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waren diese hungrigen Thiere durch den Geruch des au unserem Schiffe aufgehängten
Fleisches angelockt. W ir sahen fortwährend Heerden von Bisonten, die wir öfters
schwimmend im F lu sse erreichten, aber nicht beschossen, und zahlreiche Budel von
E lk en , wobei sich zum Theil colossale Hirsche befanden. D ie se grosse Menge
des W ild e s war für uns ein sehr willkommener B ew eis für die Entfernung der Indianer
aus dieser Gegend des Flusses. Au f eiuer dicht mit Weid en und Pappeln
bewachsenen Insel befand sich u. a. ein starkes Rudel von Elkeu mit mehren Hir--
sehen, welche bei Annäherung unseres Bootes durch den vom festen Laude trennenden
Canal hinüber nach dem Hochwalde flüchteten, w o ihnen Herr B o d m e r zuvorgekommen
w a r , der den stärksten dieser Hirsche anschoss, ohne ihn jedoch zu
erhalteu. A ls der Abend kam, trat Kühlung an die S telle des warmen Sonnen-
.scheins, welchen man heute gehabt, da das Wetter bis jetzt im Allgemeinen sehr
günstig war. Die Leute legten ihre Ruder nieder und liessen das Schiff treiben.
Eine feierliche Stille herrschte ringsum iu der grossen wilden Natur, kein Lüftchen
regte sich, Bisonteu weideten ruhig vor den Höhen und selbst meine Bären lagen
stille , seitdem man ihnen ein frisches Lager von Pappelzweigen bereitet hatte; niemand
redete ein W o r t, und e s war als wären w ir sämmtlicli unwillkürlich durch
diese Umgebungen und Eindrücke in feierlicher Abendstunde zu ernstlichen Betrachtungen
angeregt, w o zu wir hinlänglichen Stoff hatten. E s war immer unser Gebrauch
gewesen, am Abende das Boot still dahin gleiten zu lassen, w e il wir um diese Zeit
mehr Vorsicht vor deu Indianern bedurften, die am Abende gewöhnlich zu ihrem
Lager zurückzukehren pflegen. In der Dunkelheit hatten wir heute die früher erwähnten
w e issen Schlösser (W h ite -C a stle s) vorbei geschifft und bedauerten sehr,
diese merkwürdigen Gebilde nicht noch einmal gesehen zu haben, unterhalb welchen
wir aulegten und uns einer vorzüglich schönen und stillen mondhellen Nacht er-
freuleD.
Der nächste Morgen, 3 2 . September, war früh unserer Reise günstig und e s
zeigten sich mancherlei interessante Gegenstände. Eine Bisonheerde verbreitete
durch ihre Flucht grossen Staub, und e s schien, als wenn sie von den Indianern
verfolgt seyn müsse. Der E isv o g e l, den wir im Aufschiffen des Missouri nirgends
bemerkt hatten, war jetzt an allen diesen Ufern in ziemlicher An zah l, und als wir
um 8 ü h r anlegten, um unser Frühstück zu bereiten, girrte schon lebhaft in den
Wermuthbüschen der kleine Laubfrosch, der mir unbekannt geblieben ist. Wir
schifften öfters an den sogenannten indianischen Forts vorbei, und gewöhnlich sahen
sich meine Leute schüchtern nach ihnen um, ob sie nicht vielleicht besetzt
s e y en , welches zu unserem Glücke nirgends der Fall war. Meine Canadier waren
so furchtsam, dass s ie nicht laut redeten, und hielt mau einen Augenblick an, so
gaben sie schon durch ängstliche Geberden ihre Besorgniss und Ungeduld zu erken-
neu. W ir schiffteu um 1 1 ühr die Halbweg-Pyramide (Tab. X X X V . Fig. 1 5 .)
zwischen Muscleshell- und M ilk-Riv er vorbei, die uns in südlicher Richtung la g ,
sahen während des ganzen T a g es v iele E lk e und Bisonten, auch ein Stinkthier am
Ufer, w elches uns entkam, und einen kleinen Flu g des w e issen Kranich’s (J /o o -
ping Crane, Grus am erican a ), eines der schönsten Vögel von Nord-Araerica, der
jetzt auf seinem Zu g e in wärmere Gegenden begriffen war. Bei dem herrlichsten
Mondscheine legten wir spät an steilem Ufer für die Nacht an, während Wolfsgeheul
und die pfeifenden Stimmen der Elkhirsche rings umher utjser SchlafJied wa ren.
Um 9 */2 Uhr entstand ein schönes N o rd lich t* ), anfangs durch Wolken g e deckt,
nachher in hohen Lichtsäulen aufflammend und zuckend, und die Nacht war
nicht unangenehm kühl, so w ie der nächste Morgen ( 2 3 . Septbr.) schön und angenehm
; allein es erhob sich bald ein so heftiger W in d , dass wir gezwungen wurden,
an einem hohen Pappelwalde an der Prairie anzulegen und günstigere Schiffahrt
abzuwarten. Mau benutzte diese Z e it, um unser noch feuchtes Gepäcke dem
* ) G an z ¡Q U eb e re in stim in u n g m it Capt. R e e c h e y ’ s Beob ach tu n g en (sieh e d e s sen in te r e s s a n te Be sch re ib u n g
d e r R e ise na ch d e r B e e rin g s s tra s se Vol. I I. p ag. d iS . ) h ab e ich d a s N o rd lich t am ¡Wissouri b e in ah e bloss
im H e r b s te , b e so n d e rs bei t r o c k e n e n , h e llen Näch ten und g ew ö h n lich um 1 0 Uhr A b en d s b e o b a c h te t (ibid.
p a g . 4 4 9 .3 ; d a s se lb e z e ig te a b e r n ie die p rism a tisc h en F a r b e n , w ie d ie s in h ö h e re n B re iten häufle d e r
F a l l ist.
Pr. M. Reise d. N. g. Bd. 3