Nachdem der Tauz eine Weile gedauert hatte, ruhete mau, begann dann aufs neue
und fuhr so mit dieser Festlichkeit etwa 2 0 Minuten lang fort. Der Director des
Forts liess nun aus dem Store der Compagnie, Tabak, kleine Spiegel und Messer
in die Mitte des Cirkels auf den Boden werfen; sie tanzten dann noch einmal in
raschem Tacte, die Musikanten stellten sich dicht zusammen, die Instrumente in ihre
Mitte gerichtet, worauf der Tanz endete und die ganze Bande uach dem unteren
Walddorfe der Mandans abzog. Wahrend der Nacht fiel Schnee, so dass wir am
1 2 . Februar das ganze Land wieder Aveiss bedeckt sahen. Herr B o dm e r batte
M ä h c h s i-N ih k a , den taubstummen Mandan, in seinem kriegerischen Anzüge sehr
treffend gemalt. Derselbe Indiauer trat heute mit zornigen Gebehrden in unsere
Wohnung und beklagte sich bitter über uns, so dass ich besorgt war, dieser nur
halb vernünftige rolie Mensch könne sich vielleicht an dem Maler vergreifen. Herr
K ip p wurde gebeten, die Sache aufzuklären, und es fand sich, dass der Zorn
dieses Manues durch ein feindseliges Gerede des falschen alten G a rr eau entstanden
Avar, der den Taubstummen darauf aufmerksam gemacht hatte, B o dm e r habe
ihu allein in so schlechtem Anzage gezeichnet, da alle übrigen Indiauer in ihren
schönsten Anzügen abgebildet worden seyen. Diese boshafte Bemerkung hatte den
rohen eingeschränkten Kopf bis zur Wildheit aufgereizt, und Avir suchten ihn dadurch
zu besänftigen, dass wir ihm sagten „wir hätten ihn in einem recht kriegerischen
Aufzuge der Welt bekannt machen w o llen ,“ welches aber nicht fruchtete.
Herr B o dm e r ersann uun den Au sw eg , schnell eiue Copie seiner Zeichnung zu
machen, und diese in Gegenwart des Indianers zu zerreissen und in das Feuer zu
werfen, welches ihu beruhigte. Am Nachmittage kehrten die Mönnitarris aus dem
Walddorfe der Mandans zurück, und überschAvemmten von neuem alle Räume des
Fortes. Das Affengesicht mit einem neuen rothen Filzhute auf dem Kopfe, ein falscher
schlauer Indianer, ist jetzt wohl derjenige Chef dieser Nation, der den Ton
angiebt; auch folgten ihm alle Indianer, sobald er Abschied nahm. In unserem
Zimmer batte lauge Zeit der petit garde flèche rouge mit seiuer Familie gesessen,
welchem Herr B o dm e r seine Zeichnungen zeigte, woran sie sämmtlich grosses
Interesse nahmen, sowie sie auch die Spieldose im höchsten Grade iu Erstaunen
setzte. Ein Mandan, welcher sie hörte, meinte „ e s müsse darin ein kleiner Wa schi
(cio Weisser) verborgen seyn, welcher die Musik mache.“ Alle wollten etwas
geschenkt haben und sie würden gewiss mancherlei Gegenstände entwendet
Laben, hätten wir nicht zu genau auf ihre Bewegungen geachtet. Zuletzt kam ein
grösser schwerer Manu mit schwarzem Gesichte herein, und forderte zu essen wie
alle übrigen, worauf wir ihnen begreiflich machten, dass bei uns nichts zu haben
s e y , da Herr K ip p in dieser Hinsicht für uns sorge. Gegen Abend langten 3
Schlitten mit Fleisch von P i c o t t e an; D e L ’ o rme und P a p iu waren dort geblieben.
An dem nächstfolgenden Tage blies ein heftiger, sehr kalter Wind, welcher
die Eisdecke des Flusses von dem Schnee befreite, so dass man die Lasten
schleifenden Indianerweiber auf dem glatten Spiegel häufig fallen sah. Die Mandans
hatten iu der Prairie eine früher verwundete, jetzt todte Bisonkuh gefunden und dieselbe,
obschon sie iu Fäuluiss übergegangen war, dennoch gänzlich aufgezehrt. Am
1 7 . Februar waren Morgens 8 Uhr bei einer Temperatur vou 1 ° über 0 die Wälder
sämmtlich dicht mit Rohreif überzogen, der Müud blies aus Süd, nachher aus
Südwest. Der Flass war sehr gewachsen, in allen Vertiefungen bildete er Canäle,
die Ufer batte er etwas überströmt. Die Holzschlitten mussten sich auf dem
Eise einen W eg suchen, um nicht in das Wasser zu gerathen; auch brach einer
dieser Schlitten auf dem Eise ein. Am Mittage batten wir eiue Temperatur vou
1 0 “, worauf es später stark schneite. D r e id o p p e l hatle einen schönen rothen
Fuchs (G m is fulvus) in der Prairie gesehen, ihu gereizt und geschossen, mit den
Wölfen war er in diesea Tagen nicht glücklich gewesen. Die von der Jagd zu-
rückkelireuden Mandans erzhälteu uns folgende Geschichte. S ie waren vor einigen
Tageu auf die Bisonjagd ausgeritten und hatten eine Heerde gegen den Berg getrieben,
wo man einen guten Pfeilscbuss bat, uud die Thiere Avurden deshalb schnell
P r. Maximilian v. W , Reiae i. N .-Ä . 2. Bd. 3 9