Hand bildet die Arbeiterin die innere Höhlung des Gefässes, und treibt dasselbe
auf diese Art von innen auseinander, indem sie es von aussen mit einem Stück
Pappelrliide zusammen hält und glättet. Ist der Topf fertig, so wird er inwendig
mit trocknen Spänen angefüllt, von aussen mit ähnliclieu umgeben, alsdann g e -
braimt, worauf mau iu demselben kochen kann. Vou einer Glasur wissen sie
nichts. Was ihre Fahrzeuge .oder Böte anhetrifft, so sind die Nord-Americaiier
weit geschickter, als die Brasilianer, Patagonen u. a. Süd-Americaner, indem die
letzteren an Flüssen wohnen und dennoch keine Mittel ersannen, um dieselben zu
passiren. Die Ojibuäs u. a. nördliche Nationen haben schöne Fahrzeuge von Birkenrinde;
der Eskimaux verfertigt sein künstlich mit Seehundsfell überzogenes Kai-
ack, und am Missouri, besonders bei den ¡Mandans findet man Fahrzeuge aus Bisonhaut,
welche in dem Atlasse dieses Werkes abgebildet sind. Sie siud sehr
leicht, cirkelrund, über mehre sich kreuzende gebogene Stücke Holz gespannt und
können auf der Schulter von eiuem Menschen fortgetragen werden.
W ill eiu junger Indianer heirathen, und ist der Einwilligung des Mädchens
versichert, so sucht er auch die des Vaters zu erhalten. Ist er auch dieser g ew iss,
so bringt er zw e i, drei, ja acht bis zehn Pferde herbei, und befestigt sie an der
Hütte der Braut, welche dieselben ihrem Vater übergiebt. Dieser nimmt dann wieder
andere Pferde, und hat er sie uicht selbst, so helfen die Verwandten aus, und
mau bindet uuii diese Pferde als Gegengeschenk an die Hütte des Schwiegersohnes.
In einem solchen Falle hat man zuvor schon seinen Ueberschlag gemacht, Avie viele
Pferde die Verwandtschaft der Frau besitzt; denn alle Geschenke erhält man in
gleicher Anzahl zurück. Mau giebt also so viele Pferde, als man wieder erhalten
zu können glaubt. Jetzt kocht die Braut Mays, und bringt täglich einen K essel
oder Schüssel voll davon nach der Hütte des Bräutigams. Nach einiger Zeit findet
sich der junge Manu in der Hütte seiner Braut ein, schläft bei ihr und die Heirath
ist vollzogen. Oefters wohnt das junge Paar iu der Hütte des Schwiegervaters,
doch häufig erbauen sie sich eine neue Hütte; zuweilen kommt e s auch vor, dass
sich später beide wieder trennen. Der Schwiegervater spielt in Zukunft iu der
Hütte die erste Rolle; alles hängt von ihm ab, alles geschieht seinetwillen und für
ihn. Erlegt man Wild, so wird das Fleisch zuerst ihm überbracht. Kinder giebt
e s oft viele in diesen indianischen Familien, manche batten deren zebu; doch findet
man häufig weniger fruchtbare Ehen bei den Indianern als bei den Weissen; ohne
Zweifel, weil sie ihre Kinder längere Zeit hindurch säugen. Sie lieben sie sehr,
hahen aber öfters schwache Kinder, welches durch die harten Arbeiten der Mütter
verursacht werden soll. W ie man mir allgemeiu versicherte, sollen diese neuge-
bornen Kinder eiue sehr iu’s Röthliche fallende Farbe haben. Gewaltsame Abtreibung
der Kinder soll nie, eine Missgestalt selten Vorkommen. Die Geburten sind
gewöhnlich merkAAuirdig leicht, die Mutter badet sich nachher sogleich im Flusse,
oft selbst wenn er mit Eis belegt ist * ). Nach zehn Tagen hält man das Kind für
geborgen, da seine gefährlichste Periode überstanden ist. Man bezahlt irgend je mand
dafür, ihm den vou den Eltern und VerAvaiidten gewählten Namen beizulegen.
Dann wird das Kind in der Hütte in die Höhe gehalten, uach allen Seiten
in der Richtung des Ganges der Sonne geAveudet, uud der Name dabei ausgerufeu.
Sie haben Wiegen für ihre Kinder, die aus eiuem ledernen Sacke besteben, w e lchen
man mit einem Riemen an einem der Querbalken der Hütte aufbäiigt. Diese
Wiegen der Mandans sind aber nicht so elegant und schön gearbeitet, als diejenigen,
welche Avir bei den Dacotas uud Assiniboins gesehen. Kiuderzucht existirt
übrigens unter diesen Indianern nicht; denn die Kinder können thun und lassen,
was sie wollen, und niemand sagt ihnen etwas. Mau sucht auf alle Weise die
Selbstständigkeit und deu eigenen Willen der Knaben zu erAvecken. Sagt die Mutter
einem solchen etwas, so schlägt er sie vielleicht ins Gesicht, oder tritt mit dem
Fusse nach ihr, ja zuAveilen selbst nach seinem Vater. Letzterer senkt alsdann
4 ) Man s a g t, die Geburten d e r indianischen AVeiber se y en weit le ich te r, a ls die d e r AVeissen, und dass eine
In d ian e rin se lb st v ie l mehr le id e , w e n n d e r V a te r ilires Kindes ein AVelsser g ew e sen se y . Auch Capt.
F r a n k l i n sp rich t ü b e r diesen Gegenstand (S. dessen e rste Heise pag. 8 3 ). D o rt w ird auch g e sag t,
dass meh re W eisse gemeinschaftlich dieselbe F r a u hatten.
P r. Maximilian v. AV. Re ise d. N .-A . 2 . Bd. 1 7
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