Ich Iiaite leider zu bedauern, dass mein Gewehr mit Schrot geladen war; denu aus
eiuein dichten Busche rannte ein Hirsch (C . virginianus) hei mir vorbei, den ich
sehr gut hätte schiesseu können. Man sah eiu Rudel Elk e und das kleine gestreifte
Erdeiehhoru, welches jedoch uicht bis zu den Maudan-Dörfern hinab verbreitet ist.
Gegeu 1 1 Uhr setzten wir die Reise fort, bei welcher wir durch das ü fer vor
dem rauheu kalten Winde geschützt uud vou der Souue wohl erwärmt waren.
Ein Rudel von Antilopen kreuzte flüchtig vor uns deu Missouri und wir suchten
vergebens ihnen vorzukommeu, um sie abzuschueideu. Diese augenehineu Thiere
verlassen jetzt meistens den Missouri uud eilen bei herannabendem Winter den
Gebirgen, den B la ck -H ills z u * ) . Eine Elster setzte sich auch hier wieder auf
das Steuerruder und liess ihren Ruf „Tw it! T w it !“ hören, welcher gänzlich verschieden
von dem der europäischen Elster ist. Enten uud andere W a sseiv ö g e l, die
uns sonst so viel Unterhaltung gewährt hatteu, sahen wir nur w enig e, ohne Zw e if
e l, weil sie auf den überall noch offenen Landseen mehr Nahrung fanden. Die
rosiköpfigeu Tauchenten (Mergus) kamen uns nahe, am Ufer zeigten sich Wölfe.
In dem Uferwalde bemerkte man abgenagte Stämme iu der Nähe eines Biberbaues;
der weissköpfige Adler, der kleine Buntspecht (P icu s puhescens) und die Prairie-
Hen hielten sich hier auf. Um 5 Uhr legten wir für die Nacht an dem südlichen
üfer au, wo der Wald durch die Biber gänzlich devastirt war. S ie hatten
eine Menge von grossen Stämmen gefällt, deren Späne auf dem Boden umher lagen.
Die meisten Bäume waren halb durchgenagt, umgebrocbeu oder doch abgestorben
uud auf diese W e lse war in dem Walde eine B lösse entstanden. Nabe dabei befand
sich im F lusse ein Biberbau, oder w ie die Aniericaner diese Wohnungen nennen,
eine Beaver-Lodge, zu welchem ein sehr begangener und abgescLliffener Pfad
führte, den wir benntzteu, um von uud zu unserem Boote zu g eb en * * ). Die Natur
*) T o w n s e n d erzäUU, dass e r e iu ju n g e s Tliier d ie s e r A rt g e z ä hm t h ä tte , vyovou m ir bis j e t z t n och k e in
Beispiel v o rgekomm en w a r.
**) K i n g CI. C. V. I. p ag. 1X5) s a g t, d e r Bib er b au e n u r in den k le in e n S e en und F lü s s e n ; a lle in ich habe
g e z e ig t, dass sie ih re W o h n u n g en au ch in g ro s s e n F lü s s e n a n le g e n , ob g le ich a lsd an n n ich t so v o lls tän d
ig und w eitläu ftig .
55
scheint diese merkwürdige Thierart recht eigenthümlich den grossen Pappel- und
Weidengebüschen des inneren nördlichen Americas aiigepasst zu haben, wo sie die
W eissen bei ihrem ersten Erscheinen in ungeheurer Anzahl vorfaiiden, und sich
bald beeilten, dieses harmlose Geschlecht ihrer Geldgier aufzuopfern. Eine Menge
von Fährten aller Arten von Thieren, besonders der E lk e , Bären und Wölfe zeugten
für das Daseyn vielen W ild e s, und wirklich uinheulten uns die letzteren ganz
nahe, und kamen um 1 0 Uhr, während ich die Wache hatte, zwischen unser helles
Feuer und das davon nur etwa 4 0 Schritte entfernte, durch deu Fleischge-
rucli anlockende Boot. Auch am folgeudeu Tage (dem 6 . November) fanden
wir noch viele abgenagte Stämme, eiu B ew eis, dass die Biber hier noch ziemlich
zahlreich waren. M o r r in hatte bei unserem Morgeuslialte ein feistes Wildkalb
erlegt, welches uns sehr zu statten kam. W ir hatteu an jener Stelle einen zur
Jagd unvergleichlichen Wald durchstreift, wo wir viel Wild antrafen, aber des
trocknen Laubes wegen ihm nicht beikommen konnten. Die schon öfters erwähnten
Thiere hatten sich daselbst g e z eig t, doch sahen wir auch einige uns neue Vö g el,
die ich leider aber nicht erhielt. Um Mittag schifften wir den Little-Missouri vorbei,
den Amah-Tikasche der Mönnitarris, der jetzt an seiner Mündung grosse
Sandbänke zeigte. Wir legten etwas unterhalb an, um unsere Küche zu besorgen,
und fanden eine zur Jagd sehr günstige Gelegenheit, in einem wilden mit Sumpf,
hohem Grase u. a. Gewächsen abwechselnden Wa lde, wo wir einige ganz frische
Spuren colossaler Elkhirsche verfolgten, ohne sie jedoch anzutreffeii, so w ie einige
Flüge kleiner unbekannter Vögel. Spechte (P icu s villosus und puhescens), Elstern
und Krähen xvaren häufig in dem Walde, so w ie das kleine gestreifte Eichhorn.
Wir setzten die Reise bis in die Nacht ohne grosse Abwechselung fort, und schliefen
an einer Stelle des W a ld e s, die so dicht war, dass wir die Gesträuche nieder
hauen mussten, um uns eine Feu e r - und Lagerstätte zu bereiten. Die Nacht war
dunkel und die Wölfe heulten heftig an beiden Ufern; gegen Morgen hatte es
bei leicht bedecktem Himmel und Westwind hart gefroren. Unser guter Genius
hi ■
E i ’
i ¿ ?