Da ich nicht im Sommer hier botanisiren konnte, so sind meine Pilanzenverzeicbnisse
für diese Gegend sehr unyollständig; allein B r a d b u r y uud N u t t a l l haben hier
mehr geleistet. Mehre officiuelle Pflanzen wachsen in der Nahe des Fortes, unter
ihnen besonders häufig die Grindelia squarrosa (Epinette de prairie), deren Theile
sämmtlich stark klebrig und sehr aromatisch sind. Sie ist heftig diuretisch und bei
Gonorrhöen wird ihr Thee mit dem besten Erfolge getrunken, wozu man sich der
ganzen Blumen frisch oder getrocknet hedient. Eine kleine Handvoll ist zu einem
Thee hiuläugUch. Die Artemisia (S a g e , Wormwood oder Absinthe) mit dem europäischen
Wermuthe ähnlichem Gerüche, ist ebenfalls höchst aromatisch, bitter und
ihr Thee sehr schweisstreibeud. Die Indiauer gebrauchen sie bei Wunden uud auch
als Zauber- oder Medecine-Kraut. Wenigstens zwei Species dieser Pflanzen kommen
hier v o r * ). Die Binde der hiesigen (W h ite - Oak) weissen Eiche, stopft unfehlbar
Diarrhöen, wenn man einen Absud davon trinkt. Die Brühe wird löffelweise
genommen, bis die Wirkung erfolgt. Die B la ck - oder Suake-Root (Galardia bi-
color) wächst ebenfalls hier. Eine andere Pflanze, welche mau Colt’s -F o o t uenni,
giebt einen gegen Diarrhöen sehr wirksamen T h ee, so w ie der von den Blättern
der Mentha arvensis (Balm) erhaltene, blutreiuigend, magenstärkend und schweiss-
ireibend seyn soll. An officinelleu Pflanzen fehlt e s in dieser Gegend nicht, dagegen
gänzlich an Aerzten, um dieselben anzuwenden.
Essbare Beeren giebt es mehre, u. a. die Poiries oder Cervis-Berries, die
Buffaloe-Berries, die Currants (R ib e s), unter denen die Stachelbeeren die leidlichsten
sind, uud iu den Wäldern in Menge Vorkommen. Berberis-Arten habe ich
nirgends am ganzen oberen Missouri bemerkt. Die wilden Weinstöcke (V itis ) erreichen
hier keinen hedeutenden Wuchs mehr, und geben nur ganz kleine Beeren
• ) L e u te , welcbe die R o e k y -M o u n ta in s t e r e is te n , h aben m ir v e rs ic h e rt, dass d o r t die Ab sinthes m it w eisslichen
B lättern 3 0 F u s s hoch w ac h sen , und e in en dicken h o lz ig en Stamm b ild e n , beso n d ers auch an d e r
Riv ière de l’absiuthe, einem in den Y e tlow -S ln iie inüntleuden F lu sse. E in e a n d e re n ie d rig e , s e h r sa lzig
schmeckende Pflanze b ild e t d o rt runclu F lec k en .auf dem Boden; sie is t im Sommer d ü r r und g r ü n t im
W in te r , w o die Pfe rd e von diesem F iu te r schnell dick werden.
von insipidem Geschmacke. Die Erdbeeren kommen in den Wäldern vor, und haben
eineu guten Geschmack. Brackenridge fand am 4 . Juli ihre reifen Früchte. Die sogenannten
Kirschen oder Choke-Cherries (P runus padus virgin.) sind trocken und
von schlechtem Geschmacke, dabei unverdaulich. Der wilde Reiss oder Folle-avoine
(Z iz a n ia aquatica) wächst iu den Seen 5 0 bis 6 0 Meilen nördlich von hier jenseit
des Missouri. E s ist bekannt, dass die nördlichen Indianer in der Nähe der grossen
Seen beinahe gänzlich von dieser Pflanze leben * ).
In deu Waldungen bei Fort-Clarke giebt es einige wenige Nutzhölzer. Die
Pappel (P o pu lu s) brennt trocken schnell, und giebt viel Hitze. Man benutzt, wie
gesagt, den süsslicheu Splint im Sommer, um ihn zu essen. Unter der frischen Rinde
ist das Pappelholz gelblich, trocken hingegen aschgrau. Im Winter giebt die Rinde
das Pferdefutter. Die hiesige Esche giebt gutes Geschirrholz, Axthelrae, und
wird zu Wagnerarbeit benutzt, auch die Ulmen haben brauchbares Holz. Von dem
Nutzen des Negundo - Ahorn zur Zuckerbereitung ist schon die Rede gewesen;
sein Holz ist schlecht, übrigens ist dieser Baum wohl unter allen mit am weitesten
über ganz Nord-America verbreitet. E s giebt hier zw e i Arten von Eichen, die
man White-und Red-O ak nennt; ich habe aber nicht Gelegenheit gehabt, sie zu
vergleichen, ob sie mit den in deu Vereinteu Staaten eben so benannten Arien identisch
sind. Die White-Oak giebt hier das beste Baubolz, dürfte also wohl identisch
mit Quercus alba seyn. Zum Färben braucht mau mehre Gewächse. Die
Wurzel der Savoyenne**) färbt schön roth, eben so die Buffaloe-Berries. Schwarz
färbt man mit den Samen der Helianthus, auch mit zerquetschter Weidenrinde.
Das Thierreich hat bei Fort - Clarke im Sommer mehre iuteressaute Arten.
Man beobachtet hier ziemlich die Thierarten der weiten westlichen Prairies mit ei-
• ) Nach N u t t a l l ( s . Governor Cass. e xped. e tc. p. 2 5 9 ) so ll d e r w ild e R e is s am Missisippi n ickt w e ite r
eiidlicli v e rk om m en , a ls 41® n ö rd lic h er Bre ite. Mehr ü b e r diese Pflan ze und Ih ren Nu lz en siehe 1. c.
p ag. 2 0 1 , f e r n e r bei M ’-kenney a nd H a ll (h ist, o f the In d ia n -TYib es etc. Y. 1. pag. 3 0 u. a. a. 0 .)
**') Sie so ll e ine n ie d rig e Pflanze m it w e is se r Blume, ih re W u rz e l d ü n n , la n g und fadenförmig s e y n ; ich
habe a b e r dieses Gewächs n ich t zu sehen bekommen.