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breed hier geschossen hatte. Auch die Krickenten (A n a s discors und c re c c a ) halten
sich hier gewöhnlich auf. Der Bach war zum Theil trocken und mit hohem,
langem Grase bewachsen, hatte aber noch einige seichte S tellen, iu welchen eine
schöne, der picta ähnliche Emyde ( 1 ) lebt. Leider konnte ich aller angewandten
Mühe ungeachtet nur ein halb vertrocknetes und sehr beschädigtes Exemplar dieses
Thiers erhalten, uud meine Notiz über dieselbe ist daher nur unvollständig. Nach
einiger Ruhe setzten wir den Ritt über sanfte Höhen bis gegen fünf Uhr Abends
fort, wo wir ziemlich ansehnliche Hügel erreichten, jenseit deren man gewöhnlich
Bisonheerden findet. Ehe wir zu dem höchsten Puuct gelangten, durchschnitten wir eine
kleine Schlucht, in welcher sich eine sehr kühle reine Quelle befand, die uns erfrischte.
Die Schlucht selbst ist mit einem schmalen Streifen vou Eschen, Ulmen,
und Negundo angefüllt, zwischen Gebüschen von Ro sen, Prunus padus und einigen
anderen Arten, durchrankt von Waldrebe (Clem a tis).
Au f der Höhe des Hügels angekommeu, durchspähete man die ausgedehnte
Ebene mit dem Feriiglase und erblickte einige kleine Trupps von Bisonstiereu, zu
vieren, füufeu bis se cb seu , wovon mau den stärkeren anzugreifen beschloss. Während
die Packpferde langsam nachfolgteu, setzten sich die Jäger in Bewegung und
giengen im raschen Trabe bis in eine sanfte Vertiefung zwischen ein Paar Hügeln
vor, wo wir die Thiere nicht weit entfernt zur Linken vor uns salieu. Die Gewehre
sämmtlich zum Schüsse fertig, machte mau nun eine förmliche Cavallerie-
Attacke auf die schweren, dennoch aber ziemlich schnell sich jetzt iu Galopp
setzenden Thiere. Die Reiter veriheilten sich und folgten deu Stieren, die von deu
geübten Schützen zum Theil sogleich uiedergeschossen, von den ändern verwundet,
verfolgt und erst nach vielen Schüssen erlegt wurden. Ich war einem angeschos-
seueii Stiere in der sanften Schlucht gefolgt, und wir schossen zu dreien wiederholt
nach ihm. Er stellte sich oft mit drohender Gebehrde, verfolgte uns auch wohl
1 0 bis 3 0 Schritte weit; allein e s ist in einem solchen Falle leicht auszuweicheu,
und das geängsligte Thier setzte sogleich seiue Flucht wieder fort, sobald mau
Halt machte. Endlich nachdem wohl zwanzig Schüsse nach ihm gefallen waren,
verliessen es die Kräfte, uud es sank nieder.
Die Halfbreeds und Indianer haben in dieser Art von Jagd zu Pferde eine
solche Fertigkeit, dass sie selten mehrmals nach einem Bison schiessen. S ie setzen
dabei das Gewehr nicht an die Schulter, sondern strecken beide Arme aus und
schiesseu auf diese ungewöhuliche Art, sobald sie dem Thiere auf zehn bis fünfzehn
Schritte nahe gekommen sind. S ie laden unglaublich schnell; denn sie setzen
keinen Pfropf auf die Ladung, sondern lassen die K u g e l, deren sie eine g ew isse
Anzahl im Munde halten, sogleich auf das Pulver laufen, w o sie fest klebt, uud
dann augenblicklich wieder fortgeschosseii wird * ) . B ei dieser schnellen Art zu
schiessen richten diese Prairie-Jäger iu kurzer Zeit eine wahre Niederlage unter
einer Bisonheerde an, und mau sieht alsdann auf solchen Schlachtfeldern die erlegten
Thiere überall zerstreut umher liegen. Iu dem gegenwärtigen F alle hatte man
die ganze kleine Heerde uiedergeschossen, neun Bisonstiere lagen todt ausgestreckt
und die Jäger hatten sich dergestalt zerstreut, dass man nicht wenig iu Verlegenheit
war, sich wieder zusammen zu fiuden. Ich war von den übrigen Reitern ab-
gekommeii, ritt einige Meilen weit über sanfte Höhen fort, und erblickte endlich,
als es schon dämmerte, Ma’r c e l l a i s , der einen Bison zerlegte.
Hier fand ich auch Herrn B o d m e r , welcher eine S k iz z e des erlegten Thieres
entwarf. Wir ritten nun nach der sanften Schlucht zurück und versuchten eiu F eu e r
von Bisonmist an diesem allgemeinen Sammelplätze im rauhen Winde anzuzünden,
welches indessen nicht recht gelingen w o llte , sondern bloss qualmte, ohne zu flammen.
Holz gab es hier gar nicht, man warf aber Fett und Markknochen in das
F euer, um demselben Nahrung zu geben. Etwas Fleisch wurde nothdürfiig gebraten,
und als wir uns zur Buhe legen wollten, fand es sich , dass mein trausporfa-
beles Bette von Bisonfelleii und wollenen Decken vergessen worden w a r , eben
*3 l a G e g e n d e a , w o die In d in n e r n ich t bcrlttcD sin d , w ie z . B. am o b e re n Miss isip p i, w ird diese J a g d auf
g a n z a n d e r e A r t b e trie b e n , h ie rü b e r sieh e G o v . C iv as exped. pag. 8 7 9 . und a . a . O.
P r . MaxiniUiau v. W . llc iso d. N .-A . 3 . Bd. 5
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