, da sie zu weit vou ihnen entfernt wohnten
; allein die Chayennes und Arikkaras waren ihre natürlichen Feinde. Ich werde
jetzt zu dem wirklich bestehenden und ausgeübteu Theile ihrer religiösen und abergläubischen
Handlungen übergehen.
Diese Indianer siud vou Vorurtlieilen und Aberglauben in einem solchen Grade
befangen, dass sie alle sie umgebenden Naturerscheinungen und Ereignisse a o u den
*) Das AVort „ c liä d e “ k lin g t in d e r indiauiscben Aussprache häufig wie „ c h ä r e ,“ indem de und re oit kaiiTu
zu unterscheiden siu d , man d a rf daher auch wohl schreiben „M ih ti-C h ä re .“