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Mayskolbe ihreu Muud ausfiillen, uud immer mehr vorrückeu, wobei ihre Convul-
siouen Zunahmen. Als die Mayskolbe halb aus dem Munde hervorgetreten war,
schien die Tänzerin umsinken zu wollen, und es trat uun eine andere Frau hinzu,
welche sie umfasste uud auf deu Boden niedersetzte. Hier lag sie vou ihrer Gefährtin
unterstützt uud hatte Zuckungen, die Musik war im höchsteu Grade gesteigert.
Andere Weiber bestrichen die Arme uud Brust der Patientin mit Büscheln
von Wermuth, uud die Kolbe verschwand allmählig wieder, worauf die Gauklerin
aufstand, ein paarmal umher tanzte und daun von einer ändern abgelösst wurde.
Nachdem diese zweite Tänzerin auf dieselbe Weise getanzt hatte, schoss ihr plötzlich
Blut aus dem Munde über das Kinn herab, welches sie aus einem Stücke
Leber presste, das sie im Munde hielt. Auch sie wurde am Bodeu vou ihren
Krämpfen geheilt und tanzte danu uoch etwas neben dem Feuer fort * ) . Noch sie- .
ben Weiber traten auf, und tanzten eiue vor der ändern her, worauf das Fest ein
Ende «ahm.
Beinahe alle diese Menschen gaben vor, irgend ein Thier im Leibe zu haben,
z. B. ein Bisonkalb, einen Hirsch oder dergleichen. L a c h e v e lu r e l e v é e erzählte
uns, dass er ein Bisonkalb in der linken Schulter habe, dessen Ausschlagen
er häufig fühle. Ein anderer, der drei lebende Eidechsen iu sich zu tragen vorgab,
klagte C h a rb o n n e a u , dass ihm diese Thiere Schmerzen verursachten, worauf ihm
dieser eine Tasse Kaffee gab, alleiu da diese Medicin den Schmerz nicht linderte,
so erhielt er uoch eine Tasse Thee, und diese brachte dann die gewünschte Wirkung
hervor. Ideeu dieser Art sind bei den ludianern sehr gewöhnlich und sie
sollen so fest au dergleichen glauben, dass es ganz vergebens seyn würde, sie
vom Gegentheile überzeugen zu wollen.
Der 2 9 . November, welchen wir ebenfalls noch in dem Grosventre-Dorfe zubrachten,
zeigte uns den ganzen Wald dicht mit Rohreif überzogen. Alle die nahen
♦ ) Von àbnlichen Gaukeleien e rz äU t auch d ’O r b i g n y von den V ö lk e rn des südlichen Americas, den Pa ta g
o n e n , A ra u ca u ern , Puelchen ( s . dessen Voyages T. I I . pag. 9 i . ) In Brasilien habe icb n ichts Aclin-
liches gesellen.
und fernen Uferwälder waren Aveiss bereift, und überall bewegte sich die braune
Jugend auf der Eisfläche, wodurch die Landschaft am Flusse einen interessanten
Anblick gewährte. B odm e r malte verschiedene Thiere für die Indianer, Hähne,
Adler uud dergleichen, wodurch sie kugelfest zu werden vorgaben. Am Abend
giengen die Herren D o u g h e r t y und B o dm e r wieder zu dem Medecine-Feste,
allein die Weiber AA’urden ihnen diesmal nicht angeboten, wovon sich niemand die
Ursache erklären konnte, selbst der der Indianer kundige C h a rb o n n e a u nicht.
In der Dunkelheit Avurde zweimal unsere Hausthüre eingestossen, und wir machten
aufs Neue die Bemerkung, dass die Möunitarris roher und wilder sind, als die
Maudans. D o u g h e r t y , der uoch kein Fort besass und unter den ersteren zu leben
genöthiget war, stand viel von ihrer Zudringüchkeit und Rohheit aus. Er
durfte ihnen nichts abschlagen, um nicht grössere Unannehmlichkeiten zu erfahren,
denn der nahe fortgesetzte Umgang mit diesen Leuten bleibt immer unsicher und
gefährlich. Wir hatten keine Pferde borgen können, um nach Fort-Ciarke zurück
zu kehren; alleiu am 3 0 . Avar es Herrn D o u g h e r t y gelungen, mir ein solches zu
verschaffen, uud eiu Trader der Herrn S o u b l e t t e und C am p b e ll, ein gewisser
D u r a n d war zu Pferd angekommen, der mit uus zurückkehrte, und auch Herrn
B o dm e r reiten liess.
Gegeu 9 Uhr nahmen Avir Abschied von unseren freundlichen Wirthen, D o u g
h e r ty und C h a r b o n n e a u , uud traten deu Rückweg an. In dem Walddorfe der
Bewohner von Ruhptare kehrten wir in einer Hütle ein, in welcher ein alter Trader
der Herren S o u b le t t e und C am p b e ll, ein gCAvisser G a r r e a u lebte. Die
Hütte hieng voll Fleisch, man hatte auch hier viele Bisonten erlegt. Ich schickte
von hier mein Pferd zurück, allein D u ra iid brächte das seinige nur mit grosser
Anstrengung über die Eisdecke des F lusses, da es sehr matt war, häufig ausglitt,
und mehrmals gänzlich uiederstürzte. Mit der Daminerung trafen wir auf dem Forte
AvIeder ein, avo mau seitdem gute Nachrichten von dem Aufhören der Cholera iu
St. Louis und der Umgegend erhalten halle.
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