gänzlich geschoren, den Oberleib nackt, in den Ohren hängen sie Wainpumschuüre
auf.
In^Herrn P i l c h e r s Haus schien jetzt mehr Ordnung und Nettigkeit zu herrschen
als zuvor, und man hatte den Store oder die Vorräthe in den obe^u Stock
des Hauses verlegt. Hier befand sich ein bedeutender Vorrath vou Fellen, u. a.
3 4 ,0 0 0 Stück Moschnsratten, wovon das Stück zu 3 5 cents verkauft wird. Die
. Packs dieser letzteren Thierart waren sehr regelmässig im Quadrate zusammen g elegt
und aufgeschichtet. An Bison- und Biberfellen befand sich ebenfalls ein guter
Vorrath hier. Herr P i l c h e r schenkte mir ein sehr schönes Fell eines starken
russschwarzen Wolfes, der aber nicht Species, sondern nur Varietät ist, und am
oberen Theile des Boyer-Creek erlegt Avorden war.
Nach dem Mittagessen unternahm ich eine Excursion. Die umgebenden schön
bewaldeten Hügel prangten jetzt in dem üppigsten jungen Laube. Blackbirds, der
prächtige Baltimore-Vogel, Muscicapa ruticilla, Sylvia aestiva, Sialia Wilsoui Bon.
u. a. wareu häufig. Turdus migratorius; Columba carolinensis, Picus pubescens uud
viele andere Vögel belebten ein schönes, sanft ansteigendes Seitemhal, durch Avelches
der Weg der Omähas führte, wenn sie nach ihren Dörfern gehen. Hier wachsen
mancherlei schöne Bäume uud Gesträuche, u. a. SO Fuss hohe Crataegus oder Py-
rus mit ihren weissen Blumen bedeckt, Eichen, Ulmen, Eschen, Ahorne und Zürgelbäume
(GeUis). In der Nähe der Wohnung sah mau das schöne Riudvieh, und
viele Schweine, welche sämmtlich im Waide frei umher liefen. Man hat hier unfern
der Gebäude ausgedehnte Mayspflauzungen, so wie Kartoffelfelder angelegt,
und Herr P i l c h e r hatte die Güte mich aus seiuen Vorräthen mit einigen Provisionen
zu versehen. Auch hier war im vergangenen Sommer die Cholera gewesen,
es waren aber nicht so viele Menschen an dieser gefährlichen Krankheit gestorben,
als auf D o u g h e r t y s Agentschaftsposten zu Belle Vu e, weil man besser mit Medicin
versehen gCAvesea war. Als die Nacht kam, nahmen wir Abschied von Herrn
P i l c h e r und begaben uns in unser Boot, um daselbst zu übernachten uud früh abzureiseo.
Der folgende Morgen ( 1 3 . Mai) war sehr kühl und wir machten die
Bemerkung, dass ein Hund die Unbescheidenheit gehabt hatte, aus unserer nicht
sehr gut verwahrten Cajüte einen Theil unseres Fleischvorrathes zu entwenden.
Gegen 8 Uhr machten wir an einer schönen, grünen, mit Gebüschen und einzelnen
hohen Bäumen bewachsenen Prairie des rechten Ufers Halt und fanden, hier mancherlei
schöne Vögel, Avelche uus etwas aufhielten, u. a. Avar hier die Icteria viridis
uud der schöne Kernbeisser mit rother Brust (fr in g illa ludoviciana) häufig, deren
mehre erlegt wurden, die aber so fett waren, dass man diese Felle uur mit
Mühe präparireu konnte^). Wilde - Truthühner wurden mehrmals vergebens verfolgt.
Ara Mittage erreichten wir B e lle -V u e , Major D o u g h e r t y ’s Agency, wohin man
von Pilchers Trading-House 3 4 Meilen rechnet, an derselben jetzt üppig grün bewaldeten
Hügelkette gelegen, an der auch P i l c h e r s Haus erbaut ist. Wir landeten,
fanden aber leider nuP einige Engagés? denn Major D o u g h e r t y befand sich
in St. Louis abwesend uud man erAvartete ihn erst im Monat Juli. Die meisten der
von uns bei unserer ersten Anwesenheit hier gesehenen Menschen, Avaren im vergangenen
Sommer an der Cholera gestorben, von 1 0 Personen 7 , und zwar iu
Zeit von 3 4 Stunden. Ein jetzt hier noch anwesender Mann hatte sie sämmtlich
beerdigt, Avährend er sich selbst auch krank fühlte. Gegenwärtig hatte man hier
keine Kranke. Für den Naturforscher waren die Umgehungen von B elle-Vue jetzt
höchst anziehend. Die schöuen Waldhügel hatten schattenreiche Schluchten und
kleine wilde Thäler, wo besonders viele grossblätterige Linden wachsen, zarfge-
spitzte und zerschlissene Eichenarien, Eschen, Ulmen, Zürgelbäume, Heimbucheo,
Ahorne, H a se l- uud Zauberhaselnuss-Gesträuche (Hßmajneh's), Cornus, Prunus,
Crataegus, Pyrus; Staphylaea trifolia, die rankenden Vitis, Humulus, Smilax, Vitis
hederacea sämmtlich iu saftiger Laubfülle. Auf dem Bodeu blühete, wie gestern;
* ) Nach Dr. K in g Cs. dessen Reise nach dem Eismeere Vol. II. pag. 8 26.) soll d ie ser schöne Vogel bloss
in deu dichtesten AViildern le b en ; a llein dies is t wenigstens fiir den Missouri n icht d e r F a ll. Dieser Vogel
is t ü b e r die g an ze nördliche Hälfte von America v e rb r e ite t, da e r in Mexico und nördlich bis Cumberland-
Uouse v o rk ommt, in den V erein ten Sta.iten und am Missouri nistet.
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