April gewesen. Vielmehr scheint diese Depression ganz analog derjenigen zu seyn,
weiche im nördlichen Deutschland auch im Volksglauhen eine so wichtige Rolle
spielt, und die, wie ich an einem ändern Orte gezeigt h ab e» ) für Berlin dnrch
Vergleichung lOOJähriger Beobachtungen sich durchaus bestätigt; so dass namentlich
die Tage vom 1 0 — 1 3 Mai (besonders wenn mau die frühen Morgenstunden
betrachtet) iioriiialmässig k ä l t e r sind als die nächst vorhergehenden und nachfolgenden.
Als wahrscheinlichste Ursache dieser Depression habe ich dort den Aufgang
des Dwina-Eises bezeichnet, der nach vieljährigen Beobachtungen (seit 1 7 3 4 )
durchschnittlich am 1 1 . Mai erfolgt. E s liegt nun nahe, für das Innere Nordame-
r ik äs uud namentlich für die grossen Flussthäler (auch iu Mitteleuropa zeigen sich
die Maifröste für diese weit verderblicher, als fiir die hochliegenden Gegenden uud
für die Küstenslrecken) eiue ähnliche Ursache anzunehmen, nämlich den nahe gleichzeitigen
Aufgang des Eises in den ungeheuren Seeslrecken, die zwischen dem 5 0 ”
und 6 0 ” Br. sich hiuziehen. Dieser Aufgang kann nur erfolgen, wenn die Temperatur
uud die Höhe der Soune schon beträchtlich zugenommen hahen; alsdann aber
veranlasst die grosse Menge der schmelzenden Massen eiue mehr oder minder plötzliche
Absorplion der Wärme, die nur den südlicher gelegenen Ländern entzogen
werden kann. Nach obigen Resultaten fällt das Maximum und Minimum der Wärme
3 7 Tage nach den Solslitien ein und man hat
Mittlerer wärmster Tag Juli 1 9 , Mittellemperatur + 1 7 ”,1 3 B. [ 7 0 ”,5 3 F .]
„ „ kältester „ Jan. 1 9 , „ „ „ „ _ 3 »,68 B. [ 1 7 ,7 8 F .]
Wahrscheinlich liegen indess diese Extreme noch zu nahe. Man würde bei W eg lassung
des Mai, sowohl für T als auch insbesondere für m grössere Werthe erhalten,
und letzterer der Natur offenbar näher entsprechen. Indessen scheint es
noch uicht an der Zeit solche Einzelheiten zu discutiren; erst wenn wir aus jenen
Gegenden Reihen besitzen, wie wir sie für viele mitteleuropäische Orte aufzuweisen
haben, wird eiue Er;tscheiduug möglich seyn.
* ) Verh sn d liin g en des G a r le n b a u -V e r e in s zu B e rlin . Bd. 10. Heft 9 .
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Höchst merkwürdig erscheint der Gang der täglichen Differenzen. Allgemein
genommen sind sie , w ie schon bemerkt, weit stärker als in Mitteleuropa unter
gletchen Breiten, allein während hier die Differenzen des Winters durchschnittlich
kaum '/, von denen des Sommers betragen [in Berlin differiren nach meinen Untersuchungen
das tägliche Minimum uud Maximum im December um 2 ”,4 R . [ 5 ”, 4 F ]
im Juni um 8 ”,3 [ 1 8 ”, 4 ] , so zeigen sich am Missouri die Differenzen der Winter-’
monate sogar noch stärker als die des Sommers, ganz besonders aber steigen die
März-Differenzen der Wintermonate sogar zu einer Höhe, zu der vielleicht nnr das
Innere Sibiriens noch Beispiele aufweisen könnte. E s ist dies um so merkwürdig
e r , als die Unterschiede der Wintermonate sich auf Zeilintervalle von 5 - 6 die
der Sommermonate auf 9 Stunden beziehen. Die stärkste Differenz zeigt sich am
1 4 . März 1 8 3 3 , wo das Thermomeler in 6 Stunden um 2 0 “,9 R. [4 7 » , P ] steigt
wogegen der stärkste Fall am 3 1 . Februar vorkommt, wo das Thermometer von’
1 3 Uhr Mittags bis 7 Uhr des folgenden Morgens um 3 7 ”,3 [ 8 4 ”] herabsinkt.
Die stärksten analogeu Veränderungen, die ich für Berlin auffluden kann, sind
1 4 ”,3 [ 3 3 “,6 ] von Mo,-gen bis Mittag und 18",0 [ 4 0 ”,.5] vom Mittag bis zum
folgeudeu Morgen.
In Betreff der nachstehend anfgeführien W in d -R i c h lu „ g e n ist zn bemerken
dass die Beobachtungen durchgängig auf 8 Hauptwinde reducirt sind, zumal nur in
wenigen Monaten eine grössere Anzahl von Kompassstrichen berücksichtigt wordem
Vom August his December des Jahrs 1 8 3 3 ist die Windrichtung üherdiess nur
einmal [Morgens) regelmässig angegeben, sonst überall 3mal täglich. Der Gleichförmigkeit
wegen sind daher die in den genannten Monaten „nmitleibar enthahenea
Zahlen durcli 3 multiplicirt wordcii.
Pr. Maximilian v. W . Be ise d. N .-A . 3 . B.
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