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Ein drilles Meileciue-Fest ist das von S a y » ) uutec dem Namen des Corii-
Daiice der Mönnilarris beschriebene. S a y hat es ziemlich genau und richtig beschrieben
und es kommt sowohl bei deu Mönnilarris als bei den Mandans vor. Es
ist dies eiue Einweihung der zu pflanzenden Feldfrüchle und sie nennen dasselbe
Wabka-Sinlusch (n franz.), das Corn-Medeeine-Fest der Weiber. Die A lle, w e lche
uie stirbt, schickt im Frühjahre die Wasservögel, die Schwäne, Gänse und
Enten als Symbole der Feldfrüclite, welcbe vou den Indianern angebaut werden.
Die wilde Gans bedeutet den Mays, der Scliwan deu Kürbis, die Eule die Bohnen.
E s ist die A lle, welche jene Feldfrüclite wachsen lässt, uud deshalb schickt sie
diese Vögel als ihre Wahrzeichen uud Stellvertreter. Sehr selten soll man im
Irühjahre die Zahl von I I wilden Gänsen beieinander finden; geschieht dies aber,
so ist es ein Zeichen, dass der Mays ganz ausgezeichnet gut geralben werde. Diese
Indianer halten anf die Zeit des Frühlings, wenn die Vögel ankomnieii, viel trockenes
Fleisch bereit, um sogleich die Coru-Medecine der Weiber zn feiern. Man
liängt das erwähnte Fleisch vor dem Dorfe an langen Gerüsten vou Stangen, in
zw e i, drei bis vier Keihen hinter einander auf, uud es wird dies, so wie manclier-
lei Gegenstände vou Werth, als eiu Opfer an die Alle betrachtet. Die ältlichen
Weiber, als Repräsentantinnen der Alten, die nicht stirbt, versaninieln sich au einem
bestimmten Tage bei den Gerüsten, indem sie einen Stock in der Hand tragen, an
weichem oben eine Mayskolbe angespiesst ist. Sobald sie im Kreise sitzen, stellen
sie ihre Stöcke vor sich auf die Erde, tanzen dann im Cirkel um die Gerüste herum,
und nehmen nachher ihre Maysslöcke ln den Arm. Alte Männer schlagen die Trommel
dazu und rasseln mit dem Schischikué. Der Mays wird nicht benetzt oder besprengt,
wie einige glauben, im Gegenlbeil, dies würde ihm schädlich seyn. Während
nun die älteren Weiber ihre Medeciue mit den Maysähreii machen, kommen
die jüngeren und stecken ihnen etwas trockenes, pulverisirles Fleisch iu den Mund,
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wofür ihnen jene wieder ein Korn vou dem geweihten Mays zu essen geben.
Man legt ihnen auch 3 bis 4 Körner iu ihre Schüssel, welche nachher sorgfältig
unter den Saatmays gemischt werden, und diesem Glück und Fruchtbarkeit init-
theilen sollen. Das aufgehängte getrocknete Fleisch gehört nachher den allen Weibern,
weil sie die Alte repräsentiren. Oefters kommen auch während dieser Ceremonie
ein Paar Männer von der Bande der Hunde, zerren ohne Umstände ein grosses
Stück Fleisch von den Gerüsten herab und nehmen es mit. Da sie Hunde und an-
gesebeue Männer siud, so kann mau ihnen dieses nicht wehren.
Auch im Herbste wiederholt mau dieselbe Coru-Medecine, allein in dieser Zeit
geschieht e s , um die Bisouheerden herbei zu ziehen uud Fleisch zu erhalten. Alsdann
hat eine jede Frau nicht einen Stock mit einer Kolbe, sondern eine ganze
ausgerissene Mayspfianze im Arme. Sie nennen deu.Mays und jene V ö g e l, welcbe
das Symbol der Feldfrüclite sind, mit dem Namen der Alten, die nicht stirbt, und
rufen ihnen im Herbste zu „Mutter habe doch Mitleid mit uns! schicke uns die
strenge Kälte nicht zu früh, damit wir Fleisch behalten! Lasse doch nicht alles
Wnid fortziehen, damit wir für den W'inter auch etwas haben!“
W’’enu die Vögel im Herbste nach Süden ziehen, oder Avie die Indiauer sagen,
zu der Alteu zurück kehren, so glauben sie, dass sie die Geschenke mitnähmen,
welche man für die Geberiu und Beschützerin der Saaten neben dem Dorfe
aufgehängt hatte, wozu besonders das trockene Fleisch gehört. Sie glauben selbst,
dass die Alte dasselbe esse. Einzelne arme W'eiber unter diesen Indianern, die
weder Fleisch noch andere Geschenke opfern können, nehmen ein Stück Pergament,
Avickelu einen Bisoufuss liinein, und hängen dieses als ihr Opfer an eines der
Gerüste. Die Vögel kommen auf ihrer Rückreise bei der Alten an, ein jeder bringt
von den Indianern etwas mit, zuletzt erscheint aber einer und sagt „icb habe sehr
wenig zu überbringeii; denn ich erhielt unrein sehr schlechtes Geschenk,“ allein die
Alte antwortet bei Ueberreichung des Bisoufusses armer Weiber oder W’ittAven „das
ist es gerade, Avas ich liebe! diese ärmliche Gabe ist mir Averther, als alle andere