2 5 ° unter 0 (aucli etwa 2 5 ° Reaum.), am 3. lag das Quecksilber gefroren iu der
Kugel, woselbst es sich am 4. Januar erhielt; alleiu am 5. stieg es wieder in die
Röhre und stand um 8 Uhr Morgens auf 9 ° unter 0 . Unsere Holzleute hatten sich
iu diesen kalten Tageu zum Theil Nase uud Backeu erfroren. Der Horizont war
bei dieser Witterung trübe und duftig, der Fluss rauchte, man sah weder Menschen
uoch Thiere, dennoch befand sich ein Theil der Mandans mit ihren Weibern in der
Prairie auf der Bisonjagd, deren sie 4 0 Stück erlegt hatten. Die Hände durfte
mau im Bette uicht Aveit vom Körper entfernen, wenn man sie nicht erfrieren sollte.
Am Morgen konnte man kaum iu den Zimmern aushalteu, bis das Feuer recht
im Brande war; der kalte NordwestAvind durchdrang alle Fugen der Gebäude.
Wir erhielteu Nachricht, dass Herr K ip p am 2 . Januar noch bei deu Mönnitarris
geblieben und erst abgereist war, als die Strenge der Kälte eiu wenig
uacbgelasseu batte. Beinahe alle seiue Leute hatteu Theile des Körpers erfroren,
8 Hunde Avareu ibneu entlaufen. Einige Indianer, welche uns besuchten, hatten ein
origiuelles Ansehen, da ihre Haare, selbst die Augenwimpern, so wie ihre Roben
mit Beif und Eis bedeckt waren. In unserem Zimmer Avaren am Morgen die Stiefel
uud Schuhe so fest gefroren, dass mau sie kaum anzieheu, Tinte, E’arben und
Pinsel gar uicht gebrauchen konnte. Ein taubstummer Mandan, M ä h c h s i -N ih k a ,
kam bei dieser Kälte zu uns, uud Avar am Oberleibe unter seiner Robe nackt.
Am 3 . Januar Mittags, als die Sonue höchst blendend auf den gefrorenen Schnee
schien, bemerkte ich bei 2 4 ° unter 0 keine andere lebende Thiere, als kleine
Flüge von Sclineeammern (Emberiza invalis) iu der Nähe des indianischeu Dorfes,
uud einige Raben, beides Vögel, welche der grössten Kälte trotzen. Unsere zu
P i c o t t e und deu Yanktonans gesendeten Leute kamen am 4. Januar zurück und
brachten trockenes Fleisch und Talg zu Lichtern; sie hatten Avährend der beiden
kältesten Tage im Walde stille gelegen, wo ihnen die Wölfe bei Nacht einen
Theil des Fleisches raubten. Am 5. Januar zeigte die Sonne Mittags 1 Ülir in
der duftigen Luft zwei von ihr ziemlich entfernte Nebeubilder, schAvacli und etAvas
irregulär. Mau konnte kaum Wasser aus dem Flusse bekommen, und unsere
Wassertonnen im Zimmer waren bis auf den Grund gefroren * ). Unsere Holzleute
brachten heute nur Treibholz, welcbes durch langes Liegen im Wasser die Brenii-
kraft verloren hatte. P i c o t t e hatte mit unseren Leuten ein Fässchen mit Wein,
als Geschenk Herrn M 'k e n z i e ’s für die Mandans herauf geschickt, welches man
den Chefs zur Vertheilung übergab.
Am 6 . Januar fiel Schnee, die Temperatur war um 8 Uhr Morgens im Freien
2 9 ° Fahr, (etwa V / ß Reaum.), in unserem Zimmer nur 25°. Der Wind blies aus
Westen, und am Mittage war der Schnee mit Regen gemischt, so dass von dem
mit Schnee bedeckten Boden das Wasser auf unsere Bücher und Papier tropfte.
Die Roben und Haare der Indianer Avareii nass, daher hatten wir immer mehre vou
ihnen bei uus, die sich am Kamine trockneten; Avir waren übrigens sehr froh,
wieder an unsere Arbeiten gehen zu können. Um Mittag hatten Avir schon eine
Temperatur vou 3 9 Fahr, gehabt, und am Abend Avar es uoch bedeutend wärmer,
so dass mau während der Nacht die Hände freilassen konnte, ohue Kälte
daran zu empfinden. Diese warme Nacht war sehr stürmisch, S ih -C h id ä hatte
sich vor unserm Kaminfeuer auf deu Boden gebettet. Dergleichen Temperaturwechsel
waren sehr auffallend, uud schou am 7. hatten Avir Avieder Kälte, bei einem
heftigen Nordwest-Win de, Mittags 1 2 Uhr 1 2 °; allein am Nachmittage schneite
es wieder. S ih -C h id ä schlief auch heute wieder bei uns und hielt, als alles still
und ruhig Avar, eine laute Anrede an den Herrn des Lebens, Avorin er ihn bat
„er möge ihnen doch Bisonten senden, damit sie nicht genötbigt seyen zu verliuiigeru.“
Er sprach dabei in raschem halblautem Tone des VorAVurfs und oI)iie alle Gesticulation.
Am 8 . gieng D r e id o p p e l in den Wald um zu jagen, konnte aber wegen
des zusammen gevvehetea Schnees nicht fortkommeii; er sah nur Flüge von Prairie-
Hens. Als ich am 31it(age deu Thermometer beobachten Avollte, fand ich ihn von
* ) Diese k a lte Periode sclieint ia diesem Clima im Anfänge des Ja n u a r s gewühulich zu s e y n , weil die In -
diimur den J a u u a r den Monat d e r sieben k a lten Tage nennen.