und ihr gesellschaftliches Leben etwas zu ungünstig geschildert. Misstrauen und
Feindschaft sollen unter ihnen herrschen, weshalb sie nie unbewaffnet ihre Hütte
verliessen; alleiu ich kann bezeugen, dass die Indianer in ihren Dörfern und selbst
in der Nähe derselben häufig unbewaffnet sich sehen liessen, und nur in grösserer
Entfernung, uud AA^eun sie im grossen Anzüge erschienen, ihre Waffen iu der Hand
trugen; Streitigkeiten liabe ich nie unter ihnen bemerkt, Avobl aber Aveit mehr Einigkeit
und Ruhe, als in unserem civilisirten Europa.
Man hat vielfältig behauptet, die Geistesfähigkeiten der Indianer seyen geringer,
als die der Weissen; allein dies ist jetzt schon hinlänglich AAÜderlegt* ) und
H a r la n hat nicht unrecht**), Aveuu er sagt „man solle in der Ordnung der Menschenrassen,
deren B lum en b a ch fünf aunimmt, der americauischeii den Rang unmittelbar
nach der caucasischen anweisen.“ Wenn der Mensch nicht in allen seinen
Varietäten A^ora Schöpfer gleich vollkomniene Fähigkeiten erhielt, so bin ich
doch Avenigstens überzeugt, dass die Americaner in dieser Hinsicht deu Weissen
nicht iiachstehen. iVIauche unter deu Maudans hatten sehr viel Lerubegierde und
vielen Trieb, etwas Neues über höhere Gegenstände zu vernehmen, und wenn sie
nicht so sehr an den vou ihren Voreltern ererbten Vorurtlieilen hingen, so Avürden
viele von ihnen leicht zu unterrichten seyn. Die schlechten Beispiele,' welche sie
so oft von den in ihrem Laude lebenden und nach Geldgewinust umherstreifenden
Weissen beobachten, siud eben nicht geeignet, ihnen viel Achtung für unsere Rasse
einzuilössen und ihre Moralität zu verbessern * * * ) , uud wenn sie der cbristlicheu
Religion nicht geneigt gefunden Averden, so ist dies zum Theil gewiss Folge der
sclilecluen Beispiele, Avelche sie von den Weissen sehen, die sich Christen nennen
und liäufig unmoralischer sind, als die rohsten Indiauer f ) . Mau hat in vielen
i M c k e n n e y 1. cit. pag. 4 2 8 u. a. S c h rifts te lle r, auch d e r Missiouair P a r k e r
bezeuge n euerdings dasselbe.
**) S. F am a Americana pag. 14.
•**) S. S c h o o l c r a f t exped. o f Gov. Cass pag. 3 2 0 .
+:) Ueber den schlechten C h a rac ter v ie le r AVeissen, siehe Capt. F r a n k l i n I te Heise nach dem Eismeere
p. CG: h ie r finden sich überhaupt seh r g u te N a c h rich te n , welche a u f die me isten In d ian e r passen.
Il
americanischen und auswärtigen Werken den oft treffenden Verstand uud Witz,
das richtige Urtheil der Indiauer über alle im Leben vorkoniinenden Verhältnisse
aufgezeichnet, und es AAmrde Wiederholung seyn, dergleichen Beispiele hier anzuführen.
Oft Avird mau in Verlegenheit gesetzt, ihre auf richtige, natürliche Beur-
Iheilung gegründeten Fragen zu beantworten. Die eingewurzelt unlhätige Lebensart
der Indianer, Avelche alle angreifeude Arbeit verschmäht, ist eiu grosses Hinderniss
für die Annahme einer anderen Lebensweise hei ihnen; allein es fehlt ihnen
nicht an Anlagen zum Zeichnen, zur Musik u. s. av., welches durchaus in die Augen
fallend ist. Mehre Mandans fanden nicht nur viel Vergnügen am Zeichnen,
sondern besassen auch ein entschiedenes Talent dazu. Die Hieroglyphen sind bekannt,
Avelche die Indianer als Schrift gebrauchen, z. B. die Zeichnungen auf ihren
Roben, die Handzeicbnung des M a tó -T o p e , Tab. X X U., so Avie der indianische
Brief im Anhänge dieses zAveiten Bandes (ßeilage B.), bei Avelchem sich die nölhige
Erklärung befindet. Selbst über höhere Gegenstände dispmirten einige mit
Avahrer Passion; sie fragten nach unsern Ideen über die verschiedenen Weltkörper
und die Entstehung des Weltalls, vv^obei sie ihre eigenen albernen Traditionen selbst
für unzulänglich erklärten. Manche hingegen hielten auch unsere Ansichten über
diese Gegenstände für Aveit alberner, als die ihrigen, sie lachten laut, Avemi man
behauptete, die Erde sey rund und drehe sich um die Sonne, andere jedoch AA'arfen
unsere Ansichten nicht Aveg und meinten, die Weissen könnten so vieles ihnen Uu-
begreifliche liervorbringen, es könne auch wohl dieses richtig seyn.
In allen Werken, Avelclie über diese inerkAvürdigeu Völker handeln, findet mau
die zum Theil sehr kräftigen und wohl durchdachten Reden ihrer Anführer aufge-
zeichnet. Sie reden liäuilg in passenden Bildern und sagten ihren Av^eissen Unterdrückern
oft bittere VA^ahrheiten. Dr. M o r s e führt u. a. einige solche Phrasen an,
die bei Friedensschlüssen oder Kriegserklärungen gebraucht Avurdeu und mit Ave-
iiigen Wortcu viel sagten, Z. B. bei Kriegserklärungen „Das Blut unserer W e iber
und Kinder raucht auf dem Boden! „die Knochen unserer Krieger und alten