Unseren Weg nahmen wir in der Richtung des genannten Hügels, und beobachteten
an Sumpfstellen die schöne blaue Iris, iu der trockenen Prairie häufig
Rudbeckia purpurea, so wie andere schöne Pflanzen. Die Gebüsche bestanden aus
niederen Eichen-, Haselnuss- und Traubeukirsch-Gesträuchen und dergleichen; in
ihrem Schatten ruhete das Rindvieh, oder grasete umher. Schirmförmige Gleditschia
triacantbos wuchsen besonders an deu Zäunen, sie siud bier die Baumform, welche
am meisten an die zahlreichen Mimosen heisser Climate erinnert. Vom Flusse rechnet
man 6 Meilen bis zu dem Monks-Hill, welchen wir nun allmählig immer deutlicher
sich vor uns erheben sahen. Er ist mit Grasboden uud eiuzeluen allen Bäumen
bewachsen, und schön aus der Ferne bemerkt man auf ihm eiuige neue weiss-
gelblicbe hölzerne Gebäude. In der prairie befand sich in dieser Gegend ein Trupp
alter bochstäinraiger Pappeln, unter welchen eine Heerde von Rindvieh den Schatten
zur Ruhe gesucht hatle. Wir Hessen hier unseren Wagen stehen; allein der
daselbst das Regiment führende kräftige Stier schien uns anfänglich den Platz streitig
machen zu wollen. Der schöne rotbscbulterige Trupial (Psarocolius phoeniceus)
hielt sich in diesen Bäumen auf, die Staarlerche (Sturnella) belebte die Prairie und
auf den Zäunen sah man den gelbbrüstlgen Finken mit schwarzer Kehle (Fring.
flavicollis Gm.) sitzen. Blackbirds schwärmten umher, und Schmetterlinge flatterten
überall an deu Blumen, während eine heisse Mittagssonne brannte.
Interessant ist der Anblick der indianischen Hügel, deren Anzahl bedeutend ist,
indem ihrer S a y 7 5 zählte. Sie liegen zum Theil gepaart, jedoch meist einzeln in
der Reihe. Einige sind noch kegelförmig, andere schon sehr abgeflächt * ). Auch
auf dem jenseitigen Missisippl-Ufer bei St. Louis Hegen dergleichen Hügel, von
welchen indessen die meisten durch die Bauten zerstört wurden, und nur noch einige
existiren**). Leider ist die so viel besprochene Bestimmung uud der Ursprung
dieser merkwürdigen Hügel und Wälle, ungeachtet aller Muthmassniigen noch immer
*) Sielie Major L o n g s exped. Vol. I. pog. 58.
•* ) Ibid. pag. 55.
Dicht aufgeklärt, und allein die Begiermig der Vereinten Staaten hätte in diesem
Felde die nöthigen Materiaiien sammeln können, wenn mau instrmrte Männer mit
der Aufgrabung, genauen üntersuchnng, Aufnahme und Beschreibung aller jener
in der Union zerstreuten Denkmäler beauftragt hätte. Noch jetzt ist es zum TbeQ
Zeit, viel für eine solche hOchst interessante Untersuchung zu thnn; allem es ist
in dieser Hinsicht kein Augenblick mehr zu verlieren! Baron Alexander v. Humb
o ld t hat in seinen vorlrefaicheu Werken eine interessante Abhandlung über diesen
Gegenstand g egeben»), und mehre americanische Gelehrte haben manches darüber
gesammelt nnd bekannt gemacht, W a r d e n hat die Grandrisse und Plane einiger
dieser Denkmäler gegeben; alleiu so lange nicht mit Kraft die Aufgrabnng derselben
allgemeiu augeordnet wird, ist nicht anf eiu günstiges Resultat zn hoffen. Vielleicht
würde man auch bei St. Louis die mit den mexicanischen nbereinslimmenden
Feuersteiiimesser finden, welche ich in meinem Atlasse habe abbilden lassen » * ).
Diese Hügel haben zum Theil grosse Aehnlichkeit mit den alt-deutschen Grabhügeln,
welche wir noch überall iu unseren Waldungen fiuden. Bin neuerer Reisender » » » )
vermuthet, die americanischen Hügel seyen nicht durch Kunst, sondern von der Natur
hervorgebracht, da man rundum keinen Graben linde, ans welchem die Erde
genommen sey; allein diese Ansicht ist leicht za widerlegen, da die Hügel und
Wälle in regelmässigen Figuren und Linien aiigeordnet sind, auch sehen wir ja m
den deutschen Wäldern um die Grabhügel hemm nie einen Graben oder eine Vertiefung.
Die Erde wurde in der Umgehung oben abgenommen, ohne dass man einen
Graben ausgeworfen hätte.
Was die regelmässige Lage der Grabhügel von St. Louis anhetrilft, so hahen
. , s , . i . e r . v , „1 N— » ö -i. ni.
bau ten nocli j e t z t aolche H iigel; nllein man k ann ¿¡g Angabe d e r F ig u re n bei-
*») Ich muss h ie r n nm e rk e n , dass Band I. , p . j. g teu t das mexicanische Obsidiand
e r a lt indianischen Messer au sgelassen wu rd e . Tab. X L V n i . b g
M e sser, Fig . II. das von Fe u e rstein aus den Indiens de i'Amer.
•♦*) S. Dr. De W e t t e Beise in Nord-Amenca pag. 1 38 und V a
d u Nord.