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adern und das 3Iark aus den grossen Beinknochen roh. Hat eia Indianer ein Stück
Wildpret erlegt, so theilt er gewöhnlich mit ändern. Die Eingeweide und die Haut
gehören immer dem Schützen. Kommt ein ausgezeichneter Mann, welcher Coup
gemacht hat, hinzu, wenn ein Thier frisch getödtet ist, und verlangt die Zunge
oder ein anderes gutes Stück, so kann ihm dasselbe nicht abgeschlagen werden.
Hunde gebrauchen die Maudans und Mönnitarris nicht zur Jagd. S ie schiessen
Hirsche und Elke iu den Waldungen, Cabris und Bighorns*) io den Prairies und
den Blackhills oder benachbarten Gebirgen**). Auf die Cabri {Antilocapra americana
O r d ) , von ihnen Kokä genannt, legen sie Parks (Kakrohosch) an, aber nicht auf
den Bison, worin die Assiniboins stärker sind. B r a c k e n r id g e * * * ) erzählt, die
Indianer trieben die Cabris in’s Wasser und tödteten sie mit ihren Streitkolben; allein
dies kann nur in eiuzeluen Fällen geschehen seyn, wo der Zufall eine solche
Gelegenheit gab. Die Mönnitarris machen jene Cabri-Parks häufiger, als die Mandans.
Man sucht dazu ein sanftes Thal (Coulée) aus, das zwischen Hügelu liegt
und am Ende einen steilen Abhang hat. Anf den Höhen der Hügel werdeu zwei
coiivergireude Linien etwa in der Länge von eiu oder ein Paar Meilen mit einzelnen
Reisern besteckt. Unter dem Abhange erbaut mau von Stangen und Reisig
eine Art Zaun oder Hürde, vou 1 5 bis 3 0 Schritten Länge, die mit Reisig und
Heu bedeckt und ausgefüllt wird. Eine Anzahl vou Reitern treibt dann die Cabris
bis zwischen die weit von einander entfernten Enden der abgesteckten Reiserlinien
uud reitet dann schnell auf sie los. Die erschreckten Thiere stürzen sich vorwärts,
folgen der Vertiefung und springen zuletzt iu die Einzäunung, wo man sie mit
Prügeln todt schlägt, oder lebendig erhält. Bären giebt e s nicht viele in dieser
Gegend und die Indianer sind auch keine Freunde dieser Art von Jagd, weil sie
’>') W a r d e n (1. c. Vol. III. p ag. 1 8 6 ) s a g t, die Mandans n e n n ten das Bighorn — Ahanhta, a llein d ieses is t
u n rich tig ; denn d e r Name fü r diese T h ie ra rt is t A n s - c h tä (A iis f r a n z ., c/» täg u ttu raO od e r Ansechtä (das
e kaum gefaürt, sech g u ttu ra l).
* * ) I n d e r Beschreibung von T a n n e r s Leb en u n te r den In d ian e rn findet man (pag. 63 . 1 0 3 und 1 0 4 ) e tw as
ü b e r die Jag d des Bison, des Elkhirschcs und des B ib e rs , so w ie in v ielen an d eren AVerken.
***) s. Views of iouisiatta pag. öff.
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oft gefährlich ist, und dennoch keinen guten Braten liefert. E s ist übrigens ungegründet,
was B r a c k e n r id g e * ) von diesen Indianern sagt, dass sie immer erst
laut riefen, bevor sie iu den Wald giengen, um die Bären zu verscheuchen; sie
würden sich ja alsdann auch alle andere Wildgattungen zugleich mit verjagen, und
man sieht sogleich aus dieser Nachricht, dass jener Reisende kein Jäger AA'ar.
Die Wölfe (Chäratä) uud die Füchse (Hirütt) werdeu zufällig mit der Flinte
erlegt, so wie der im Winter weisse Hase (Mähchtickä), oder man fängt die beiden
ersteren in Schlagfallen. Auf den W o lf stellen sie starke Fallen, wo eiu
Baum iiiederschlägt. Der Pra irie-W o if (Schähäcke) ist uicht leicht zu fangen, da
er sehr vorsichtig ist. Die Füchse fängt man in kleinen Schlagfallen, die man mit
Reisern uud Bisonschädeln besteckt und belegt, um sie zu verbergen. Ueberall bemerkt
man in der Prairie sehr viele Fallen dieser Art zerstreut, die mit kleinen
Stöcken umsteckt sind, damit das Thier nicht von der Seite hinein gehen könne.
Die Biber werden jetzt in Menge in Eisen gefangen, welche die Indianer vou deu
Kaufleuten erhalten. Kleinere Thiere, wie den Hermelin, fängt man mit Pferdshaar
Schlingen vor ihreu Löchern. Merkwürdig soll die Jagd auf Baubvögei seyn.
Der Vogelfänger legt sich der Länge nach in eine schmale absichtlich dazu eingerichtete
Grube, welcbe ihn gänzlich aufiiimmt. Sobald er darin liegt, deckt mau
diese Grube mit Reisern und Heu zu, und legt auf die Oberfläche Stücke Fleisch;
auch wird daselbst eine Krähe oder ähnlicher Vogel angefesselt. Der Adler oder
Raubvogel soll nach dem Fleische herahsteigen, sich uiedersetzen um zu fressen,
worauf ihn der Jäger bei den Beinen ergreift. Ich würde dieses nicht glauben,
wenn mir uicht zuverlässige Männer ihr Wort darauf gegeben hätten. Man fängt
auf diese Art den sogenannten Kriegsadler mit Aveiss und schAvarzem Schwänze
(Äquila cArysiietos),. Wareagle der Engländer, Quiliou oder oiseau de medeciue
der Canadier, von den Maudans „Mähchsi“ genannt (viahch d. d. N a se , beinahe
* ) L. cit. pag. 5 8 .
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