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In der Prairie weheie ein starker, kalter Süd-Ostwiud, der später immer heftiger
wurde. Um 8 Uhr erreichten wir das Fort, wo uns das Frühstück sehr wohl be-
hagfe, und uns wieder erwärmte. Mehre Mandans besuchten uus nachher, u. a. der
stärkste Mann dieses Volkes, B e r ä c h ä - I r u c k c fa ä (ch guttur.), der zerbrochene
Topf, den bis jetzt noch niemand im Ringen hatte bezwingen können, ob man ihm
gleich W e is s e , Neger und ludianer von grösser Stärke entgegen gestellt hatte.
S ih -C h id ä und M á h s ic h -K a r é h d e (letztes e halb ausgespr.), der fliegende
Kriegsadler*), befanden sich ebenfalls bei uns, der letztere der grösste Mann von
Gestalt unter den Maudans, ein K á u a -K a r a k á c h k a (siehe Tab. XX. hintere Figur,
und S ih -C h id ä die vordere Figur). Sein vorzüglich ähnliches Bild, so wie
das des S ih -C h id ä wurde gezeichnet, welches eine angenehme Unterhaltung gewährte.
Schnee hatle sich eingestellt, alleiu die Bisonheerden wollten uns immer noch
nicht näher rücken, uud es fehlte an frischem Fleische, so wie an Talg um Lichter
zu ziehen, und nur einzelne vou der Jagd zurückkehrende Indianer brachten uns
Fleisch. In der Nähe des Fortes gab es jetzt nur Wölfe, Füchse und einige w e nige
Hasen. Die ersteren beschäftigten uns oft und gaben uns Gelegenheit bald zu
glücklichen, bald zu unglücklichen Jagdexcursiouen, uud während der Nacht auf
unserem Lager vernahmen wir die dem Hundegebelle ganz ähnliche Stimme der
Prairie-Wölfe (Cßw/s latrans S a y ) , welche uus umkreisten uud die üeberbleibsel
der Nahrungsmittel aufsuchteu. Wir spürten bei unseren Excursionen überall Wölfe,
Füchse, Hasen, Wiesel und Mäuse, besonders an den Ufern der Bäche, uud legten
Fallen von Eisendrath um zu erfahren, welche Arten von Mäusen dieser Winterwit-
teruiig zu trotzen vermöchten. Häuflg fanden wir die Fallen von deu Wölfen und
Füchsen weggetragen und verloren sie auf diese Art zum Theil; allein wir fiengen
auch die hier häufig im Schnee gespürte Mus leucopus, welche besonders den
grossen und kleiuen W ieseln zum Raube dient. Ahmte man die Stimme des Hasen
nach, um auf diese Art einen Wolf zu reizen, so kamen häufig sogleich Elstern
* ) E r h e isst auch „K iih ä -H an d e h “ C/w d. d. N a s e , w ie h a n , a n fra n z .) d. h. Ich hö re iiouimen.
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und setzten sich iu der Nähe nieder. Im Walde traf man beinahe keine andere
Vögel als Pica hudsonica, Picus pubescens, Parus atricapillus, Fringilla linaria uud
Tetrao phasianellus, deren mehre erlegt wurden.
Am 1 0 . December kehrte C h a rb on n eau in den Dienst der American-Fur-
Company zurück, und zog in dem Forte ein, wodurch ich Gelegenheit erhielt, mich
sehr viel mit ihm über die von ihm durchaus gekannten Möunitarris zu unterhalten.
Am 1 1 . hatte D r e id o p p e l auf dem Eise des Missouri mit der Büchse einen
Prairie-Woif angeschossen, der in einen Bau (Erdloch) eingekrochen war, wo er
ihn nicht erreichen konnte. Schon war er auf dem Rückwege nach dem Forte,
als ihm ein Paar Indianer zuriefeo, welche das Thier lebend aus der Erde gezogen
batten, uud mau brachte dasselbe nun nach unserer Wohnung, wo B odm e r
eine Skizze des Kopfs entwarf (siehe pag. 9 6 ) . Am 1 3 . December wurden bei
1 7 ° Fahrenh. mehre Vögel von der Art der Bombycilla garrula eingebracht, welche
sich auch während des Sommers in dieser Gegend aufhalten, und daselbst nisten
sollen, was mir indessen noch ungewiss scheint. Wölfe erhielt ich in ziemlicher
Anzahl, von der ganz weissen, bis zur gänzlich grauen, gewöhnlichen Varietät,
und die Indianer verkauften das Stück für zwei Stangen Tabak. Sie fiengen auch
nicht selten vor ihren Löchern in Pferdshaarschlingen die Hermeline * ) , welche sie
aber nicht wohlfeil verkaufen. Da es uns beständig an Fleisch und Talg zu Lichtern
fehlte, so sandte man uach diesen Artikeln immer Leute nach den indianischen
Dörfern aus, auch fuhr K ip p zu Schlitten des Handels wegen dorthin. Bei einer
solchen Fahrt war er mit seinem Pferde in das Eis eingebrochen, so dass dieses
eiue Stunde lang im Wasser gelegen hatte und gänzlich erstarrt gCAvesen war.
Am 5 . December hatte ein ausserordentlich kalter Nordweststurm den Holz-
schirra von unserem Schornsteine herab geworfen. Schon am Abend vorher hatte
* ) Capt. L y o n (P r io . Journ. pag. 6 2 ) e rz ä h lt, dass die H ermeline im Nord en Gän g e u n te r dem Schnee
m a ch e n , w ie bei uns d e r M au lwu rf u n te r d e r E rd e. Ich habe dieses am Misso u ri n icht b em erk t. K in g
b e s tä tig t L y o n s Aussage und g ieb t n och mcb re Nachrichten vom B e ra eU n e . (1. cit. Vol. I I. pag. 1 21.