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hat) welches hier nicht der Fall ist, auch gehen sie langsamer, da man weniger
Pferde verspannt. In der Mitte des Bootes befindet sich der lange Raum für die
Waaren, am Vordertheile siud zwei kleine Cajüten, und am Hintertheile liegt das
Esszimmer. An den Seiten der Cajüten findet man gepolsterte Sitze, auf welchen,
so wie auf dem Boden des Zimmers, während der Nacht die Betten eingerichtet
werden. Die zweite Cajüte hat Bettplätze für die Ladies.
Schou am Nachmittage nach unserer Ankunft begaben wir uns an Bord eines
Canalbootes und ich faud daselbst einen angenehmen gebildeten Gesellscbafter und
aufmerksamen Beobachter der Natur iu Dr. P i t c h e r , Militärarzt des Forts Gibson
am Arkausa-FIusse, der imt seiner Familie die Reise mitmachte. Unsere Fahrt begann
um 6 Uhr Abends und das heiterste Wetter begünstigte uns. Die Ufer des
Canals waren mit Wald, besonders von Zucker-Ahornen bedeckt. Wir erreichten
noch vor Nacht einige Schleusen und eine Steinmühle, wo mit 7 0 Sägen der dortige
Quader-Sandstein (Freestone) geschnitten uud zu Baustücken, Grabsteinen und
dergleichen verarbeitet wird. Der folgende Tag (3 1 . Juni) führte uns durch schöne
Wälder von Zucker-Ahornen und Buchen, wo mau den Baltimore umher fliegen
sah. Das Land ist hier sehr fruchtbar, war ehemals überall bewaldet, nnd man
erblickt die einzelnen Blockhäuser der Ansiedler. An vielen Stellen der benachbarten
Höhen wuchs der Maiapfel iPoilophyllum) in Menge, andere waren mit einem
Unterholze des Papaw-Baumes bedeckt; am Canale war der Eisvogel häufig.
Wir begegneten mehren gänzlich mit europäischen Auswanderern angefüllten Canal-
böten. Bei drei vereinten Schleusen hat man an dem Canale einen sogenannten
Feeder*) angebracht, der ihn mit dem nahe daneben fliessenden Scioto-F lu sse in
Verbindung setzt, dessen Thal man beständig folgt. Im Flusse ist ein Wehr angebracht,
in dessen tiefem W asser sich eine Menge von weichschaligen Schildkröten
• ) Feeder nen n t man '
s e tz e n , um durch s
ie h e k an n t, die Able itu n g g -Can ä te , welche den Flusa m it dem Canalo in Verblndune
} dem le tz te re n W asse r g eben oder en tzieh en z u k ö n n e n , wen n e r zu voU ist.
(T r io n y x ) aufhalten sollen. Etwa 1 Va Stunde von Chillicotbe, nachdem man den
Indian-Creek passirt hat, ist der Canal über einen Bach, den sogenannten Paint-
Creek hinweg geführt. Dieser Aquäduct ist breit, hat drei Bogen uud zwei Steinpfeiler,
über welche das Wasser des Canals fliesst, und es befindet sich an jeder
Seite dieser Wasserleitung ein gebohlter, mit einem Geländer versehener Weg für
die ziehenden Pferde und die Fussgänger. Gegen Abend erreichten wir Chillicothe,
ein Städtchen von 3—3 0 0 0 Einwohnern, in dem hier breiten, fruchtbaren Thale,
und augenscheinlich in bedeutender Zunahme begriffen. Gegen 1 5 0 Deutsche befinden
sich hier, von Avelchen man im Allgemeinen günstig urtheilt. Viehzucht ist
das Hauptgeschäft dieser Gegend, man führt Riudvieh und Schweine aus, jetzt aber
auch schon etwas Weizen.
Als die ersten Ansiedler sich hier anbauten, fanden sie zwei indianische Stämme,
die Shawnies der Americaner*) oder Chavanons der Franzosen, so wie die aus
dem Norden hieher vertriebenen Wyandots (Weyandots). Da wo jetzt die Stadt
liegt, befanden sich früher mehre alte indianische Hügel, in deren einem man Kuochen,
Scherben und Beads (Perlen) fand, die letzteren aus hartem Holze gemacht.
Eiu anderer Hiigel war au seinem oberen Theile aus Steinen zusammen gesetzt,
enthielt Knochen und zwei kupferne Armbänder, welche geschlagen oder gehämmert,
und nicht gegossen waren. Ein dritter, mit Bäumen bewachsener Hügel,
welcher uoch gegenwärtig existirte und auf eiuem benachbarten, ziemlich hohen
Waldkopfe liegt, enthielt oben ein Gemische von Sand und Steinen, dann Thon,
unter welchem sich Asche mit Knochen fand, die an der Luft bald zerfielen.
Ein ausserordentlich heftiges Gewitter mit Platzregen überfiel uns, als wir um
9 Uhr Abends Chillicothe verliessen, wo ein gefiilliger Deutscher, ein gewisser
Baumann uns sehr freundlich aufgenommen halte. Auf dem Schiffe wurden wir von
Landsleuten mit einer kläglichen Musik belästigt, welche durch ihre Dissonanzen
*) Ueber die GeschicbCe d e r SchavaDesen (Sb awn ies od e r Chavanons) s. Mchenney hisU o f the Indian Tribes
o f N . Am e r ica , Heft 5. Biogr. des Cataliecassa, u. a. Schriften.
P r. Maximilian v. AV. Reise d. N.-A. 8 . Bd. 49