und legten schon vor Nacht Chester zurück, waren aber alsdann bald zum Anlegen
gezwungen, da wir eine dunkle Nacht bekamen.
Am 4. Juni war unsere Fahrt höchst angenehm, da sie uus die Missisippi-
Wälder jetzt im schönsten Grün zeigte, wo Schlinggewächse sie verwirrten und
der Papaw'-Baum von allen von mir gesehenen Gegenden am üppigsten belaubt erschien.
Raupen batten auch hier die Gebüsche zum Theil entblättert. Gegen 9
Ühr Morgens, nachdem der Morgenduft sich verloren, erreichten wir schon die
Mündung des Ohio, wo sich das jetzt klare grüne Wasser des letzteren streng von
dem granen nnd trüben des Missisippi abschnitt. Bei deu auf der Landspitze zwischen
beiden Flüssen erbauten Wohnungen hielt man an, um die von New-Orleans
kommenden Dampfschiffe abzuwarten, und einen Theil ihrer Passagiere aufzunebmen.
Der Ohio war jetzt zu seicht, um aufwärts von den grossen Missisippi-Dampfscbiffen
befahren zu werden, daher geben diese ihre Passagiere an die k le ^ r e n von St.
Lou is, Cincinnati, Louisville und Pittsburg ab, welches uus jetzt einen unangenehmen
Aufenthalt verursachte. Der Boonslick, ein grosses New-Orleans-Boot, lag
jetzt gestrandet im Missisippi und hoffte auf Erlösung; deshalb schifften wir dorthin
nnd führten ihm ein Flathoat mit Holz zu, durch dessen Hülfe er sich erleichtern
konnte, da er besonders Blei geladen halte. Dieses Geschäft hielt unsere Metamora
lange auf, und wir kehrten dann wieder an unsere Landspitze zurück. Die Zeit
des Stillstandes benutzten wir zu einer Excursion in deu unmittelbar bei den Wohnungen
beginnenden hohen WaltL Papilio Aiax und Turnus waren hier sehr häufig,
wir fiengen besonders die ersteren in grosser Anzahl. In dem Schatten des Waldes
fanden wir die rothe Missisippi-Tangara (T an a g ra missisippensis G in e l), die
mir auf dieser Reise noch nicht vorgekommen war, und beobachteten auch ihr N e st,
bei welchem die Vögel durchaus nicht schüchtern waren (1 ) . Der schöne Baltimore
war hier ebenfalls hänfig, so wie mehre interessante Vögel.
Gegen 3 Uhr rief die Schiffsglocke die zerstreuten Jäger zurück. Zwei grosse
New-Orleans-Steamboats kamen ao, der Mediterranean und der Chester. Der er-
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Btere, das grösste jetzt den Missisippi bescliiffende Boot, von dem Umfange einet
Fregatte, alter weit hölier»), legte nahe bei uns an. E s halle mehre Cholera-
Kranke an Bord, zwei Personen waren während der Beise an dieser Krankheil
gestorben. Für uns war es nicht angenehm, Passagiere von diesem Schiffe aufueh-
men zu müssen; allein wir erhielten eine gute Anzahl vou ihnen, welche weiter
aufwärts, zu Siuilhiand sich bei uns einschifflen, bis wohin das grosse Schiff in unserer
Begleitung fortkommen konnte. Am Abend erreichten wir das Dorf Paduca,
wo wir übernachteten und alsdann am folgenden Mittage (3 . Juni) bei Smithland au
der Mündung des Cumberland-F lu sse s eintrafen. Der Aufenthalt währte nur so
lange, bis man die Passagiere des Mediterranean eingenommen, dann setzten wir
die Beise hei slülem, heissem Wetter fort, wo sich der Ohio in seiner ganzen
Schönheit zeigte, liefen bei Cave in Bock vorbei (siebe Vignette VII des ersten
Bandes), schifften die Nacht hindurch und erreichten früh Morgens am 6 . Juni
Mount-Vernon, wo wir das Dampfschiff verliessen. In einem Gasthofe bestiegen
wir alsdann einen Wagen (Dearborn) nnd traten die Landreise nach Harmony an.
Dieser Weg , welchen ich schon früher beschrieben habe, war jetzt bei der
üppigen Belaubung der hohen Waldungen höchst angenehm, obgleich die Bäume an
vielen Slelleii, besonders die Buchen vom Froste gelitten hallen. Die schönsten
Stämme der Tulpen-, Storax- und Sassafras, so wie viele andere Bäume verbreiteten
luftigen Schatten, während unzählige Schmetterlinge uns unterhielten. PapiUo
Ajax, der blau nnd schwarze Philenor, der gelb nnd schwarze Turnus u. a. waren
sehr häufig, und der Kutscher stieg häufig von seinem Sitze, um mit seiner langen
Büchse ein Gericht der hier sehr zahlreichen grauen Eichhörnchen zu erlegen. Gegen
Mittag halten wir die Freude, Herrn S a y und unsere übrigen Bekannten zn
Harmony gesund wieder zu finden. Ich machte bier die Bekanntschaft des Herrn
R o b e r t D a l e O w e n , eines vielseitig gebildeten Mannes, und fand die belehrende
») E r ist ein Schiff von 600 Tonnen, hat 13 Boyler, unij 40 Mann, i
Pr. Maximilian t. AV. Beise d. N.-A. 3. Bd.
11 das Feuer zn untethalten.
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