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Der oben bescbriebeiie Vogelkaslen ist auch zugleich ein Kalender für die
Arikkaras; denn an deu sieben Chicbiknés zählen sie die sieben kallen Monate,
indem sie bei dem mittelsten mit dem kältesten Monate zu zählen beginnen. Links
gebt es in drei Monaten bis zur Wärme, welche fünf Monate zählt, und welche
mau überspringt, um am rechten Ende das Schischikué mit der Kälte wieder auzu-
fangen, worauf man alsdann bis iu die Mitte fortzählt, wo wieder die grösste Kälte
stattfiudet. Lässt mau die fünf Monate der Wärme oder des schönen Wetters,
Mai, Juni, Juli, August und September w e g , so beissen diejenigen, welche mau
an den Schischikué’s zählt:
1 ) der Monat, wo die Blätter abfallen (October);
2 ) der Monat der Nase der kleinen Schlange (November) ;
3 ) der Monat der Nase der grossen Schlange (December);
4 ) der Monat der 7 kalten Nächte (Januar);
5 ) der Monat, welcher die Menschen tödtet oder wegrafft (Februar);
6 ) der Monat, wo die wilden Gänse zurückkehren (März);
7 ) der Monat, wo die Vegetation beginnt (April);
Die Arikkaras besitzen noch eine Menge abenthenerlicher Gaukelspiele, Jong-
lerieii und Maskeraden. S ie macheu z. B. sehr anffallende Tascheuspieler-Künsle,
und man sagt, es sey einst ein berühmter Jongleur unter ihnen g ewesen , der ihnen
diese lehrte. Sie veranstalten Medecine-Feste, bei welchen ganze Comödien aufgeführl
werden. Einer macht z. B. den Bären, in einer Bärenhaut mit Kopf und
Klauen eingehüllt, ahmt die Bewegungen und Stimmen des Thiers so genau nach,
dass man glaubt einen Bären vor sich zn sehen. Er wird erschossen, man sieht
deutlich die Schusswunde, das Blut fliesst, er fällt nieder, stirbt, man zieht ihm die
Haut ab, und endlich kommt der Mann unverletzt hervor. Bei einer anderen Vorstellung
haut man einem Menschen mit einem Säbel den Kopf ab, und trägt dieseu
hinaus. Der Bumpf bleibt blutend ohne Kopf liegen, und diese kopflose Gestalt
tanzt nun lustig umber. Dann setzt man deu abgebaueneu Kopf verkehrt an seiue
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S telle, der Mensch tanzt wieder, aber bald ist der Kopf wieder an seiner richtigen
Stelle und der Geköpfte tanzt nun völlig liergestellt herum. Eiu dritter wird mit
eiuer Lanze durchstochen, die man wieder zurückzieht. Man reibt die stark blutende
Wunde mit der Hand, sie verschwindet uud alles ist wieder in der alten
Ordnung; man schiesst Menschen nieder, das Blut Iliesst, man reibt die Wunden
und sie leben wieder auf. Alle diese Scenen sollen die Arikkaras im höchsten
Grade täuschend darstelleu, so dass die meisten französischen Canadier an alle diese
Wunder glauben. Kein Arikkara wird in einer Hütte einen Markknochen entzwei
schlagen, dies muss immer unter freiem Himmel geschehen; denn sie glauben, dass
bei Vernachlässigung dieser Vorsichtsmassregel ihre Pferde in der Prairie die Beine
brechen würden.
Dieses Volk hat gegenwärtig sehr viele Feinde; die Mandans, Kanich ( i kaum
gehört, beinahe wie kauch, ch mit der Zungensp.); die Mönnitarris, Üitätt-Sahähn;
die Crows, Tuch-Kähka (uch guttural, käh Nachdr., ka leise und kurz); die Dacotas,
Scbaönii; die Blackfeet, Chochkätit (cA guttur., letztes t beinahe nicht g ehört);
die Assiniboins, Pahoack-Sä; die Arrapaho’s , Schahä; die Pähui’s , Tschüiri
( r i gauz kurz).
Gott sagte den Arikkaras, sie beständen aus Erde uud müssten auch wieder
zur Erde zurückkehren, daher begraben sie ihre Todten in die Erde. Den ausgezeichneten
Männern sollen sie zuweilen verschiedene D inge mit in das Grab geben,
ziehen den Todten auch ihre besten Kleidungsstücke an und bemalen sie im Gesiebte
rotb; zuweilen tödtet man ein gutes Pferd auf dem Grabe. Hatte der Verstorbene
einen Sohn, so erhält dieser des Vaters Medecine-Apparat, wo nicht, so
giebt man diese Gegenstände mit in die Erde.
Die Sprache der Arikharas ist sehr verschieden von der der Mandans und
Mönnitarris, sie klingt etwas härter, hat ebenfalls häufig das gutturale ch, uud
sehr viele deutsche Endungen, z. B. natsch, atsch, katsch, ass, oss, uss u.
s. w ., welche weit härter klingen, als die Endungen der Mönnitarri-Sprache.
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