noch verschoheii. Der Adoptiv - Vater erwählt uun zwei junge Leute, die mit den
beiden Böhren deu Medecine-Tanz mit einander eiimben, wobei ein jeder von ihnen
sein Pfeifenrohr in der Hand trägt. Der Vater tanzt dann häufig des Morgens
oben auf seiner Hatte uud übt die beiden jungen Leute ein. Wenn die Zeit heran-
gekommeu, und der Adopliv-Sobn zu der Ceremoiiie bereit ist, begiebt sich der
Vater mit allen seinen Verwandten und den beiden jungen Tänzern in die Hütte des
neu erwäblleu Sohnes und hrlugt Mays, Tuch, wollene Deckeu, Kessel u. a. Dinge
von Werth, als Geschenke für den letzteren dorthin. Der neue Valer nimmt deu
Sohu bei der Hand und setzt ihu nieder, dann tanzt man mit den beiden Böhren
um ihn herum, mau singt, Trommel und Schischikué») sind iu Bewegung, die beiden
jungen Tänzer bewegen ihre Bohre im Tacte zu der Musik uud ihren Bewegungen.
Wenn die Ceremonie vorüber und die Geschenke iu einen oder zwei
Haufen niedergelegt sind, bringen anch die Verwandten des Medecine-Sohnes
Pferde, Tuch, wollene Decken u. a. Dinge vou Werth herbei, welche beide Par-
thieu wechselseitig unler sich theilen. Daun nimmt der Vater den Sohu bei der
Hand, zieht ihn von seinem Sitze auf, uud kleidet ihn vou Kopf bis zu Fusse neu;
auch bemalt er ihn nach seiner Phantasie im Gesichte. Auzug uud Pfeife siud von
ijuu an seiu Eigenthum, und er wird als ein Avahrer Sohu betrachtet, der seiueu
iieueu Vater unterstützen und ihn vertheidigen muss. Dieser Gebrauch kommt bei
den meisten Nationen des Missouri vor, bei den Crows, Mönnitarris, Dacotas, Man-
daus, Arikkaras u. s. w ., selbst bei den Eskimaux existirt etwas Aefanliches**}.
Haben sich Adoptiv-Vater und Sohu lange nicht gesehen, so machen sie sich Ge-
* ) Bei ih ren Medecines bedienen sich die Mandans eines Schischikué von L ed e r in d e r Form eines Champignons.
Dergleichen Ba sse lio strumen te kommen bekanntlicli bei a llen V ö lk e rn von America vor. Bei
den Siid -Am erican ern , z. B. den Tupis nnd Gu aranis u. a. Nationen w e rd en sie au s k le in en Flaschen-
Kiirbissen gemacht, und diese Maracas sind je t z t noch ü b e ra ll bei Festlich k e iten im Gebrauche. Diese
lind ähnliche Gebräuche zeu g en fü r die V erwandtschaft d e r V ö lk e r von N o rd - und Siid-Amcricn. Auch
P o p p ig fand am Huallaga den Medeciues d e r Nord - Ame ric an e r ve rw an d te abergläubische Gebräuche
z. B. den P irip iri, d e r eine g u te Ja g d verscimffcn soU ( s . P ö p p i g 1. c. B. II. pag. 3 8 4 ).
* * ) S. Capt. L y o n prie, joumt. pag. 3 6 3 .
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schenke, der Vater kleidet den Sohu neu, und dieser schenkt ihm ein gutes Pferd
oder dergleichen, ünfer allen indianischen Natioueu von Nord-America giebt es
aber eine besondere Classe von Menschen, die sich vorzüglich mit allen vorgenannten
Beschwörungen und Medeciues abgebeu, uud welche auch zugleich’ die Aerzte
sind, sie tragen bei den Mandans den Namen Numank-Choppeuih*) (Medecine-
Mäniier).
Ein wichtiger Gegenstand und eine vorzügliclie Medecine ist in den Augen der
Maudans nnd Mönnitarris, die Haut eiuer weissen Bisonkuh. Wer eine solche
nicht besessen hat oder noch besitzt, ist nicht angesehen. E s streiten sich vielleicht
zw e i Männer um ihre Thaten. Der eine ein aller erfahrener Krieger, der viele
Feinde erlegt hat, der andere ein junger unerfahrener Bursche, uud dieser letztere
wirft dem ersteren vor, er habe ja uoch keine weisse Bisonhaut gehabt, so wird
der A lle den K opf senken und aus Scham sein Gesicht verbergen. Gewöhnlich giebt
der Besitzer einer solchen Haut, die mau Wöhkadeh n en n t* » ), dieselbe als Opfer,
Uapáhji ( ß franz.), an den Herrn des Lebens. Er weiht sie demselben, oder was
etwa gleich viel ist, der Sonne, auch dem ersten Menschen CNuniánk-Máchana).
Er sammelt vielleicht noch während der Zeit eines ganzen Jahres Dinge von
Werlh und hängt daun alles zusammen iu der freien Prairie, meist iu der Nähe
des Begräbnissplatzes, oder im Dorfe vor seiner Hülte, an einer hohen Stange auf.
Angesehene Männer uud grosse Chefs sind bei dieseu Leuten meist immer arm,
weil sie, um augeseben und gross zu seyn, alles was sie von Werlh besitzen und
auflreibon können, verschenken»**). Eine zalilreiche Verwaiidlschaft ist unter diesen
Indianeru ein Hauptmittel, um reich zu werden; denu ein junger Mann, der sich
auszeichiieu und freigebig seyu w ill, bringt der ganzen FamiUe Ehre, man nufer-
■*‘) Nach d’O r b i g u y ( I. cit. II. p. 9 2 ) g ieb t es bei den Arauc.auera auch weib lich e Beschwö rer wovon
m ir bei deu N o rd -A in e ric an e rn n ichts b e k an n t g ewo rd en ist. ’
* * ) Der Name e ines weissen Bison im AUgemeiueu is t Ptih n -Sch ö ttä .
* * * ) Auch bei den Patag on en muss d e r Chef v e rsc h en k e n , wen n e r g e a c h te t se y n %vUl ( s . d’O r b i e u v Vov
T. II. pag. 9 9 ) . ®
Pr. Maximilian v. AV. Ileise d. N .-A . 2 . Bd. o n