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unsere erstarrten Glieder neu belebte. Das Frühstück wurde schnell bereitet, w e lches
die Freude über die glückliche Jagd bedeutend würzte. Der Hirsch wurde
alsdann z erleg t, und die schöne Tollstäiidige Haut für die zoologische Sammlnug
präparirt*), w e lch e s uns vollkommen bis zum Mittage beschäftigte. Unsere vom
Kegen benetzten Betten und anderes Gepäcke wurde während dieser Zeit am Ufer
getrocknet, da die Sonne ziemlich heiter hervorgetreteii war.
A ls unsere Arbeit vollendet, belud man das Boot wieder und stiess vom
Ufer ab. Nach den von uns gethaueii Schüssen war das Geschrei oder das Pfeifen
der Elkhirsche verstummt, wir sahen aber noch mehre dieser Th iere, so w ie Bison-
leii, in verschiedenen Bichtungen entfliehen. E twa s weiter abwärts fanden wir
das schöne von D r e i d o p p e l erlegte Elkschmaltbier im Treibholze hängend, allein
der Strom führte uns zu schnell bei demselben vorbei, als dass man hätte an seine
Besitznahme denken können. W ir erblickteu häuflg das schwarze Wasserhuhn
(F ú lica americana^ und die Elster, auch verwundete man einige Bisonten, hielt
sich aber mit denselben nicht auf, da sie nicht sogleich fielen. Bald nach 4 Uhr
nach Mittag fiengen die Hirsche schon wieder an, ihre Stimmen zu erheben, und
von diesem sonderbaren Concerté begleitet, erreichten wir nach 5 Uhr die S te lle ,
wo wir D o u c e t t e ’s gröblich gereinigtes Bärenskelett auf einem Waldbaume befestigt
hatten. Mit grossen Hoffnungen eilte ich das Ufer hinan und wir traten in
den schattenreichen W a ld , allein welcher Kummer! nicht eine Spur, auch kaum
nur eiu Paar Knochenreste w-aren von dem vortrefflichen Stücke zu finden. Das
umgebende Gebüsche und das hohe Gras w'aren von Wölfen und Bären wörtiicli
zu einer Tenne nieder getreten, das Se il war abgerissen, das Skelett heruntergezogen
und gänzlich verschwunden. In der Binde des Baumes sah man die Spuren
der Bärenklauen, und alles Suchen in der Einsamkeit des Waldes war umsonst,
w'ir fanden nichts mehr und meine Hoffnungen waren gänzlich getäuscht. Eben so
* ) L e id e r is t au ch d ie ses in te r e s s a n te S tü c k , d a s ich m it v ie le r Mühe b is F o r t -C i a r k e g lü c k lic h hin ab g e b
r a c h t h a t te , b e i dem Bran d e d e s Dampfschiffes A ssin ib o in im Som mer 1 8 3 4 v e r lo r e n g e g an g e n .
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ergieng e s uns etwas weiter abwärts mit einigen hier zurückgelassenen Bärenköpfen,
und ich bereute •nun diese interessanten Stücke nicht bei mir behalten zu haben.
A ls der Abend kam, belebten Fledermäuse den Spiegel des F lu sses, Adler und
Falken zeigten sich am Ufer. Mit dem Eintritte der Dämmerung schifften wir leise
und vorsichtig. Geräuschlos trieb das Boot dahin, während eine feierliche Stille auf
der weiten uns umgebenden W ild n iss.u n d den dunkeln Uferwalduiigen ruhte, die
höchst selten beunruhigt werden. Der Mensch sucht und erfreut sich des Anblickes
seines Gleichen, wir aber waren sehr froh hier die einzigen menschlichen
W e sen zu seyu! W ir setzten die Fahrt noch lange bei Mondschein fort, allein
die schwarzen Schatten der Ufer waren uns gefährlich; denn hier tobte und brauste
das W a sser an den sichtbaren und unsicbtbareu Snags oder Treibholzstämmen (em-
barras oder chicots der Canadier), die w ir nur mit grösser Vorsicht vermieden.
Z u unserem Glücke war M o r r in ein sehr guter Steuermann, der deu Missouri
sehr wohl kannte. W ir übernachteten auf dem flachen Sandstrande, w o das unangenehme
Gebrülle unserer Bären uns hätte verrathen köuneu. Unsere ausge-
seizten Wachen wurden von einem schönen Nordlichte unterhalten, w elches etwa
eine halbe Stunde iu ganzer Pracht anhielt.
Der kommende Morgen ( 2 0 . September) fand uns wieder von Kälte erstarrt.
W ir sahen früh einen grossen Bären, welcher vergebens verfolgt wu rd e, einzelne
Schwalben flogen als Spätlinge noch über dem F lu sse umher. Da man eine grosse
Bisonheerde iu günstiger Localllät fand, so stiegen M o r r iu und D r e i d o p p e l a u s,
um sich hinter den Weidenbüschen den Thieren zu nähern, und e s gelang zw e i
fette Kühe zu erlegen, die uns einen reichen Vorratli von vortrefflichem Fleische
lieferten. Das am Vorderlheile des Bootes befestigte colossale Geweih eines Elkhirsches,
dessen 1 6 Enden ganz mit Fleisch behängen waren, gab jetzt einen sonderbaren
Anblick. D ie se Vorrälhe zogen uns zuweilen den Besuch der vorwitzigen
Elstern z u , w e lch e , nichts weniger als schüchtern, sich sogar auf den Schnabel des
Schiffes setzten und ihre Stimme hören lie s s en , die von der der europäischen Elster