Herr W h i t e sich hier niederliess, bewohnteu die Oneida-Indianer diese ganze
Gegend und ihr angesehenster Chef war damals S k e u a n d o a h , der mit den neuen
Ansiedlern ein sehr gutes Einverständuiss unterhielt. Hier ereignete sich damals der
schou in ändern Reisebeschreibungen erzählte Vorfall, wo ihnen W h it e seine älteste
Tochter, damals ein Kind von 2 Jahren, anvertrauie, weil sie dasselbe besonders
liebten. Die Familie war später wegen des Schicksals ihres Kindes besorgt;
allein die Indianer brachten e s mit Geschenken überhäuft zurück, und waren erfreut
über diesen Beweis des Zutrauens*). —
Die Gegend von Whitestown, so wie überhaupt das ganze Mohawk-Thal ist
malerisch und schön, sie ist ohne Zweifel die angenehmste Landschaft, die ich in
Nord-America geseheu habe. Ueberall erblickt man nette freundliche Ortschaften,
Fabriken, Mahl-, Säge-, Gyps- u. a. Mühlen, wo mau auf den letzteren deu Gyps
zur Düngung der Felder mahlt, der in grossen grauen Stücken am Canale aufgehäuft
liegt. Ehemals war diese Gegend von dem indianischen Stamme Mohahks
(Mohawks) bewohnt. Als Freunde der Engländer zogen sie von hier fort, und
sind in Canada augesiedelt worden.
Zu Utica einem bedeutenden, iu regelmässige Strassen und mit ansehnlichen
Häusern erbauten Orte, war ein lebhafter Verkeh^ und ein wahres Gedränge der
Abgesandten der Gasthöfe und anderer Dienstbeflissenen, um die Reisenden sogleich
iu Empfang zu nehmen; allein ich setzte die Reise fort uud erfreute mich der an*
) ü c b e r die Geschichte d e r secha Nationen siehe M c k e u e y history o f the Indian Ti'ibes o f North America
pay. 1 6 . Nach diesem Schriftsteller e x istiren noch 6 0 0 Seelen d e rselben (pag. 18 ). Ueber den a lten
Wohnsitz d e r sechs Nationen oder Iro k e sen siehe auch Dr. M o r s e ’s r e p o rt (pag 60). Diese Stämme be-
aassea ehemals einen g ro ssen Theil des je tz ig e n Staates New--Yo rk , besonders den nördlichen u n d-west-
liehen Theil desselben. Dieser Bund is t se it la n g e r Z e it z erfa llen . Die Mohawks, die w ah ren a llen
Häupter d e r Conföderation, w ie sich M o r s e au sd riick t, wan d e rten e tw a 1 776 uach Canada a u s , n u r ein
k le in e r Theil von ih n en , e tw a 5 0 blieben am San d u sk y -IU v e r im Staa te Ohio woimen. Die Cayugas
fo lg ten den Mohawks nach Canada uud e tw a 4 0 von ihnen blieben 1 7 9 6 im Staate N ew -Y o rk zu rü c k ,
die mit den Senecas u. a. St.ämmen gemischt leb ten . Ueber dio verschiedenen Stücke L an d , welche
man diesen In d ianern anwies und Re servations n e n n t, siehe Dr. M o r s e ’s Heport. Die Oneid a-ß ese rv a -
üo n enthielt 2 0 ,0 0 0 A c re s , die d e r Onondagos 7 0 0 0 , die d e r Senecas bei Buffaloe 8 3 ,5 5 7 , da rau f wohnte
n die Senecas, Cayugas und Onondagos; die T u s c a ro ra -B e s e rv a tio n h a tte 1 9 2 0 Acres u. a. w. Im
Ganzen w aren 1 4 Re servations, wovon a b e r manche schon elngegangen sind.
genehme Landschaft, wo der Mohawk malerisch vou hohen Bäumen eingefasst,
durch den frisch grünen weiteu Wiesenboden des Thaies sich schlängelte. Während
der Nacht legteu wir die sogenannten Germau-FIats zurück, eine ursprünglich
vou Deutschen urbar gemachte Gegend, deren Nachkommen noch hier lehen, so
wie überhaupt viele Ansiedler in der Nähe des Canals die deutsche Sprache redeten.
Wir durchschnitten den Ort Canajahora und folgten am 4 . Juli noch immer
dem Thale des Mohawk, der jetzt bedeutend an Stärke zugenommen halte. Das
Land war mit Mays, Kartoffeln, Klee uud Getreide bebaut, oder W iese , überall
befanden sich einzelne Wohnungen. Hier blüheten mancherlei interessante Pflanzen,
in den Wiesen eine feuerfarbige Lilie, am Kauale eine blaue Iris, Cyderus, Typha,
Asclepias, Rubus odoratus, Sambucus, bei den Wohnungen lombardische Pappeln,
die aber hier nicht gut zu wachsen scheinen, in den Gärten europäische Blumen b.
s. w. Die schwarze Krähe, der Katzenvogel und der Singsperling zeigten sich
häufig, so wie Blackbirds, der gelbe Sänger (Silvia aestiva) u. a. Vögel. Im
Flusse, dem der Canal jetzt die Schifffahrt entzogen hat, zeigten sich schöne Inseln
mit Pappel-, Weiden- u. a. Gebüschen, und eine bedeckte Brücke kreuzt ihn bei
Amsterdam, einem Dorfe von etwa 1 0 0 , zum Theil ansehnlichen Häusern, vou wo
man noch 1 6 Meilen uach Scheuectady zählt. Während des Mittagessens legten
wir Rotterdam zurück uud trafen gegen 3 Uhr in ersterem Orte ein.
Schenectady, wo die Passagiere die Böte verlassen uud die Reise nach
Albany auf der Eisenbahn zurücklegen, ist ein ansehnliches Städtchen. Schon standen
vor dem Orte Wagen bereit, welche die ganze Gesellschaft der Böte nach der
Eisenbahn bringen, uud wir bestiegen sie ohne Aufenthalt. Diese Wagen sind lang
und geräumig, für viele Personen eingerichtet, laufen auf 4 kleiuen Rädern, welche
mit einem auf die Bahn passenden Falz oder Ausschnitte and mit Nummern versehen
sind. Ein Paar hundert Schritte weit bis gegen eine Anhöhe zog ein einziges
Pferd einen solchen Wagen auf der Eisenbahn, danu wurde abgespannt,
man befestigte Seile an die Wagen und die oben befindliche Dampfmaschine
Pr. Maiimilian v, W . Reise d, N.-A. », Bd. 5 3